Arda Fanfiction

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Die Hoffnung des Abendsterns

von Alistanniel

Begegnung im Wald

Aragorn wanderte wieder einmal in den Wäldern rund um Bruchtal. Inzwischen kannte er jeden Baum und jeden Strauch. Es war früher Nachmittag. Eigentlich hatten ihm Elladan und Elrohir eine Lektion in Bogenschießen geben wollen, doch ihnen war etwas dazwischen gekommen. Deswegen unternahm der junge Mann allein einen Streifzug durch die Wälder.

Plötzlich hielt er inne. Er fühlte die Gegenwart eines anderen Geschöpfes. Vermutlich war es irgendein Tier, dachte er, und begann sich umzusehen. Da bemerkte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Schnell vollführte er eine Drehung um die eigene Achse - und blickte direkt in das Gesicht einer hochgewachsenen Frau.

Ihr schmales Gesicht wurde von langem ebenholzfarbenem Haar umrahmt. Das dunkelblaue Kleid, dass sie trug, brachte jede einzelne Rundung ihres Körpers zur Geltung. Aber das wohl

Auffälligste waren ihre klaren grauen Augen. In ihnen lag das Wissen von über zweitausend Lebensjahren.

„Mae govannen", sagte sie.

Jetzt fand auch Aragorn seine Sprache wieder und erwiderte die Begrüßung. „Ich bin Estel."

„Estel" wiederholte sie und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Demonstrativ blickte sie auf seine Hände hinab. „Kein Frosch dieses Mal?"

„Bitte?" Er wusste zunächst nichts damit anzufangen, aber dann kam ihm eine Situation in den Sinn, in der er als kleiner Junge der Frau, die auf ihn aufgepasst hatte, einen Frosch in den Schoß geworfen hatte, weil sie mit ihm geschimpft hatte. Das Blut schoss ihm ins Gesicht. „Das wart Ihr damals?"

Sie lachte leise, „Es braucht Euch nicht peinlich zu sein. Ich war solche Streiche von meinen Brüdern Elladan und Elrohir gewöhnt." Aragorn fiel es wie Schuppen von den Augen. „Ihr seid Arwen, Elronds Tochter", entfuhr es ihm.

Interessiert beäugte er den Stoffbeutel, den sie in der Hand hielt. Als sie seinen Blick bemerkte, öffnete sie ihn, damit er hinein sehen konnte. Er war mit reifen Walderdbeeren gefüllt.

„Ich habe sie eben gepflückt, um daraus Marmelade für meinen Vater zu machen", meinte sie.

Aragorns Augenbraue wanderte nach oben. In fast zwanzig Jahren war ihm noch nie aufgefallen, dass sein Ziehvater Erdbeermarmelade schätzte.

„Wollt ihr mich heim nach Imladris begleiten?"

„Sehr gern", Aragorn nickte bestätigend.

Arwen stieß einen Pfiff aus, woraufhin leises Hufgetrappel hörbar wurde. Ein weißes Pferd näherte sich.

Als sie seine verwunderte Miene sah, schmunzelte sie. „Denkt ihr ich gehe den ganzen Weg von Lothlórien hierher zu Fuß?"

Verlegenheit stahl sich auf sein Gesicht. Er hatte sich schon mit einigen hübschen Elbenfrauen unterhalten, aber in Verlegenheit hatte ihn noch keine von ihnen gebracht. Vielleicht lag es auch daran, dass er noch nie eine Frau von solch atemberaubender Schönheit wie Arwen gesehen hatte.

Die beiden machten sich auf den Weg nach Bruchtal. Das Pferd ging hinter ihnen her. Aragorn zeigte beträchtliches Interesse an seinen Schuhspitzen. Er hätte gerne etwas zu seiner Begleiterin gesagt, jedoch fiel ihm nichts ein, worüber er mit ihr reden könnte. Dass sie ihn für einfältig oder ungehobelt hielt, wollte er auf alle Fälle vermeiden.

„Seid Ihr immer so gesprächig?" fragte sie unvermittelt.

Aragorn wurde heiß und kalt zugleich. „Ich… ähm… eigentlich nicht", stammelte er, während er wieder rot anlief.

„Ist in Imladris etwas vorgefallen, von dem ich wissen sollte?"

„Nein, das heißt, mir fällt nichts ein."

Zwischen den Bäumen kamen jetzt die ersten Gebäude in Sicht. Zum Glück, dachte Aragorn. Er wusste zwar nicht, womit sie ihn hätte noch blamieren können, aber dennoch war er froh sich nicht weiter zum Narren machen zu müssen. Da Arwen als erstes ihren Vater begrüßen wollte, bot er an ihr Pferd für sie in den Stall zu bringen. Dieses Angebot nahm sie natürlich dankend an.

Das Tier folgte Aragorn ebenso bereitwillig wie zuvor seiner Herrin. Nachdem er endlich eine Bürste gefunden hatte, begann er damit es zu striegeln, während er leise mit ihm sprach.

„Wenn du bloß sprechen könntest, mein Freund. Dann könntest du mir sagen, womit sich deine Herrin beeindrucken lässt", murmelte er.

Das Pferd schnaubte, als wolle es ihm eine Antwort geben..

„Was glaubst du, Ninim, was denkt sie von mir?" fragte er, während er die Bürste über das Fell des Tieres bewegte. „Wahrscheinlich hält sie mich für einen dahergelaufenen Einfaltspinsel."

Das Pferd wackelte mit den Ohren und wieherte leise.

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