Arda Fanfiction

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Falling

von Nathalie

Kapitel 1

Es ist, als ob man versucht aufzustehen… nur um zu fallen, wieder und wieder.

Seit meine Mutter uns verlassen hatte, für immer, war nichts mehr so wie früher. Erst war es langsam, schleichend. Ich bemerkte es kaum, war einfach noch zu jung, und mich jetzt daran zu erinnern, wie es anfing. Nur eines weiß ich noch: Nachdem es einmal angefangen hatte, war es nicht mehr aufzuhalten. Plötzlich war alles anders.

Und gleichgültig, wie sehr ich mich bemühte – immer wieder versagte ich. Jedes Mal, wenn ich meinen Kopf erhob, verfehlte ich das, was ich zu erreichen suchte… meinen Vater, der mir zunehmend weniger von seiner Liebe und seinem Respekt schenkte. Statt dessen war mein Bruder das Zentrum seiner Aufmerksamkeit geworden.

Nicht, dass ich neidisch war – nein. Nicht auf meinen Bruder. Ich erfreute mich an seinen leuchtenden Augen, wenn Vater ihn lobte… und war dankbar für die verständnislosen Blicke, wenn Vater mich schalt. Für Dinge, für die ich nichts konnte. Aber es dauerte lange, bis ich dies begriff. Lange Zeit dachte ich wirklich, dass es meine Schuld war – all die Soldaten, die zerstörten Städte… alles war meine Schuld.

Jedes Mal, wenn ich meinen Kopf hob, verfehlte ich den Himmel.

Es war nicht mehr aufzuhalten. Weiter und weiter entfernte ich mich von meinem Vater, größer und größer wurde die Kluft zwischen uns – zu groß, um sie jemals wieder schließen zu können. Ich spürte jeden Tag, wie es kälter wurde um mich herum, wie mich die Liebe meines Vaters verließ.

Gleichzeitig fühlte ich, wie mein Bruder beinahe erdrückt wurde von eben dieser Liebe, die mir so sehr fehlte. Manchmal hörte ich, wie er versuchte, meinen Vater zur Vernunft zu bringen… in diesem Momenten fühlte ich jähe Dankbarkeit in mir aufkeimen. Doch diese wichen – ebenso schnell, wie sie gekommen waren – wieder der alten Resignation. Warum versuchte ich es eigentlich immer wieder?

Jedes Mal, wenn ich aufstand, fiel ich wieder zurück..

Mit jeden Tag erschienen mir die Hallen meines Vaters ein wenig kälter, sein Blick härter, sein Herz steinern. Minas Tirith, diese Weiße Stadt, die ich sosehr geliebt hatte – früher. Jetzt erschien sie mir wie ein Gefängnis aus weißen Steinen. Ein Gefängnis, in dem ich mich selbst gefangen hielt – dadurch, dass ich es immer wieder versuchte.

Jedes Mal, wenn ich versuchte zu fliegen, falle ich wieder – ohne Flügel.

Ich stürze, wieder und wieder und wieder. Hinein ins Dunkel und in die Kälte. Dort gibt es nichts mehr… ich habe das Gefühl zu erfrieren, hier, in dieser Stadt. Dunkel und trüb sind meine Tage geworden, im vergeblichen Kampf um die Liebe meines Vaters.

Dennoch… ich werde nicht aufgeben.

Ich hebe wieder meinen Kopf, stehe auf… und beuge meine Knie, um wieder zu fallen.

Ende

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