Arda Fanfiction

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Moréndas Rache

von Celebne

Ein heimtückischer Mord

Éowyn wurde schwächer und schwächer. Der Prozeß ging sehr langsam vor sich, so dass es kaum Jemand merkte. Faramir jedoch war rührend besorgt um seine Frau. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und es zermarterte ihn schier, dass ihr trotzdem nicht helfen konnte. Mórenda aber war mehr als zufrieden mit ihrem Werk: es lief alles wie am Schnürchen. Eines Abends, als Faramir außer Haus war, ging sie in ihr Gemach und zog den einen Palantir, den sie in einer Kleidertruhe verbarg, heraus. Sie musste unbedingt  mit Celebratwen, ihrer "Vertreterin"  im Orthanc, Kontakt aufnehmen.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann tauchte Celebratwens grimmiges Gesicht im Palantir auf.
"Es wird Zeit, dass du dich meldest, meine Gefährtin", meinte Celebratwen schlechtgelaunt. "Während du dich in Ithilien amüsierst, wird deine Armee hier allmählich unruhig. Die Orks und Menschen sind es nicht gewohnt, längere Zeit Seite an Seite hausen zu müssen. Sie brennen darauf, endlich in den Krieg ziehen zu dürfen".

"Gut, dann laß sie ein paar Dörfer an der Westpforte von Rohan überfallen", erwiderte Mórenda achselzuckend. "Das wird sie eine Zeitlang zufrieden stellen".
"Aber das wird Rohan und auch Gondor aufmerksam auf uns machen", sagte Celebratwen besorgt.
"Das passt mir ganz gut in den Kram", erwiderte Mórenda. "So kann ich mein Werk ungestört fortsetzen. Wenn Faramir in den Krieg ziehen muß, dann kann ich Éowyn in Ruhe den Rest geben".
"Wirkt denn das Natter-Kraut schon bei ihr?"
"Allerdings", meinte Mórenda zufrieden. "Ich musste jedoch die Dosis zurückschrauben, sonst geht es allzu schnell. Éowyn ist  bereits süchtig nach meinem Tee".
"Du bist ein schlimmes Mädchen", kicherte Celebratwen. "Saruman wäre stolz auf dich".
Mórendas Blick verdüsterte sich, als sie an ihrem Bruder denken musste.
"Die Ents kommen auch noch an die Reihe, verlaß dich drauf, Celebratwen".

* * *

Minas Tirith, eine Woche später:
Ein erschöpfter Reiter aus Rohan wurde hinauf in die Turmhalle zu König Aragorn gebracht. Aragorn hatte gerade eine Besprechung mit seinen Beratern, an der auch Faramir als Statthalter teilnahm.
Erschrocken hoben alle den Kopf, als der Rohirrim in den Thronsaal taumelte. Zwei Wachen mussten ihn stützen, sonst wäre er vor Erschöpfung umgekippt. Aragorn und Faramir traten hin zu ihm.
"Sprich, Mann aus der Riddermark!", sagte der König ahnungsvoll.

"Ich bringe schlechte Botschaft aus Rohan", keuchte Eodrid, der Bote. "Orks und Südländer haben mehrere Dörfer an der Westpforte überfallen. Es wird berichtet, dass in Isengard eine rießiges Heer zusammengezogen wurde".
"Aber das ist unmöglich!", rief Faramir entsetzt.
"Erzählte nicht Éomer kürzlich bei unserem Fest, dass Orks und Südländer in der Nähe des Nebelgebirges gesehen wurden?", grübelte Aragorn laut.
"König Éomer bittet um die Hilfe Gondors", fuhr Eodrid fort. "Der Feind ist zu übermächtig für Rohans Truppen".
"Ich muß meinem Schwager helfen", sagte Faramir beunruhigt zu Aragorn. "Ich werde mit meiner ithilischen Armee so bald wie möglich nach Rohan aufbrechen".
"Auch Gondor wird helfen", nickte Aragorn.

* * *

Emyn Arnen, am nächsten Tag:
Éowyn sah mit halbgeschlossenen Augen zu, wie Faramir seinen Lederharnisch und seine Waffen aus der großen Truhe im Schlafgemach herausholte.
"Was hast du vor?", fragte sie mit schwacher Stimme.
Faramir sah sie an: er konnte ihr unmöglich die Wahrheit darüber sagen, was passiert war. Ihre Heimat war angegriffen worden und ihr Volk befand sich in höchster Gefahr. Die Aufregung konnte sie womöglich umbringen.

"Ich muß für einige Wochen weg, meine Liebste", sagte Faramir vorsichtig. "Aragorn braucht mich und meine Männer bei einem Einsatz gegen Diebesbanden. Es ist nichts Schlimmes weiter".
"Pass gut auf dich auf", murmelte Éowyn schläfrig. Faramir drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Er hatte das Gefühl, dass sie schon wieder ein wenig schwächer geworden war. Eigentlich durfte er hier gar nicht fort, aber sein Schwager und Aragorn rechneten fest mit ihm. Und er wusste, dass Éowyn einverstanden damit wäre, wenn sie die Wahrheit wüsste. Sie selbst war ja einst als Schildmaid für Rohan in den Krieg gezogen.

Am nächsten Morgen versammelte sich Ithiliens Armee vor den Hügeln von Emyn Arnen und wartete auf den Fürsten.
Schweren Herzens verabschiedete sich Faramir von Éowyn und er nahm auch kurz das Baby aus der Wiege in seine Arme. Als er hinausging, lief ihm Mórenda über dem Weg.
"Pass mir gut auf Éowyn und Ecthelion auf, ja? Und wenn es meiner Frau schlechter geht, so lasse nach Ioreth - oder noch besser - nach Mithrandir schicken".
Mórenda verneigte sich höflich.
"Wie mein Herr befiehlt".
Als Faramir aus ihrem Blickfeld verschwunden war, lächelte sie böse.

Faramir ließ Éowyns schlechter Zustand jedoch keine Ruhe: er schickte noch schnell einen Boten zu Ioreth, der großen Heilkundigen von Minas Tirith. Mórenda bekam das nicht mit: sie war sofort nach Faramirs Abreise in den Garten geeilt und pflückte frische Giftkräuter für Éowyns Tee. Dann lief sie schnell in ihre Kammer und nahm durch den Palantir Kontakt mit ihrer Freundin Celebratwen auf.
"Gondor zieht gerade los in den Krieg", berichtete Mórenda aufgekratzt.
"Wir sollten jetzt handeln", meinte Celebratwen. "Du hattest doch etwas mit den Ents vor, oder?"
"Genau", sagte Mórenda grinsend. "Pass auf....."

Wenige Stunden später tauchte die alte Ioreth auf dem Anwesen des Fürsten von Ithilien auf. Mórenda beobachtete besorgt, wie Ioreth mit ihrem großen Kräutersack in Éowyns Schlafgemächern verschwand.
Ioreth untersuchte Éowyn von Kopf bis Fuß. Dann rief sie die Amme zu sich, die den kleinen Ecthelion säugte.
"Seit wann geht das schon so, Filas?", fragte Ioreth misstrauisch die junge Frau.
"Schon seit Wochen", erzählte Filas. "Nach der Geburt war Éowyn zwar auch ziemlich schwach, aber das besserte sich dann. Doch plötzlich ging es ihr wieder schlechter".
Ioreth sah sich im Zimmer um, untersuchte Éowyns Kleider und ihr Bett. Dann sah sie den Becher neben ihrem Bett stehen, wo sich noch ein Rest Tee, den Mórenda ihr gebraut hatte, befand. Ioreth schnupperte argwöhnisch hinein.
"Das ist ja Natter-Kraut", bemerkte sie entsetzt. "Wer gibt ihr das zu trinken?"
"Keine Ahnung", meinte Filas achselzuckend. "Sie lässt sich den Tee jeden Tag aus der Küche bringen".

Ioreth nahm den Becher und ging damit in die Küchenräume. Dort arbeitete gerade ein Küchenjunge.
"Braust du diesen Tee für die Herrin?"
"Ja, natürlich", sagte der dicke Gurold beleidigt. "Stimmt damit etwas nicht?"
"Allerdings", erwiderte Ioreth wütend. "Du braust ihn aus Giftkräutern, Junge!" Gurold wurde totenblass.
"Ich sammle die Kräuter aber nicht, Frau Ioreth! Das macht das Kindermädchen immer".
"Wo ist das Mädchen?", schnaubte Ioreth auf.
Mórenda saß immer noch vor dem Palantir, als Ioreth in ihre Kammer gestürmt kam. Erschrocken drehte sich die junge Zauberin um.
"Das gibt es nicht!", zischte Ioreth böse. "Du hast einen der Palantiri gestohlen - sie sind das Eigentum von König Elessar".

Mórenda wurde nervös. Was wusste diese Alte noch alles? Unter ihrem dunkelblauem Mantel tastete sie heimlich nach einem Dolch.
"Und ich weiß jetzt, dass du die Herrin Éowyn langsam vergiftest mit deinem Gift-Tee - leugne es nicht, du Hexe!" Ioreth baute sich vor Mórenda in ihrer vollen Größe auf und wirkte plötzlich gar nicht mehr so gebrechlich wie sonst.
Mórendas Hand hielt den Dolch fest umklammert. Die alte Heilerin wusste einfach zu viel. Es gab nur eine Lösung...

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