Arda Fanfiction

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Moréndas Rache

von Celebne

In Lebensgefahr

Faramir ritt wie von Furien gehetzt. Seinem Pferd stand bereits der Schaum vor dem Maul und Faramir blutete das Herz, das Tier fast  zu Tode zu reiten. Aber die Angst um Éowyn ließ ihm keine Minute Ruhe. Kurz vor Sonnenaufgang sah der rotblonde Statthalter bereits die fernen Hügel von Emyn Arnen und die Silhouette seines Gutes.
Filas hatte sich und Éowyn im Schlafzimmer eingeschlossen. Seit heute Nachmittag war Ioreth spurlos verschwunden: so etwas tat Ioreth nie, selbst wenn sie zu einem dringenden Fall gerufen wurde, verabschiedete sie sich doch und sah noch mal nach der erkrankten Person. Filas hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube. Jemand versuchte ihrer Herrin, Gift zu verabreichen und dieser Jemand war hier in diesem Hause. Filas beobachtete, wie Jemand leise versuchte, die Tür von außen zu öffnen. Aber zum Glück war der Riegel vorgeschoben. Mórenda schäumte vor Wut. Es war höchste Zeit, ´Eowyn zu töten. Viel zu lange hatte sie sich an ihrem "Gift-Spielchen" geweidet. Sie rannte in ihr Zimmer und holte ihr Schwert hervor, dass Saruman einst selbst in Isengard geschmiedet hatte. Wehmütig dachte Mórenda an ihren Bruder. Mit dem Schwert in der Hand ging sie entschlossen in den Hof hinaus. Sie würde durch das Fenster zu Éowyn in das Zimmer klettern.

Während Éowyn ruhig schlief, konnte Filas die ganze Nacht kein Auge zumachen. Die Angst vor dem Mörder im Haus ließ ihr keine Ruhe. Sie war jetzt ganz sicher, dass Ioreth tot war. Filas besaß das zweite Gesicht und hatte oft solch dunkle Vorahnungen. Plötzlich merkte die junge Amme, dass sich Jemand am Fenster außen zu schaffen machte. Sie sah Mórendas wutverzerrtes Gesicht an der Scheibe und schrie gellend auf.

In diesem Moment kam Faramir in den Hof geprescht. Mórenda drehte sich erschrocken um. Faramir versuchte das Pferd zu stoppen, doch der zu Tode erschöpfte Fuchs brach zusammen und riß Faramir mit sich zu Boden. Faramir blieb einen Moment benommen liegen. Diesen Augenblick nutzte Mórenda eiskalt aus. Sie rannte mit ihrem Schwert herbei, bereit, es in Faramirs Leib zu stoßen. Faramir gelang es in letzter Sekunde, sich zur Seite zu rollen. Er kam jetzt nicht an seine Waffen heran, die sich am Sattel des toten Pferdes befanden. Mórenda brüllte enttäuscht auf, weil sie Faramir nicht erwischt hatte. Erneut drang sie mit dem Schwert auf ihn ein. Wieder gelang es Faramir auszuweichen. Lange konnte er dieses Spielchen nicht mehr mitmachen. Der mörderische Ritt forderte auch bei ihm seinen Tribut. Er taumelte schließlich und fiel auf die Knie. Mórenda lachte triumphierend und holte mit ihrem Schwert zum entscheidenden Schlag aus. Doch plötzlich erstarrte sie und ihr Schwert fiel klirrend zu Boden. Sie kippte nach vorne und fiel aufs Gesicht. Faramir sah jetzt, dass ein gefiederter Pfeil in Mórendas Rücken steckte. Er kannte die Pfeile: es waren die Seinen. Dann sah er, dass Éowyn mit ihrem Bogen im geöffneten Fenster stand und ihm zuwinkte. Erleichtert lief Faramir zu ihr hinüber.
"Bei den Valar, du lebst!", rief er freudig aus und schloß sie in die Arme. "Ich dachte schon, ich komme zu spät".

Minas Tirith, eine Woche später:

Mórenda überlebte ihre schwere Rückenverletzung und befand sich nun im Kerker von Minas Tirith. Inzwischen war Aragorn mit dem Heer Gondors wieder zurückgekehrt. Mórendas Armee war erfolgreich vernichtet worden und Friede herrschte wieder im Land. Celebratwen  war zurück nach Angmar geflohen. Nie wieder wollte die Hexe einen Fuß in südliche Gefilde setzen.
"Was machen wir mit Sarumans Schwester?", fragte Aragorn und sah dabei Faramir und Éowyn an. "Sie hat den Tod auf dem Scheiterhaufen verdient".
"Nein, Faramir und ich wollen nicht, dass Mórenda stirbt", sagte Éowyn sanft. Faramir legte den Arm um die Schultern seiner Frau.
"Es sind genug Menschen wegen Mórenda gestorben", fügte der rotblonde Statthalter hinzu.
"Schickt Mórenda in die Verbannung auf die Insel Ufalas".
Aragorn seufzte. Seine Königin, die einen stolzen Babybauch trug, setzte sich zu ihm.
"Laß Faramir und Éowyn in diesem Fall entscheiden, mein König", sagte Arwen in ihrer wohlklingenden Elbenstimme.
"Gut, so sei es", nickte Aragorn schließlich.
Mórenda wurde am gleichen Tag mit einer Gefängniskutsche zum Hafen von Belfalas gefahren. Durch das vergitterte Fenster des Karren saß sie die Weiße Stadt immer kleiner werden und schließlich ganz schwinden.
"Eines Tages werde ich bestimmt zurückkehren", murmelte sie leise vor sich hin und ballte die Fäuste.
"Vergiß es", sagte ein Mitgefangener, der sein Gesicht mit einer Kapuze verhüllt hatte.
"Laß mich in Ruhe!", fauchte Mórenda wütend.
Der Mitgefangene nahm seine Kapuze ab und Mórenda blickte entsetzt in Boromirs Gesicht.
"Ich werde dafür sorgen, dass du Faramir und Éowyn für immer in Ruhe lässt", sagte er entschlossen. Mórenda wurde ohnmächtig. Als sie wieder erwachte, saß sie völlig alleine in der Gefängniskutsche.
Erst viele Jahre später sollte ihr es gelingen, die Gefängnisinsel zu verlassen.

END

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