Arda Fanfiction

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Die Chroniken von Ithilien

von Celebne

Auf Biegen und Brechen

Der dunkle Weg nach oben war nicht einfach für große Menschen und Elben zu bewältigen. Faramir, der sich aus Sorge um Éowyn sehr beeilte, hatte sich schon einige Male den Kopf an der niedrigen Höhlendecke angestoßen. Doch endlich landete er in dem austrockneten Brunnen. Kurz nach ihm kletterte Legolas in den Brunnen hinein. Faramir blickte zweifelnd nach oben: die Mauer des Brunnens war sehr glatt. Leicht konnte man beim Hinausklettern abrutschen. Doch er hatte nicht mit der Geschicklichkeit der Elben gerechnet.

Für Legolas war es einfach, nach oben zu gelangen. Mit zwei bis drei gewagten Sprüngen hatte der Elb den Brunnenrand erklommen. Er band ein Elbenseil an dem Holzgewinde fest, mit welchem man früher Wassereimer in und aus dem Brunnen befördert hatte, und ließ das lose Ende sodann in die Tiefe fallen. Faramir bekam das Seil zu fassen und kletterte mühevoll an der Wand empor. Einige Male rutschte er fast ab, doch schließlich hatte er es geschafft. Keuchend zog er sich am Rand hoch und ließ von Legolas aus dem Brunnen helfen. Der Elb passte auch gleichzeitig auf, damit sie nicht gesehen wurden bei dieser Aktion. Der nächste, der aus dem Brunnen kletterte, war Gimli. Der Zwerg fluchte einige Male laut, weil er ständig abrutschte. Faramir und Legolas zogen ihn schließlich mit vereinten Kräften heraus. Es dauerte einige Zeit, bis alle Soldaten und Elben aus dem Brunnen heraus waren. Inzwischen war es wieder dunkel geworden.
Faramir und Legolas hatten als erste begonnen, sich zum Haus zu schleichen. Drinnen war alles ruhig. Offensichtlich hatten die Schurken sich schlafen gelegt.



Areanor und Bergil waren auch mitgekommen. Sie gehörten zu den letzten Personen, die aus dem Brunnen kletterten. Der Knabe war außer sich vor Sorge um seinen Vater: er war der einzige Verwandte, den er noch hatte. Die junge Frau hatte großes Mitleid mit dem  aufgeregten Jungen. Sie sah, dass sich Faramir, Legolas und die anderen auf Éowyns Befreiung konzentrierten.
„Komm, wir werden deinem Vater helfen“, flüsterte sie Bergil aufmunternd zu. „Du musst mich nur zu den Gesindebehausungen führen, wo man ihn mit den anderen eingesperrt hat.“
Bergil strahlte, als er das hörte, und er führte Areanor heimlich aus dem Garten vor in den Hof.
„He, was habt ihr vor?“ rief ihnen einer der Männer mit gedämpfter Stimme nach, der das zufällig beobachtete.
Doch die beiden hörten nicht auf ihn.



Währenddessen war es Faramir und Legolas gelungen, nahezu lautlos ein Fenster im Erdgeschoss des Hauses zu öffnen. Der leichtfüßige Elb schwang sich als erster in das Haus hinein. Es war wichtig, dass es bei der ganzen Aktion möglichst leise zuging. Schließlich war Éowyns Leben dadurch im höchsten Maße gefährdet. Die Freunde hatten keine Ahnung, wo Ohtar die Fürstin hingebracht hatte. Faramir vermutete, dass sie sich in den oberen Räumen des Hauses befand. Ihm klopfte das Herz bis zum Halse. Er hoffte, dass dieser Schurke seiner Gemahlin nichts Schlimmes angetan hatte. Ein Leben ohne Éowyn konnte und wollte er sich nicht vorstellen. Sie war der einzige Mensch auf der Welt, den er noch hatte. Rasch verdrückte er die aufsteigenden Tränen und schlich zusammen mit Legolas leise die Treppe hinauf. Gimli sorgte dafür, dass noch mehr Soldaten in das Haus gelangten. Doch dann geschah es:  ein Soldat, der Faramir die Treppe hinauf folgen wollte, machte einen unachtsamen Schritt und stolperte. Es gab ein lautes Gepolter, als er in seiner Rüstung hinfiel. Im Nu wurden oben die Türen aufgerissen und die Schurken kamen herausgelaufen.
„Alarm!“ schrieen sie im Durcheinander.
Faramir fluchte ärgerlich auf: Éowyn war noch nicht gefunden und jetzt hatten sie Ohtar und seine Leute am Hals.


Zur gleichen Zeit befanden sich Areanor und Bergil auf dem Hof. Als sie drinnen im Haus Lärm hörten, beeilten sie sich zum Gesindehaus zu kommen. Doch die Tür war abgeriegelt und das Schloß versperrt. Der Schlüssel fehlte.
„Vater!“ schrie Bergil aufgeregt durch die Tür.
„Mein Sohn!“ rief Beregond von drinnen. „Hast du Hilfe mitgebracht?“
„Ja, aber wir können die Tür nicht öffnen“, erwiderte der Knabe verzweifelt.
Areanor währenddessen besah sich die Fenster, deren Holzläden ebenfalls verschlossen waren. Sie sah, dass diese von außen nur durch Stecken gesichert waren und schob diese heraus. Die Läden ließen sich jetzt problemlos öffnen. Sofort drängten die Eingesperrten an die Fenster.
„Versucht, aus den Fenstern herauszuklettern!“ rief Areanor ihnen zu.


Éowyn war von dem Lärm erwacht. Ihr ging es ziemlich schlecht: das Fieber war gestiegen und ihr Arm schmerzte fürchterlich. Sie lauschte angestrengt und wusste, dass Rettung nahte.  Mühsam schleppte sie sich bis zur Tür und rief mit schwacher Stimme nach Faramir. Edrahil, der Elb, welcher sich in der Nähe der Tür aufhielt, hörte sie mit seinen feinen Ohren rufen. Er wies Gimli darauf hin und sofort versuchten der Elb und der Zwerg, die Tür zu öffnen. Natürlich war auch hier der Schlüssel abgezogen. Gimli riß seine Axt heraus.
„Zurück, Elb!“ knurrte er entschlossen. „Dann müssen wir eben die Tür aufbrechen.“
Seine Axt drang in das Holz ein und mit drei Hieben schaffte er es schließlich, die Tür zu öffnen.  Éowyn wankte ihm glücklich entgegen. Edrahil konnte die Verwundete gerade noch auffangen, bevor sie ohnmächtig wurde.


Faramir steckte im oberen Stockwerk mitten im Kampfgetümmel. Er schrie wütend Ohtars Namen heraus. Dieser Schurke hatte lange genug Gondor unsicher gemacht. Doch der Halunke war schlau genug, sich nicht dem Kampf zu stellen. Er wusste, dass er gegen den viel stärkeren Fürsten keine Chance haben würde. Und so schickte Ohtar seine Männer vor und versuchte hinter ihrem Rücken die Treppe hinunterzuschleichen, um sich Éowyn zu schnappen. Sie sollte sein Schutzschild sein und die Garantie, Emyn Arnen lebend verlassen zu können.
Faramir sah zornig, dass Ohtar versuchte in die unteren Räume zu entkommen. Doch es war ihm nicht möglich, den Schurken zu verfolgen, da ihn dessen Männer aufhielten. Es war im Korridor und auf der Treppe einfach zu eng, um diese Barriere zu durchbrechen. Hilflos mußte der junge Fürst zuschauen, wie Ohtar nach unten hechtete. Um sicher zu sein, dass ihm niemand von oben verfolgte, warf der durchtriebene Halunke eine Fackel auf die Treppe. Im Nu fing das hölzerne Gebilde Feuer. Ohtar grinste diebisch. Dass seine eigenen Männer vielleicht auch im Feuer umkommen könnten, war ihm herzlich egal. Er wandte sich um und lief auf die Bibliothek zu. Dort verteidigten Gimli und Edrahil die ohnmächtige Éowyn gegen mehrere Feinde.

Ohtar ergriff die Gelegenheit beim Schopf und schlich sich an die besinnungslose Fürstin heran, die auf einer kleinen Sitzbank vor der Bibliothek zusammengesunken war. Der Elb und der Zwerg drehten ihm auch weiterhin den Rücken zu und so zog er Éowyn mit einem raschen Griff an sich und drückte ihr seinen Dolch an die Kehle.
„Laßt mich durch, oder ich töte die Fürstin!“ rief er den Freunden bebend zu.
„Oh nein!“ stöhnte Gimli auf und ließ seine Axt bedrückt sinken.
„Laßt sie los und nehmt mich“, bot der tapfere Edrahil an und legte sein Elbenschwert auf den Fußboden.
Ohtar lachte häßlich auf und gab seinen Männern einen Wink: sie packten die beiden Gefährten und hielten sich mit ihren Waffen in Schach. Der Schurke schleifte Éowyn vorbei an Freund und Feind nach draußen in den Hof. Faramir war außer sich, denn es war ihm nicht möglich die Treppe hinabzulaufen, da diese bereits lichterloh brannte. War der ganze Einsatz etwa umsonst gewesen und würde Éowyn  nun doch sterben müssen?

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