Arda Fanfiction

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Regen, der auf Asche fällt

von Celebne

Aragorns Rückkehr

Arwen bereitete in den folgenden Tagen die Abreise von Nimriel vor. Sie wollte das Mädchen so schnell wie möglich aus der Stadt haben. Es war viel zu viel passiert. Nimriel wirkte sehr zerknirscht und sie flehte die Königin weinend an, sie doch hier zu lassen.
„In Minas Tirith würdest du immer wieder dem Truchsesspaar begegnen“, erklärte Arwen kühl. „Beide haben offizielle Pflichten wahrzunehmen. Du bist nur eine Hofdame, auch wenn du eine Verwandte von Estel bist. Du bist diejenige, die gehen muß.“
Die Königin geleitete Nimriel in den sechsten Festungsring hinab, wo ein Pferdewagen für sie bereitstand und einige Soldaten als Geleitschutz.

„Du wirst keine Not in Arnor leiden müssen“, fuhr Arwen sachlich fort. „Ich habe dir Gold und Edelsteine einpacken lassen, so dass du dort ein angenehmes Leben führen kannst.“
Nimriel schniefte vor sich hin, aber die Königin hatte nun kein Erbarmen mehr mit ihr. Sie hatte das Mädchen längst durchschaut.
Gerade als Nimriel in den Pferdewagen einsteigen wollte, ertönten laute Fanfaren vom Stadttor herauf.
„Der König kehrt zurück!“ flüsterte sie aufatmend und blieb stehen.
Arwen war auch froh, dass ihr Gemahl wieder zurückkam. Nun konnte sie ihm diese heikle Entscheidung wegen Nimriel überlassen.



Aragorn und seine Offiziere hatten den Feldzug abgebrochen, als in Harondor einige Botschafter der Haradrim aufgetaucht waren und dem König ein Friedensangebot unterbreitet hatten. Daraufhin hatte Aragorn beschlossen, wieder nach Hause zurückzukehren, und in absehbarer Zeit die Anführer der Haradrim zu Verhandlungen nach Minas Tirith einzuladen.
Er war erleichtert, als er Minas Tirith wieder vor sich sah. Allerdings hatte er noch keine Ahnung, was in der Zwischenzeit alles passiert war.
Sein Weg führte ihn natürlich zuerst zu seiner Gemahlin, bevor er sich von seinen Beratern über die Geschehnisse der letzten Wochen unterrichten ließ. Die Königin hatte sich inzwischen wieder in die Zitadelle begeben und Nimriel in ihre Gemächer dort geschickt. Die Abreise war erst einmal aufgeschoben.

Arwen begrüßte ihren geliebten Mann zärtlich, als er in das große Kaminzimmer kam.
„Ich bin so froh, dass du wieder hier bist, Estel“, hauchte sie und ließ ihn fast nicht mehr aus ihren Armen.
Aragorn hatte  auch große Sehnsucht nach seiner Tochter Gilraen und ließ sich von Arwen in das Kindergemach führen.
„Sie ist wieder ein Stück gewachsen“, sagte er lächelnd und küsste die kleinen, rundlichen Fäuste des Kindes, welches lächelnd und glucksend in der Wiege lag.

„Mein König!“ rief plötzlich einer der schwarzgekleideten Berater von der Tür aus. „Verzeiht die Störung, aber es ist etwas Schlimmes geschehen in Euerer Abwesenheit. Der Truchseß liegt schwerverwundet in den Häusern der Heilung.“
Aragorn spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, denn er dachte als erstes an einen möglichen Streit zwischen Faramir und Éowyn, der vielleicht mit Waffen ausgetragen worden war. Arwen sah, wie blaß ihr Gemahl geworden war und sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
„Es gibt da einiges zu berichten“, sagte sie leise.
„Ich muß alles wissen“, erwiderte Aragorn mit belegter Stimme und sah Arwen und den Berater besorgt an. „Erzählt mir alles.“

Nimriel schlich mit gesenktem Haupt durch die Gärten der Zitadelle. In ihren Gemächern hatte sie es nicht lausgehalten. Schon lange hatte sie nicht mehr zur Harfe gegriffen. Sie verspürte aber auch kein Verlangen mehr dannach. Ihre frühere Unbeschwertheit war von ihr gewichen. Sie fühlte nur noch Trauer, Enttäuschung und Wut. Sie fragte sich, ob der König die Meinung seiner Gemahlin teilte und sie fortschickte. Nach Arnor wollte sie einfach nicht mehr zurück. Das Leben in dieser großen, kultivierten Stadt gefiel ihr um vieles besser als das in den endlosen Wäldern des Nordens, wo es nur hie und da ein paar Dörfer gab. Was nützten ihr dort Gold und Edelsteine – zu kaufen gab es ja in Arnor längst nicht solche hübschen Dinge wie in Minas Tirith. Es war einfach lächerlich.
Als sie eine Weile auf und ab gegangen war, merkte sie, dass sie beobachtet wurde.
„Ihr könnt Euch ruhig zeigen!“ rief sie dem Mann zu, der hinter einer Säule des kleinen Gartenpavillons stand.

Elphir kam grinsend hervor und trat auf Nimriel zu.
„Ich suche meinen Vetter, schöne Dame“, meinte er galant. „Habt Ihr nicht zufällig gesehen?“
„Ihr meint Faramir“, erwiderte Nimriel ungehalten und blickte zur Seite. „Nun, Ihr findet ihn in den Häusern der Heilung.“
„Ist der Gute etwa krank?“ fragte Elphir erschrocken und seine lässige Arroganz verschwand augenblicklich.
„Bevor Ihr es von anderen Leuten erfahrt: Faramir wurde von seinem Schwager schwer verletzt, da er seine Gemahlin betrogen hat“, sagte Nimriel kühl.
Elphir verschlug es jetzt die Sprache: so etwas hatte er seinem Vetter niemals zugetraut.
„Das kann doch ..... nicht wahr sein“, stammelte er völlig schließlich völlig entgeistert.
„Doch, weil ich das Mädchen bin, dem er zu nahe gekommen ist“, erwiderte Nimriel tapfer und schlug errötend die Augen nieder.
Elphir betrachtete die dunkelhaarige Maid und musste zugeben, dass sie wirklich außergewöhnlich schön war. Sie hatte die Anmut einer Elbin, was nicht zuletzt auf ihre hohe Abstammung zurückzuführen war. Elphir war immer noch ledig. Wenn er eine Dame wie Nimriel ehelichte, würde er in Dol Amroth bald hohes Ansehen genießen, denn er war als einziger seiner Geschwister immer noch unverheiratet. Allerdings durfte diese Sache mit Faramir keine schwerwiegenden Folgen für Nimriel haben. Aber das würde er schon noch herausbekommen.


Éowyn half Faramir gerade beim Essen, als die Nachricht von der Rückkehr des Königs zu ihnen drang. Der Truchseß sank erschöpft in das Kissen zurück. Er mochte jetzt nicht mehr weiteressen.
„Danke, Éowyn, aber ich habe wirklich keinen Appetit mehr“, murmelte er schwach.
„Hast du Angst vor Aragorn?“ fragte die Schildmaid leise, während sie das Essgeschirr zur Seite stellte.
„Die ganze Sache wird sicher ein Nachspiel für mich haben“, sagte Faramir mit heiserer Stimme. „Aragorn wird nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Möglicherweise kostet mich diese dumme Sache meinen Truchsesstitel.“
„Und was würde das für unser Kind bedeuten, wenn es ein Junge wird?“ fragte Éowyn mit zitternder Stimme.
„Für meinen Erben hat das keine Folgen“, beruhigte Faramir sie traurig lächelnd. „Ich selbst aber werde abdanken müssen und es wird in Gondor keinen Truchseß mehr geben, bis mein Sohn alt genug ist, um diesen Titel zu tragen.“
„Unser Sohn“, verbesserte Éowyn zwinkernd und legte ihre Hand auf den Bauch.
„Vielleicht wird es ja ein Mädchen“, meinte Faramir und grinste schwach.  

Éowyn blieb noch bei ihm, bis er wieder Ruhe halten musste. Sie verließ das Gemach und ging zu ihren Freundinnen Doreth und Emerwen.
„Hast du schon gehört, dass das Heer wieder zurück ist?“ riefen sie aufgeregt.
„Kein einziges Schwert wurde erhoben und kein Tropfen Blut vergossen“, meinte Éowyn zufrieden. „So habe ich also wirklich nichts versäumt durch meine baldige Abreise.“
„Du musst dich auch ein wenig hinlegen“, mahnte Emerwen. „Wenn es nach Frau Ioreth ginge, dürftest du gar nicht auf sein.“
„Ich bin schwanger und nicht siech“, erwiderte die Schildmaid empört. „Ich fühle mich wieder gut. Ich habe sogar ein bisschen zugenommen in den letzten Tagen. Jedenfalls sitzt mein Kleid nicht mehr so locker.“

„Der König kommt!“ wisperte Doreth plötzlich warnend.
Während die beiden Heilerinnen sich ehrfürchtig zurückzogen, blieb Éowyn gelassen in der Halle sitzen.
Aragorn kam tatsächlich in die Häuser der Heilung. Er trug ein einfaches Gewand und sein müdes Gesicht war von den Sorgen gezeichnet, die er sich gerade machte. Als er Éowyn entdeckte, lächelte er erleichtert.
„Schön dich wiederzusehen, Éowyn“, meinte er erfreut und umarmte sie kurz. „Geht es dir gut?“

Der Schildmaid war es ganz warm geworden bei Aragorns Umarmung.
„Mir geht es gut“, erwiderte sie gefasst. „Allerdings ist mein Gatte in nicht so guter Verfassung.“
„Ich habe die ganze Geschichte schon gehört“, meinte Aragorn seufzend. „Ich bin sehr froh, dass du trotz allem noch zu Faramir hältst. Du hättest guten Grund, ihn für immer zu verlassen.“
„Ja, das hätte ich“, sagte Éowyn leise. „Aber Faramir hat dazugelernt und ich weiß, dass er so etwas nie wieder tun wird. Ganz schuldlos war ich ja nicht an dem ganzen Unglück.“
„Es wird aber trotzdem Folgen für Faramir geben müssen“, fuhr Aragorn fort. „Ich muß als König meinem Volk zeigen, dass ich solche Skandale in Gondor nicht dulden kann.“
„Ja, ich weiß“, sagte Éowyn verlegen, denn sie wusste, worauf Aragorn hinauswollte.

Der König wollte jetzt zu Faramir gehen. Dass dieser jetzt Ruhezeit hatte, konnte und wollte er nicht berücksichtigen. Schließlich war der Truchseß außer Lebensgefahr.
Faramir versuchte sich im Bett aufzusetzen, als Aragorn hereinkam, doch dieser bedeutete ihm, liegenzubleiben.
Am ernsten Gesicht des Königs sah Faramir, dass dieser bereits alles wusste und er machte sich auf bittere Vorhaltungen gefasst.

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