Arda Fanfiction

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Regen, der auf Asche fällt

von Celebne

Die Folgen

Der König blickte den jüngeren Mann eine Weile schweigend an und Faramir fühlte sich entsetzlich unbehaglich. Es war fast so wie früher bei seinem Vater. Denethor hatte ähnlich grimmig ausgesehen, wenn er seinen jüngsten Sohn tadelte.
„Ich weiß über alles Bescheid“, begann Aragorn endlich zu reden. „Was du getan hast, Faramir, ist unverzeihlich. Gerade von dir hätte ich so etwas am allerwenigsten erwartet. Mein Vetter hat seine Tochter in meine Obhut gegeben, im Vertrauen darauf, dass sie hier unbehelligt bleibt. Statt sie zu schützen an meiner Statt, raubst du ihr fast die Jungfräulichkeit!“
Aragorns Stimme war lauter geworden bei den letzten Worten und sein Gesicht weiß vor Zorn.

Er lief einige Male seufzend durch die Krankenkammer. Faramir hatte gute Lust, sich unter seiner Bettdecke zu verkriechen vor Scham. Aber er blieb sitzen, unfähig sich zu bewegen. Steif wartete er auf seine Bestrafung.
„Dank Nimriels Mitteilungsbedürftigkeit wissen nun auch die Bürger dieser Stadt, was geschehen ist“, fuhr der König finster fort und blickte kurz zum Fenster hinaus.„Meine Gemahlin hat mir erzählt, dass sie Nimriel eigentlich heute Morgen aus Gondor wegschicken wollte.“
Er drehte sich nun mit einem freudlosen Lächeln zu Faramir um.
„Und was gedenkst du zu tun, mein Truchsess?“

Der junge Mann schluckte und versuchte sich, aufrecht hinzusetzen.
„Ich werde die Folgen für dieses Vergehen tragen“, sagte er mit belegter Stimme. „Ich kann das alles nicht mehr ungeschehen machen, aber ich biete dir an, mein König, das Amt, welches ich bekleide, niederzulegen. Ich will fortan kein Truchsess mehr sein.“
Aragorns Gesicht wurde nun traurig.
„Ich hatte mich damals gefreut, als du mein Truchsess wurdest, Faramir“, sagte er leise. „Deine Freundschaft war mir immer viel wert. Aber du hast alles durch ein paar dumme Küsse zerstört. Ich bin froh, dass du deinen Rücktritt freiwillig anbietest, denn ansonsten hätte ich dich ins Exil schicken müssen. Du kannst auch weiterhin in Ithilien als Fürst leben, aber politische Entscheidungen werde ich künftig ohne dich treffen. Du hast in Gondor nichts mehr zu sagen. Du bist nur noch ein Fürst von vielen. Mein Statthalter wird künftig dein Onkel, der Fürst von Dol Amroth, sein. Jedoch wird das Amt des Truchsessen bestehen bleiben und auf deinen Sohn und Erben übergehen, sofern du einmal einen haben wirst.“

Faramirs betretenes Gesicht zeigte plötzlich Erleichterung.
„Ich danke dir, mein König, dass du wenigsten meine Nachkommen wieder als Truchsesse anerkennen willst“, sagte er demütig.
„Ich denke, ich habe genug mit dir gesprochen“, meinte Aragorn mit einem leisen Seufzen. „Ich werde mich jetzt mit Nimriel beschäftigen müssen.“



Nimriel saß zusammen mit Elphir in den Gärten. Sie hatte rasch erkannt, dass ihr der Fürstensohn aus Dol Amroth eine Art Rettungsanker anbot, um auch weiterhin in Gondor bleiben zu können. Gut, Dol Amroth war nicht Minas Tirith, aber es handelte sich um ein reiches Fürstentum am Meer. Und so ergriff sie den Strohhalm, den Elphir ihr reichte, und machte ihm schöne Augen.
Aragorn fand die jungen Leute turtelnd in der Wiese vor. Er war erstaunt, dass ausgerechnet Faramirs Vetter nun anscheinend Nimriel den Hof machte. Räuspernd trat er näher.
Elphir sprang sofort hoch, ordnete seine Kleider und verbeugte sich umständlich vor dem König.
„Ich hoffe, Ihr meint es ehrlich mit meiner Verwandten, Elphir“, sagte Aragorn streng und musterte den schwarzhaarigen Fürstensohn.

Dieser schlug schüchtern die Augen nieder und legte langsam Nimriels Hand in die seinige.
„Ich mache hiermit Euerer Verwandten offiziell den Hof, mein König“, lispelte er verlegen.
Aragorn hob abwehrend die Hände.
„Ich habe genug gesehen, Elphir“, erklärte er streng. „Ich möchte, dass ihr beide so schnell wie möglich heiratet und dann möglichst für immer nach Dol Amroth verschwindet. Es hat hier in der Stadt genug Aufruhr gegeben.“
„Ich darf hierbleiben?“, jubelte Nimriel und umarmte den König stürmisch.

Die Hochzeit zwischen Nimriel und Elphir wurde in aller Heimlichkeit vorbereitet. Boten wurden nach Dol Amroth geschickt, um Elphirs Familie zu benachrichtigen.  Es war zwar höchst unüblich, dass man in Gondor so schnell heiratete, aber in diesem Fall war es wichtig, dass die in Verruf gekommene Dame möglichst rasch unter die Haube kam und dannach möglichst weit weg zog.

Faramir erfuhr von den Heiratsplänen seines Vetters bereits am nächsten Tag. Er war höchst erstaunt darüber. Elphir hatte sich jahrelang vor dem Heiraten gedrückt. Aber Nimriel war ja wirklich außergewöhnlich schön. Éowyn hatte jedoch nichts als Spott für diese Verbindung übrig.
„Er braucht sie nur als Ziervogel für seinen Käfig in Dol Amroth“, lästerte sie. „Und sie merkt es nicht einmal, weil sie es so nötig hat, entjungfert zu werden.“
Faramir verschlug es die Sprache, als er seine Gemahlin so unfein reden hörte. Aber ihm stand am wenigsten zu, sie dafür zu tadeln. So schenkte er ihr nur ein schiefes Lächeln.
Er selbst war auf dem besten Wege, rasch gesund zu werden. So konnte er mit Éowyns Hilfe schon einige Schritte in der Kammer hin und her gehen. Er redete davon, bald wieder nach Ithilien zurückzukehren.

„Ich möchte mit dir noch einmal von vorne anfangen, meine Liebe“, sagte er vorsichtig zu Éowyn. „Natürlich nur, wenn du mich noch willst.“
„Ich habe viel nachgedacht über uns“, erwiderte Éowyn mit einem leichten Lächeln. „Ich habe gemerkt, dass ich dich trotz allem noch liebe. Außerdem wurdest du für dein törichtes Verhalten schwer bestraft. Da du nun nicht mehr an den Ratsversammlungen nicht mehr teilzunehmen brauchst, hast du jetzt sehr viel Zeit für mich. Wir werden zusammen unser Kind aufziehen und ein ruhiges Leben führen.“
„Vielleicht kommt ja noch das eine oder andere Kind hinzu“, meinte Faramir mit einem schelmischen Grinsen.
„Aber nicht so schnell“, rief Éowyn belustigt aus und  gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm.
Das Paar brach in ein herzliches Lachen aus und verbrachte noch einige angenehme Stunden zusammen in Faramirs Kammer. So wurde der junge Fürst ein wenig abgelenkt von seinen anderen Sorgen.

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