Arda Fanfiction

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Der Fluch des vergessenen Schwertes

von Celebne

Eine raffinierte Falle

Torlond sah seine Feinde wie Steinsäulen herumstehen und lachte grimmig auf. In der Nacht war es ihm im Kerker gelungen, Kontakt mit Veland herzustellen. Er hatte mit einem Stein, welcher im Verlies herumlag, Runen in der dunklen Sprache an die Wand gemalt. Die Runen waren zu einer flammenden Schrift geworden und bald darauf strömten ungeahnte Kräfte durch Torlonds Körper.

Jetzt war er der Herr hier in Bruchtal und er genoss es, über seine Feinde zu triumphieren. Allerdings wusste er, dass dieser Zauber nur kurz halten würde, daher wurde es für ihn Zeit zu verschwinden. Dieses Mal würden ihn die Elben nicht mehr finden. Eigentlich war es Velands Wunsch, Faramir zu töten. Aber das brachte Torlond trotz all seiner Boshaftigkeit nicht übers Herz. Faramir war immer gut zu ihm gewesen. Dies hatte er auch seinem Auftraggeber klargemacht. Daher hatte Veland selbst Faramir in diesen seltsamen Schlaf versetzt.

Torlond verließ das Haus rasch und ging in den Stall zu den Pferden. Die Tiere waren zum Glück nicht erstarrt. Der Zauber hatte nur Menschen und Elben gebannt. Torlond suchte sich ein gutes Elbenpferd aus. Auf Hasubeorn oder Windfola wollte er lieber nicht reiten. Kurz darauf sprengte er mit einem Schimmel davon. Dank Velands Hilfe würde er sich dieses Mal nicht mehr im Wald verirren.


Etwa eine Stunde später erwachten die Bewohner Bruchtals aus ihrer Starre. Bestürzt blickten sich Faramir, Éowyn und die Elben an. Niemand wusste so richtig, was geschehen war.
„Torlond ist weg“, hauchte Éowyn entsetzt und deutete auf den leeren Stuhl.
„Er hat mehr Zauberkräfte, als wir angenommen hatten“, presste Faramir wütend hervor.

Die Elben unterhielten sich leise in einiger Entfernung. Schließlich wandte sich Celeborn mit ernster Miene an das Fürstenpaar.
„So etwas ist in Bruchtal noch niemals passiert. Die Macht Sarumans scheint ungebrochen zu sein. Wir wurden alle arglistig getäuscht.“
„Wir haben großes Glück gehabt, dass dieser Torlond niemanden von uns getötet hat“, meldete sich jetzt Beregond zu Wort. „Wie leicht hätte er unter uns ein Blutbad anrichten können.“
Faramir nickte betreten und Éowyn klammerte sich beunruhigt an ihm fest.

„Dieser Torlond muss sofort verfolgt werden“, erklärte Celeborn besorgt. „Man muss ihm unbedingt das Handwerk legen.“
„Ich kann mir vorstellen, dass er sofort zu Veland reitet“, meldete sich Éowyn aufgeregt zu Wort.
„Ich fürchte, dass er es dieses Mal geschickter anstellt“, warnte Elrohir. „Er hat ungeahnte Zauberkräfte in sich erweckt und wir müssen auf der Hut sein. Torlond wird damit rechnen, dass wir ihn verfolgen.“
Faramir lief nachdenklich in der Halle auf und ab.
„Gibt es denn keinen Zauber der Elben, welcher Torlond trotzen kann?“

Die Zwillinge blickten sich vielsagend an und begannen dann leise auf Celeborn einzureden. Éowyn, die neben den Elben stand, verstand kein Wort. Hilfesuchend drehte sie sich zu Faramir um. Doch dieser schüttelte den Kopf. Die Elben sprachen ein anderes Sindarin als die Menschen Gondors.
Schließlich zogen sich die Elben in eines der Gemächer zurück. Das Fürstenpaar blieb unschlüssig in der Halle stehen.
Beregond, welcher sich die ganze Zeit demütig im Hintergrund aufgehalten hatte, kam jetzt herbeigelaufen.
„Herr Faramir, warum zögern wir denn noch?“, fragte er ungeduldig. „Wir lassen hier wertvolle Zeit verstreichen und Torlond ist wahrscheinlich schon über die Furt des Bruinen geritten.“
„Du hast doch gehört, was los ist“, meinte Éowyn etwas unwirsch. „Wir brauchen selbst einen Zauberschutz, sonst könnte uns Torlond in eine tödliche Falle locken.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Torlond plötzlich ein mächtiger Zauberer sein soll“, erwiderte Beregond ungläubig. „Er ist doch nur ein normaler Soldat.“
„Gerade solche unscheinbare Personen sind die Schlimmsten“, sagte Faramir schief lächelnd. „Auch Saruman wandelte in Rohan und Dunland in der Gestalt eines gebrechlichen alten Mannes herum, um die Menschen zu täuschen.“
Beregond schwieg überrascht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete zusammen mit dem Fürstenpaar auf die Rückkehr der Elben.


Die Zeit verstrich und Éowyn begab sich schließlich müde in das Schlafgemach zurück, um sich ein wenig auszuruhen. Faramir jedoch blieb zusammen mit Beregond in der Halle und sie ließen sich etwas zu essen bringen. Gerade als sie fertig mit ihrem Imbiss waren, kehrten die Elben zurück. Celeborn hielt das verzauberte Schwert in der Hand, welches inzwischen nur noch eine harmlose Waffe war.
Zu seiner Überraschung entdeckte Faramir auf der Schneide neue Runen. Allerdings war es keine unbekannte Schrift, sondern Tengwar. Fragend blickte er Celeborn an.
„Wir haben das Schwert mit einem neuen Zauber versehen“, erklärte der Elbenfürst ernst. „Das Schwert dient nun den guten Mächten. Allerdings weiß ich nicht, ob der Zauber tatsächlich wirksam genug sein wird, wenn es zur Konfrontation mit Torlond oder Veland kommt.“
„Das müssen wir eben ausprobieren“, erwiderte Faramir gelassen und nahm das Schwert von Celeborn entgegen.
Er schwang es einige Male durch die Luft. Immer noch lag es gut in seine Hand. Éowyn, welche gerade die Treppe herunterkam, betrachtete ihn stolz lächelnd. Sie war jetzt wieder guten Mutes, dass sie Torlond das Handwerk legen konnten.

Eine Stunde später verließ ein großer Reitertrupp Bruchtal. Das Fürstenpaar wurde nicht nur von seinen Leibwächtern begleitet, sondern auch von einer Schar Elben, darunter die Zwillinge.


* * *



Torlond war tatsächlich schon ziemlich weit gekommen. Dank der neuen Kräfte hatte er sich nicht im Wald verirrt, sondern hatte rasch die Furt des Bruinen erreicht. Er rechnete natürlich damit, dass man ihn verfolgen würde. Daher wendete er sofort nach der Überquerung des Flusses einen weiteren, gemeinen Zauber an. Er murmelte eine kurze Formel und das Wasser des Bruinen stieg an und der ruhige Fluss verwandelte sich in tosendes Wildwasser. Nun würde niemand so schnell den Fluss überqueren können. Seine Verfolger saßen praktisch in der Falle und konnten Bruchtal nicht verlassen. Mit einem höhnischen Lachen gab er dem Elbenpferd die Sporen und ritt weiter gen Süden.


Die Verfolger hatten zwei elbische Späher voraus zum Fluss geschickt. Sie sollten erkunden, ob Torlond den Bruinen bereits überquert hatte. Faramir und Éowyn schwante Böses, als die Elben mit besorgten Mienen zurückkehrten.
„Der Fluss ist verwunschen“, erklärte Eluchil, einer der Kundschafter. „Wir können nicht hinüber.“
Doch Elladan und Elrohir blieben gelassen. Sie tauschten einige vielsagende Blicke aus.
Vorsichtig ritt die Gruppe Reiter zum Fluss. Beregond fluchte ärgerlich auf, als er den wild tosenden Bruinen erblickte.
„Das hat uns gerade noch gefehlt“, stöhnte Éowyn auf und ließ die Schultern hängen.
Nur Faramir blieb ruhig. Mit entschlossener Miene stieg er aus dem Sattel und ging mit dem Schwert zum Fluss hin.
„Sei vorsichtig, Faramir“, warnte ihn Éowyn besorgt.
Faramir tauchte das Schwert in das Flusswasser und wartete ab. Die Söhne Elronds blickten sich an und lächelten. Nach einer Weile begann der Pegel des Flusses tatsächlich zu fallen. Das Tosen verstummte und der Bruinen konnte schließlich wieder ohne Gefahr überquert werden. Triumphierend zog Faramir das Schwert aus dem Fluss.
„Torlond, du hast dich verrechnet“, murmelte er verächtlich vor sich hin.
„Das wird nicht die einzige Falle sein, die er uns legt“, meinte Elladan nachdenklich.


* * *




Veland betrachtete die Wolken am Himmel. Sie zogen rasch dahin. Das gefiel ihm nicht. Es sah so aus, als würde jemand Einfluss auf das Wetter nehmen. Er dachte an Torlond. Was dieser junge Soldat tat, beunruhigte ihn. Er war ein wissbegieriger Schüler gewesen, fast schon zu wissbegierig. Im Gegensatz zu ihm war Torlond ein Abkömmling dieser Numénorer. Ein unheimliches, übermenschliches Volk, welches einst nach Gondor gekommen hatte. Einige von ihnen hatten übersinnliche Gaben. Bis heute gab es den Gerüchten nach noch Menschen in Gondor, die solche Gaben besaßen. Velands Nackenhaare sträubten sich, als er daran dachte. Es durfte nicht soweit kommen, dass Torlond irgendwann mächtiger sein würde als er selbst. Mit grimmiger Miene ging er zurück in seine Hütte und warf einige Knöchelchen ins Kaminfeuer. Er murmelte einen Zauberspruch und er konnte im Schein des Feuers plötzlich sehen, wo sich Torlond befand.
„Verdammt, er ist auf dem Weg zu mir!“, stieß er verärgert hervor. „Faramir und die anderen führt auf diese Weise direkt her. Das muss ich verhindern!“
Wütend holte er mehrere Schriftrollen aus dem Regal und breitete sie auf dem großen Tisch aus. Er suchte nach einer Zauberformel, die ihm Torlond und seine Feinde vom Leib hielt.


Ein Craban verriet Torlond, dass seine Verfolger den Bruinen überquert hatten. Der Verräter konnte kaum glauben, was er da vernahm. Sofort dachte er fieberhaft an eine weitere Falle. Erst einmal wollte er seinen Verfolgern ein heftiges Unwetter schicken. Er streckte seine Hände empor zum Himmel und murmelte Worte in der dunklen Sprache Sarumans. Die Wolken zogen rasch vom Süden herauf und verdichteten sich zu einer dunkelgrauen Masse. In der Ferne grollte der Donner und Blitze zuckten über dem nahen Nebelgebirge. Torlond grinste böse und ritt rasch weiter, während das Unwetter nordwärts zog, direkt zu seinen Verfolgern.


Die Elben konnten die Hufsporen von Torlonds Pferd Alagos gut erkennen. Dazu brauchten sie nicht einmal aus dem Sattel klettern. Faramir beneidete die Elben um diese Gabe. Sie hatten einfach schärfere Augen als Menschen. Sie hatten inzwischen den Bruinen hinter sich gelassen und ritten der Spur Torlonds nach, die nach Süden führte. Plötzlich zerzauste ein heftiger Windstoß die langen Haare der Elben und Menschen.
„Ein Sturm zieht auf!“, warnte Elrohir und stieg vom Pferd.
„Das ist kein normales Unwetter“, bemerkte Beregond finster. „Irgendein Brodem, den dieser menschliche Magier aussendet.“
„Da hast du wohl recht, Beregond“, seufzte Faramir enttäuscht und stieg ebenfalls vom Pferd.
Der Wind wurde immer heftiger und schon bald peitschte den Freunden Regen ins Gesicht. Sie hatten kaum Zeit, Schutz zu suchen. Verzweifelt versuchte Éowyn ihren Mantel mit der Kapuze überzustreifen, aber der heftige Sturm machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Schon bald waren alle Verfolger klatschnass bis auf die Haut.
Einer der Elben hatte in der Nähe eine Höhle gefunden und rief rasch alle herbei.

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