Arda Fanfiction

Das neue Archiv für Geschichten rund um Tolkiens fabelhafte Welt!

Die Herrin der Fenmark

von Celebne

Faramirs Reise

Langsam bewegte sich der kleine Reitertrupp durch die frühlingshafte Riddermark. Faramir ließ sich den frischen Wind um die Nase wehen und atmete tief durch. Die Luft war hier viel reiner und würziger als in Gondor – jedenfalls kam es ihm so vor.

Inzwischen war er auch seinem Vater gar nicht mehr böse, dass ihn dieser als Bote nach Rohan geschickt hatte. Nein, im Gegenteil, endlich hatte Faramir Gelegenheit, dieses wunderschöne Land im Norden kennenzulernen. Ein Lächeln stahl sich auf sein stoppelbärtiges Gesicht.

Der Streit mit dem Truchseß lag einige Wochen zurück: Faramir hatte es wieder einmal gewagt seinem Vater zu widersprechen. Daraufhin hatte Denethor seinen jüngsten Sohn zur Strafe als Meldereiter nach Rohan geschickt. Durch diese vermeintliche Demütigung sollte Faramir lernen, endlich anstandslos zu gehorchen.



In der Ferne blitzte jetzt zum ersten Mal das Dach der Goldenen Halle auf und ein breites Lächeln stahl sich auf Faramirs Gesicht.
„Die Meduselde sieht wie ein goldener Palast aus, Elegost“, sagte er zu einem seiner Begleiter.
„Das täuscht“, meinte der ältere Soldat etwas mürrisch. „Die sogenannte Goldene Halle besitzt nur ein Dach aus Stroh. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, mein junger Herr Faramir.“
Der junge Heermeister Gondors überhörte diesen Tadel großmütig. Elegost war einer der wenigen Soldaten, von dem er sich ab und zu einmal zurechtweisen ließ. Faramir gab seinem Wallach die Sporen und setzte sich vom Rest der Truppe ein wenig ab.

In der Nähe der Stadt spielten einige junge Maiden auf einer Wiese mit einer Lederkugel. Faramir hielt sein Pferd an und verfolgte das Spiel schmunzelnd. In Minas Tirith hatte er noch nie Maiden so unbekümmert miteinander spielen sehen. Eine von ihnen fiel ihm durch ihre außergewöhnliche Schönheit besonders auf. Ihr langes, flachsblondes Haar war leicht gewellt und fiel fast bis zur Hüfte herab. An den Seiten war es durch zwei schmale Spangen ein wenig gebändigt. Die schöne Maid trug ein braunes Kittelkleid und darunter ein hellblaues Untergewand. Als sie den Mann in der glänzenden Rüstung entdeckte, hielt sie im Spiel inne und musterte den Fremden.

Auch die anderen jungen Frauen hörten auf, sich die Lederkugel zuzuwerfen und blieben verlegen stehen.
„Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht stören“, sagte Faramir bedauernd zu der schönen Blonden in dem Kittelkleid.
„Das macht nichts, ich muß sowieso aufhören und meinem Onkel Bescheid geben, dass ein Meldereiter aus Gondor gekommen ist“,  sagte das Mädchen eifrig.
„Eueren Onkel?“, fragte Faramir neugierig und nahm den Helm ab, so dass die Sonne auf seine roten Locken fiel.
Das Mädchen starrte ihn für einen Moment verblüfft an, bevor sie antwortete.
„König Théoden ist mein Onkel, Herr aus Gondor.“
„Dann seid Ihr die junge Frau Éowyn, Éomunds Tochter?“, hakte Faramir lächelnd nach.
„Ja, die bin ich“, murmelte die Maid etwas nuschelnd und errötete.

Ehe Faramir noch etwas sagen konnte, eilte sie flugs davon, in die Stadt hinein. Der junge Mann sah ihr nachdenklich hinterher. Er hatte eigentlich gedacht, dass Théodens Zöglinge noch Kinder waren, aber dieses Mädchen war schon fast zur Frau herangereift. Auch die anderen Maiden verließen jetzt die Wiese und gingen leise miteinander tuschelnd in die Stadt hinein. Faramir wartete noch, bis seine Begleiter eingetroffen waren und ritt dann mit ihnen gemeinsam weiter.


Edoras wirkte im Gegensatz zu Minas Tirith fast wie ein Bauerndorf. Es gab hier keine gepflasterten Straßen, sondern nur einen ausgetretenen Weg, welcher die Hauptstraße bildete. Die Häuser waren nicht aus Stein, sondern ausschließlich aus Holz errichtet und mit Stroh gedeckt. Die Stadtmauer bestand aus hölzernen Palisaden und Wachtürmen. Außerdem wirkte alles viel schmutziger und primitiver als in Minas Tirith. Aber nichtsdestotrotz gefiel es Faramir hier. Die Menschen gingen nicht so steif wie in Gondor miteinander um. Die Frauen schäkerten laut am Brunnen, wo sie Wasser holten: solch eine Szene war in Minas Tirith undenkbar. Dort ging alles gesittet und elegant zu. Sogar die Kinder waren viel fröhlicher hier. Sie spielten miteinander, ohne darauf zu achten, dass ihre Kleidung schmutzig wurde.

„Kein schöner Ort, Herr Faramir, oder?“, fragte Elegost etwas angewidert.
„Ich finde es einfach wunderbar“, flüsterte Faramir begeistert. „Hier leben die Menschen, Elegost. In Minas Tirith haben sie längst aufgehört zu leben.“
„Sagt das besser Euerem Vater nicht“, warnte ihn der ältere Soldat besorgt.
Faramir grinste breit: ja, der Truchseß wäre von solch einer Äußerung alles andere als amüsiert.

Unterhalb der Goldenen Halle lagen die Stallungen des Königs. Es waren einfache Holzgebäude mit flachen Dächern. Einige Knechte kamen dienstbeflissen herbei und nahmen den Meldereitern aus Gondor die verschwitzten Pferde ab. Faramir blickte neugierig nach oben zur Meduselde und fragte sich, ob er dort Éowyn wieder sehen würde.

Rezensionen