Arda Fanfiction

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Selbstgespräch

von illyria-pffyffin

Kapitel #1

Manchmal wünschte ich, du würdest aufhören; damit aufhören, in der übelriechenden, staubgeschwängerten Luft nach Atem zu ringen... aufhören, mit den Füßen über die ausgetrockneten, aufgerissene Erde zu schlurfen... damit aufhören, vorwärts zu taumeln und zu schwanken wie ein Betrunkener, dem all sein Stolz und all seine Würde ausgegangen sind... aufhören mit dem Versuch, zu kämpfen, zu leiden. Manchmal wünschte ich, ich könnte es dir sagen, dich bitten, dass du aufhörst... und wir könnten hier mitten in den hoch aufragenden Steintrümmern sitzen und darauf warten, dass das Ende kommt. Manchmal wünschte ich, du würdest aufhören.

Siehst du, mir ist nämlich nichts mehr geblieben. Kein Essen mehr übrig in meinem Rucksack, um einen Funken Wärme in deinen kalten, verlorenen Augen zu entfachen. Keine Decke, um deinen schaudernden, ausgemergelten Körper darin einzuwickeln und dich vor der scheinbar endlosen Erschöpfung und Furcht abzuschirmen, die sich in einem endlosen Wirbel um uns dreht. Kein Wasser, das der Wüste deiner Lippen Leben bringt, wo einst eine Quelle freundlicher, lächelnder Worte floss... aber jetzt sterben sie, sie trocknen aus und schweigen, und an ihrer Stelle ist nur noch gemurmelte Verzweiflung, nur wahnwitziges, qualvolles Flüstern, das einzudämmen ich nicht die Kraft habe. Siehst du, mir ist nichts mehr geblieben als meine Arme, um dich zu halten, dir einen zerbrechlichen, flüchtigen Aufschub zu geben in diesem trostlosen Winkel der verlorenen Hoffnungen. Aber es ist noch lange nicht genug, oder? Der Wind stiehlt meine beruhigenden Worte er rennt damit fort und macht sinnlose Geräusche daraus. Die Steine weisen all meine Anstrengungen zurück, und das bisschen Wärme, das bisschen Sanftheit, das ich dir anzubieten habe, zerschellt an dieser unnachgiebigen Schärfe und ist unter diesen rutschenden Steinen begraben und verloren gegangen.

Und siehst du, etwas anderes habe ich nicht mehr übrig. Ich bin in Schwäche verstrickt, ich kämpfe mich durch meine eigenen Schmerzen, und den Hunger, und den Durst, und um mich herum liegen meine Erinnerungen und totgeborenen Träume zerschmettert, in der Einsamkeit zurückgelassen wie meine Pfannen und Löffel. Mir ist nichts mehr geblieben als eine Leere und ein Land, in dem nichts wächst; meine Welt, mein Leben, wie ich es kenne, schwindet mit jeder meiner vergeblichen Anstrengungen, mit jedem Versagen. Ich habe dir weniger als nichts zu geben, weil ich selbst immer weniger werde, weil weiterzumachen eine Qual ist, und die Hilflosigkeit ist es noch mehr... und ich zersplittere jedes Mal innerlich, wenn deine Finger danach tasten, was an dieser Kette von deinem Hals baumelt, jedes Mal, wenn du mit zitternden, zerschundenen Händen das ungesehene Grauen beiseite schiebst, und ich kann nur zuschauen, so nah und doch so weit weg.

Siehst du, ich bin schwach, und ich leide auch. Siehst du, Herr Frodo? Siehst du mich? Vielleicht tust du’s nicht, vielleicht kannst du’s nicht, und ich sollte dir wirklich keine Vorwürfe machen. Du bist so weit in die Dunkelheit gesunken und ich weiß nicht, wie ich dich dort finden soll.

Manchmal wünschte ich, du würdest aufhören. Manchmal wünschte ich, du würdest all dem ein Ende machen, all dem Schmerz und der Müdigkeit, all der Furcht und Unsicherheit, dem gehetzten Ausdruck in deinem Gesicht, deinem stolpernden, gebückten Gang, der Trostlosigkeit in deiner Stimme, all dem. Manchmal denke ich an den Tod und daran, wie süß er ist, eine Erlösung, die die Qual in deinen Augen beendet und dich von dem Entsetzen in deinem Geist befreit. Manchmal denke ich an den Tod, Herr Frodo, und wie er dich retten wird, selbst wenn er auch mein Ende wäre, Herr Frodo... dich gehen zu lassen, zurückzubleiben, einsam und wieder ganz allein.

Manchmal wünschte ich, du würdest aufhören. Aber jedes Mal... jedes Mal... trotzt du mir mit diesem letzten Lichtschimmer, der grimmig und unnachgiebig den fiebrigen, gequälten Nebel in deinen Augen durchbricht. Du schwankst und du strauchelst und du fällst beinahe hin, aber du richtest dich wieder auf und machst den nächsten Schritt, gebeugt und wankend wie du bist... und doch ragt dieser Berg immer größer, immer näher vor uns auf, und ich folge dir, Herr Frodo. Ich folge dir.

ENDE

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