Arda Fanfiction

Das neue Archiv für Geschichten rund um Tolkiens fabelhafte Welt!

Ein Gespräch

von Nat Shathur

Kapitel 1

Großmutter?

Ja, hier bin ich, Jafer. Setz dich nur mein Junge. Ja, so ist es gut.

Erzählst du mir eine Geschichte?

Nun, welche möchtest du denn hören?

Die von der Gründung Harads.

Aber die kennst du doch. Die habe ich dir schon so oft erzählt.

Ich möchte sie aber hören. Bitte, Großmutter, es ist meine Lieblingsgeschichte!

Also gut. Vor vielen Jahren war dieses Land hier unbesiedelt. Außer ein paar wilden Tieren lebte hier nichts. Es gab noch keine Haradrim. Alle Menschen lebten in einem Land, das, lass mich einen Augenblick nachdenken, Hildorien genannt wurde. Da wurde Olrig geboren. In dem Land weit im Osten, dass heute fast vergessen ist. Er war sehr mutig und tapfer und überredete ein paar seiner Brüder und Vettern mit ihm in den Westen aufzubrechen und dort ihr Glück zu suchen.

Wieso wollte er das?

Nun, in Hildarion herrschte Krieg. Irgendwann kam ein dunkler Herrscher aus dem Westen. Er soll schreckliche Macht gehabt haben und selbst die Willen der Mutigsten brachen allein schon durch den Klang seiner Stimme. Wenigen gelang die Flucht. Sie retteten sich in den Westen, wo sie sich mit den Elben verbündeten.

Elben? Die, die Dörfer überfallen und Menschen fressen?

Wer hat dir das erzählt?

Vater. Er meinte, sie seien so stark, dass sie Orks mit bloßen Händen zu töten imstande sind. Ist das wahr, Großmutter?

Ich weiß es nicht. Ich hörte viele Legenden über ihre Kampfkunst und Unbezwingbarkeit, doch ist mir nie einer vom Elbenvolk begegnet. Sie leben angeblich verborgen in den Wäldern im Westen Mittelerdes.

Doch was ist mit Olrig passiert?

Olrig lebte im Ersten Zeitalter dieser Welt, lange nachdem die Menschen unter das Joch der Sklaverei gerieten. Er scharte einige Menschen um sich und zeigte ihnen die Ungerechtigkeiten in ihrem Dasein auf. Olrig überzeugte sie schließlich, sich zu erheben, einen Aufstand zu wagen. Als Morgoth, so wurde der dunkle Herrscher genannt, dies bemerkte, versuchten seine Gehilfen dem Treiben durch Schmeicheleien und Drohungen Einhalt zu gebieten. Doch Olrig war sehr klug vorgegangen: Schon lange hatte er Hass zwischen den Menschen geschürt und sich durch kleine Gefälligkeiten beliebt gemacht. Sie vertrauten ihm und hofften, durch ihn befreit zu werden. Morgoth brauchte einige Zeit, um sie wieder zu besänftigen und währenddessen gelang es Olrig mit ein paar engen Freunden und deren Frauen unbemerkt zu entkommen.
Der dunkle Herrscher schickte Orktruppen in den Westen, die der Spur Olrigs folgen sollten.

Aber Olrig war nicht in den Westen gegangen!

Richtig. Olrig war nicht in den Westen gegangen, er floh mit seinem Gefolge in den Süden. Das Land war sehr unwirtlich und das Überleben schwer. Sie wanderten lange Zeit durch die Wüste und als sie dachten, sie wären verloren, kam eine Schlange, schwarz wie der Himmel bei einem Unwetter.

Das war die Schlange Lugnas. Die Königin der Schlangen!

Wieso möchtest du die Geschichte hören, wenn du doch schon alles weißt?

Ich möchte mich ablenken.

Wovon? Es gibt genug Arbeit zu tun. Du bist nun auch nicht mehr so klein. Auch du kannst mit anfassen, gerade jetzt, wo Vater weg ist.

Ich habe Angst. Angst um Vater. Vor Wochen ritt er nun schon gen Westen. In den Krieg. Was, wenn er stirbt?

An so etwas darf man nicht denken! Er ist stark und geschickt, er wird überleben.

Doch wie viele tapfere Mannen starben schon bei der Verteidigung ihrer Heimat?

Jafer, Jafer. Mein Kind, es wird alles gut werden. Es muss alles gut werden.

Die Westlinge sind viel weniger als wir. Ja, es wird gut ausgehen. Wir werden gewinnen! Gegen die Olifanten haben sie keine Chance.

Ach, Jafer, so einfach ist es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es gut ist für uns, zu gewinnen.

Wieso sollte es das nicht?

Was bringt es uns, die Westlinge zu besiegen? Nur den Tod vieler Männer. Wir hätten uns nie in diesen Krieg einmischen sollen.

Aber es ist unsere Pflicht, Großmutter! Wir müssen Sauron unsere Treue zeigen.

Und ist es dieser Sauron wert, für ihn zu sterben?

Ich weiß es nicht.

Siehst du, ich auch nicht. Wo waren wir?

Bei der Schlangenkönigin.

Nun kam also diese Schlange und sprach zu Olrig: 'Stark musst du sein, hier zu überleben. Klug, hier Nahrung zu finden. Geschickt, hier deine Häuser zu bauen. Und doch wirst du hier nichts finden außer kargem Fels und wirst verdursten, ehe ein weiterer Mond vergeht.‘

Aber Olrig hat sich nicht einschüchtern lassen!

Nein, er hat sich nicht einschüchtern lassen. Er sagte: 'Doch werde ich hier Freiheit finden und wenn Freiheit den Tod bedeutet, so werde ich sterben. Lieber verdurste ich tausendmal, als das Leben eines Sklaven zu leben.‘
Lugnas war von dieser Rede beeindruckt, erkannte sie doch die Wahrheit in Olrigs Worten. So meinte sie: 'Nun sehe ich, dein Herz ist rein und dein Mut sucht seinesgleichen. Gern will ich mich opfern für das Leben deines Volkes. So sieh nun: Hier stehe ich und weise dir und deinen Anhängern den Weg zu einem Quell.‘

Und dann biss Lugnas sich.

Ja, sie biss sich und starb am eignen Gifte. Aus ihrer Wunde tropfte Blut, das zu Regen wurde. Unter den Füßen Olrigs wurde die Wüste überschwemmt, der Boden erblühte und brachte den ersten Haradrim Nahrung und Wasser. Sie siedelten dort an der Stelle und behandelten seitdem jede Schlange mit Ehrfurcht.

Lugnas wurde zu einem Fluss!

Zu einem schnell versiegenden. Jedes Jahr kommt Lugnas und bringt uns wenige Tage des Überflusses.

Und Lugnas ist seitdem das Symbol unseres Landes.

Ja, sie ziert jede Standarte. Die schwarze Schlange auf rotem Grund.

Großmutter?

Was ist denn, mein lieber Jafer?

Wird Vater auch gegen Elben kämpfen müssen? Auf welcher Seite stehen sie?

Ich hoffe es nicht. Auf unserer Seite stehen sie nicht, doch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mit den Menschen des Westens Seite an Seite kämpfen.

Du meinst, sie mischen sich nicht ein?

Ich weiß es nicht. Wieso gehst du nicht etwas spielen?

Was soll ich spielen? Die anderen Kinder wollen auch nicht spielen. Sie wollen mit ihren Vätern zusammen sein.

Sie werden wiederkommen. Wenn Lugnas es so will.

Weißt du, dass ich nicht mehr schlafen kann? Ich sehe immer riesige Orks. Sie verfolgen mich und wollen mich töten.

Alle Orks ziehen nun in den Westen zur großen Schlacht. Hier droht nun keine Gefahr mehr.

Wieso kämpfen wir mit ihnen und nicht gegen sie?

Die Orks griffen unsere Heimat an und wir wären von ihnen vernichtet worden, hätte der dunkle Herrscher keinen Einhalt geboten. So verpflichteten wir uns ihm gegenüber. Er ist der Gebieter über die Orks.

Wieso ist Sauron der dunkle Herrscher, wenn er uns doch gerettet hat?

Ich denke, er tat das nur, damit wir ihm dienen. Doch erzähl deiner Mutter nicht von meinen Reden, solch Gedankengut ist verpönt.

Ich werde schweigen.

Gut. Und nun geh zu Bett, es ist schon spät.

Das werde ich. Gute Nacht, Großmutter.

Gute Nacht.

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