Arda Fanfiction

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Ein weißes Segel am Horizont

von Éowyn

Kapitel 1

Ein weißes Segel am Horizont

Die Sonne geht unter. Ich sitze auf einem Felsen am Strand und blicke auf das Meer hinaus. Die Brandung rauscht leise und Möwen kreischen. 
Wieder geht ein Tag zu Ende. Ein schöner Tag, nicht besser und nicht schlechter als die davor. Eine Windböe zerrt an meinem leichten Leinenhemd. Ich schließe die Augen und spüre den Seewind auf meinem Gesicht. 
Wer bin ich, dass ich hier sein darf? An diesem wunderschönen Ort der Ruhe, sonst allein den Elben vorbehalten?
Weil ich der Ringträger bin, sagen sie alle. Der Ringträger? Nein. Nicht mehr. Das ist lange vorbei. Ich habe Ruhe gefunden, sehe das feurige Rad nicht mehr vor meinen Augen die alte Wunde von dieser dunklen Nacht auf der Wetterspitze schmerzt nicht mehr. Ich bin nur noch Frodo, Drogos Sohn. 
Keine dunkle Macht wirkt in diesen Landen westlich des Meeres.

Ich zucke nicht mehr unwillkürlich zusammen, wenn ich an unsere Reise denke. Ich lächele leise. Damals hielt Sam Aragorn für einen schwarzen Reiter oder zumindest einen ihrer Gehilfen unter den Menschen.

Was wohl aus den Beiden geworden ist? Und aus Pippin und Merry und Legolas und Gimli? Alt müssen sie jetzt sein. Sehr alt. Bis auf Legolas, den Elben natürlich.

Es ist lange her, dass wir damals mit dem weißen Schiff aus den Grauen Anfurten schieden. Viele Sommer kamen ins Land und gingen. Auf die warmen Sommerabende folgte ein farbenprächtiger Herbst, bei dem die Blätter der Bäume in allen Farben leuchteten und darauf ein milder Winter. Der Winter wich dem Frühling und dieser wieder dem Sommer. So zog Jahr für Jahr an mir vorbei, eines schöner als das andere, doch das Alter ereilte mich nicht. Hier im Westen, kennt man solche Gebrechen nicht.

Was war das? Ich schaue auf und starre auf den Horizont um mich zu vergewissern. Ein Segel! Weiß leuchtet es in der Abendsonne. 
Wieder Elben, die Mittelerde den Rücken zukehren? Ja, doch mein Herz sagt mir, dass noch jemand dabei ist. Jemand, den ich schon lange vermisse. 
Mein Verstand erzählt mir, dass es absurd ist, so etwas anzunehmen. Wie sollte er auf eines dieser Schiffe kommen? Es ist den Elben vorbehalten.

„Und ich? Bin ich ein Elbe?“, flüstere ich mir selbst zu. Doch ich bin eine Ausnahme, der Ringträger.
„Er ebenfalls. Nur kurz, doch er trug den Ring. In düsteren Tagen, als Mittelerde unterzugehen drohte und ich gefesselt in einer Kammer im Wachturm von Mordor lag. Wenn es jemand verdient hat, dann er.“

Das Segel am Horizont war nun vollständig sichtbar. Immer größer wurde das Schiff, das am Anfang noch so winzig zu sein schien. Ich kann Gestalten am Bug erkennen, die voller freudiger Erwartung ihrer neuen Heimat entgegensehen. Und war da nicht gerade jemand, der kleiner war als die anderen und es gerade so schaffte, für einen Augenblick über die Reling zu schauen?

Der Wind treibt das Schiff schnell vorwärts, direkt auf mich zu. 
Andere Elben haben das Schiff bemerkt. Unter ihnen sind Galadriel und Elrond, die sich jetzt neben mich stellen. Galadriel legt die Hand auf meine Schulter.

Nur noch wenige Minuten, bis es an der Küste anlegen wird. Und ich weiß, dann werde ich Sam wieder sehen.

ENDE

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