Arda Fanfiction

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On Silver Wings

von Nathalie

Kapitel 1

Gleite auf silbernen Schwingen über die Schlachtfelder, unbescholten, unverletzt, zurück zu mir.

Dies war mein einziger Wunsch, als du gehen musstest. Ich wagte nicht, ihn laut zu sprechen, behielt meine Gedanken für mich und ließ stumme Tränen das sagen, was ich nicht in Worte zu fassen wagte. Gleite auf silbernen Schwingen durch den Sturm, der über den Untergang oder das Fortbestehen der Menschheit entscheiden wird. Dunkel werden meine Tage sein und finster meine Gedanken, solltest du meinen unausgesprochenen Wunsch nicht erfüllen können... solltest du stürzen, gepackt werden von der Gewalt des Unwetters und fallen... fallen... um niemals mehr aufzustehen.

Strecke beide Arme aus als wären sie Flügel... und komm zurück zu mir...

Der Himmel ist verdunkelt, die Sonne verhüllt. Wolken aus Asche nehmen uns die Luft zum Atmen und das Licht zum Leben. Der östliche Horizont scheint zu brennen, bei Tag und Nacht, bis hierher in die Riddermark leuchten unheilvoll die Feuer des Orodruin... vielleicht ist es Einbildung, vielleicht sah ich den Himmel nur in meinen Träumen glühen. Doch einen Unterschied macht es nicht, denn du bist dort, an den Hängen des Schicksalsberges – und wo du bist, bin auch ich.

Schon beginnen die Vögel ihren Zug in Richtung Westen, weg, immer nur weg aus diesen verlorenen Landen – und wir Menschen, wir werden ihnen schon bald folgen. Die Pferde sind gesattelt, unser Hab und Gut gepackt. Wir sind bereit.. doch... und doch... wohin wollten wir wandern? Wohin fliehen? Wo werden wir eine neue Heimat finden, wenn unsere alten Dörfer brennen? Wohin führen uns unsere Schritte... wenn es nichts mehr gibt, keine Wege, keine Sterne und keine Sonne, nach denen wir uns richten könnten? Ins Vergessen führt uns unser Weg, denn niemals werden wir ein Ziel erreichen, wenn die Schlacht verloren wird... und niemals mehr werde ich Frieden finden, wenn du vergisst, welche Flügel dir unsere Liebe einst verliehen hat, wenn du stürzt und fällst... fällst...

Die Nächte sind erfüllt von den Schreien unserer Kinder, die sich zurücksehnen in das Paradies, aus dem sie gewaltsam herausgerissen wurden, als der Krieg begann. Sie fürchten den wolkenverhangenen Himmel, unter dem sie nun ruhen müssen des Nachts, sie fürchten die grellen Blitze und den Donner in der Ferne. Und sie fürchten sich zurecht. Auch ich spüre, wie namenloses Grauen mich erfasst, wenn ich gen Osten blicke und mir einbilde zu sehen, wie sie näherkommen, uns verfolgen...

Es ist ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen mehr zu geben scheint. Wir sind hier, in der Wildnis, umgeben von Nichts, verlassen von der Hoffnung, und warten. Auf jedes Ende, gleich welches. Ändern können würden wir es nicht. Euer Fall würde auch unseren Untergang bedeuten, euer Sieg unser Fortbestehen.

... und doch... doch... der Gedanke, der Wunsch, sie bleiben. Obgleich jeder Mann benötigt wird und wichtig ist, hilft mir das nicht hinweg über einsame und kalte Nächte, in denen ich mir dich herbeisehne.

Gleite auf silbernen Schwingen über die Schlachtfelder, unbescholten, unverletzt, zurück zu mir.

Gleite auf silbernen Schwingen durch den Sturm.

Strecke beide Arme aus, als wären sie Flügel... silberne Schwingen aus Licht... komm zurück...

Ende

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