Arda Fanfiction

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Was hat Merry mit Weihnachten zu tun - Überlegungen eines Tuks

von Ethelfara Ceorlred

Wenn ein Tuk forscht...

Es ist mir letztes Jahr zu Weihnachten passiert, wie so oft im Vorjul, den die Großen den Dezember nennen. Einer der Großen, der offensichtlich aus Großbritannien kam oder von drüben überm Teich wünschte mir frohgemut ein „Merry Christmas“. Etwas verwirrt erwiderte ich den Gruß (und das, obwohl ich durchaus Englisch sprechen kann) und stellte dann die zaghafte Frage, was Merry denn mit Weihnachten zu tun hatte. Natürlich bekam ich zur Antwort einen verwirrten Blick. Aber das bin ich als Tuk ja gewohnt, wenn ich mit Großen zu tun habe.

Dann hatte ich ein paar Tage später das gleiche Erlebnis mit einer anderen Person. Und das hat mir dann letztlich keine Ruhe mehr gelassen. Wenn bei einem Tuk einmal die Neugierde geweckt ist, dann ist sie nicht mehr aufzuhalten (Gandalf weiß das genau) und ich hatte mich fast sofort nach Buckelstadt in die Groß-Smials meiner Familie begeben. Dort haben wir eine fast allumfassende Bibliothek, die Antworten auf fast alle Fragen des Lebens geben kann. Jedenfalls hatte ich Pimpernel Tuks verlorengeglaubtes Backrezept für ihren sagenumwobenen Schoko- Nußkuchen wiederentdeckt. Und das Backrezept für Lobelia S-Bs‘ Grünen Gräßlichen Gedeckten Gramfußbilwißapfelkuchen ebenfalls, aber der ist ganz sicher nicht sagenumwoben, weil die Grünen Gräßlichen Gramfußbilwißäpfel ganz einfach nur gräßlich sauer sind und niemals richtig reif zu werden scheinen. Ähnlichkeiten zu anderen dauergrünen Apfelsorten sind übrigens rein zufällig.

Aber ich schweife ab. Es mußten dort, in der Bibliothek Antworten auf die Frage zu finden sein, was denn mein Freund, der Herr Brandybock mit Weihnachten zu tun hat. Erwartungsfroh stürzte ich mich ins Gewühl.

Allzu viele Ergebnisse brachte meine Suche in den Groß-Smials aber nicht; und was ich fand war eher verstörend als erbauend. Aber am besten beginne ich von vorne, erzähle Ihnen von den ersten Ergebnissen und wie es weiterging. Nun ja, folgendes fand ich heraus:

1. Nirgendwo wird in diesen Büchern der Name von Merrys Frau erwähnt. Nicht im Roten Buch,  nicht in den Familienbüchern, nicht in den Stammbäumen. Seltsam.

2. Merry hat aber einen Sohn, den er schon als Nachfolger eingesetzt hat. Und den habe ich bereits kennengelernt. Esmeralda Brandybock, geb. Tuk (Merrys Angetraute) aber auch. Hm. Wasissendasfürneschlampereida? Mussichjetztwiederzumkorrigierennachgondoreilen? *seufz*

3. An Weihnachten (manche feiern das Fest am 24. Vorjul, andere am 25. Vorjul, wieder andere am 6. Nachjul) machen Große Leute anderen Großen Geschenke. Wir Hobbits machen das unter anderem auch am Julfest.

Die letzte Erkenntnis wies mir den Weg zu den Großen. Wir Hobbits kennen durchaus das Weihnachtsfest, feiern es aber nicht unbedingt. Gut, es gibt zu jedem der Tage, an dem einige der Großen Weihnachten feiern bei uns Hobbits ein Festmahl (besser, wir haben drei Gründe für ein Festmahl als keinen, richtig?), aber Geschenke machen wir untereinander am Julfest. Also gut. Ich werde wohl weiter forschen müssen, und wohin sollte ich mich wohl wenden? Richtig, ich bin nach Gondor gereist, in die Feste Minas Anor. Es gab ja was zu korrigieren, da kann ich doch gleich mit Nachforschungen anfangen, oder?

Dort gibt es eine uralte Bibliothek, die um ein Vielfaches älter ist als die in Groß-Smials. Ich hoffte dort auf neue Erkenntnisse; immerhin war das ja eine große Stadt der Großen Leute. Und ich suchte und suchte. Was ich fand waren vage Hinweise auf Merrys Einsatzorte und Taten im Ringkrieg, während er sich in Gondor befunden hatte. Also nichts, was ich nicht schon gewußt hätte. Ich beschloß, mich zu unseren Verbündeten von Rohan zu begeben. Ich ritt nach Edoras.
König Éomer gewährte mir bereitwillig Einblick in das nicht allzu große Archiv von Edoras, und ich arbeitete mich durch die Aufzeichnungen, die die Rohirrim während des Ringkriegs angefertigt hatten. Merry hatte sich durch mutige Taten ausgezeichnet. Aber zu Weihnachten (egal, welches Datum wir betrachten) war er wieder zu Hause im Auenland.

Dann fand ich eher durch Zufall eine Rechnung, die das rohirrische Königshaus für reiche Geschenke erhalten hatte, die König Éomer dem neuen Herrn von Bockland bei seiner Amtseinführung geschickt hatte. Ausgestellt worden war sie am 12. Halimath (Große nennen den Monat den November) des Jahres 1432 Auenländischer Zeitrechnung. Wann war die Sendung in Bockenburg eingetroffen? Ich war auf der richtigen Spur und begab mich zurück ins Auenland.

Einige Wochen später klopfte ich an die Türen von Bockenburg, und natürlich wurde ich sofort zu meinem Freund Merry vorgelassen. Dieser sprach ganz offen mit mir über seine große Feier, während der er verheiratet und zum Herrn von Bockland wurde. Dem guten Merry war es gar nicht recht gewesen, so reiche und so viele Geschenke aus Rohan erhalten zu haben, die er übrigens am 24. Vorjul des Jahres 1432 erhalten hatte. Schon am nächsten Tag, am 25. Vorjul begann er, den ärmsten Leuten nützliche oder auch nur schöne Dinge zu schenken. Und am 6. Nachjul hatte er allen, denen er etwas schenken wollte etwas geschenkt. Die Übereinstimmung mit den Tagen, an denen die Großen Weihnachten feiern ist frappierend. Das also hat Merry mit Weihnachten zu tun.

Ach ja, natürlich hat sich Merrys Freizügigkeit bei den Großen herumgesprochen. Seine absolut verrückte Idee, sich am Julfest des Jahreswechsels 1432/33 als Gandalf zu verkleiden hat zu einer weiteren Legende geführt. Er hatte sich einen künstlichen, riesigen weißen Rauschebart ins Gesicht gepappt und in eine (nicht nur farblich unpassende) viel zu große rote Robe geworfen. Seine Geschenke brachte er in einem riesigen alten Postsack mit, den er sich über die Schulter geworfen hatte. Was diesen närrischen Brandybock da geritten hatte, das hat er mir genauso wenig verraten wie die Tatsache, daß alle Welt diesen Geschenkebringer in der roten Robe „Santa Claus“ nennt. Ich glaube, da war zu vorgerückter Stunde viel Alkohol und Pfeifenkraut im Spiel.

Ich werde weiter forschen.

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