Arda Fanfiction

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Am Ende aller Dinge

von Vivenya

Kapitel 1

Sie spürte wie ihr Herz pochte, ihr Körper erzitterte. Reglos lag sie da, konnte sich nicht dagegen wehren, dass sie die Dunkelheit verschlang. Sie fiel - , in ein schwarzes, tiefes Loch. Es war eine erschreckende Erkenntnis, als sie sich mit der Wahrheit konfrontiert sah.
Waren sie vielleicht feige gewesen? Konnten sie wirklich alle im Stich lassen?
Der eisige Griff ließ sie nicht los und der Schatten kam unaufhaltsam ihrem Herzen näher. Es hatte begonnen, seit dem die Gefährten ihr Reich verlassen hatten. Seit dem spürte sie immer wieder eine Panik in ihr aufsteigen, die sie sich nicht erklären konnte. Hatte sie sich mit ihren Worten selbst betrogen?
Mit einem Mal gaben die Krallen sie los und sie schlug die Augen auf. Vor ihr erschienen die Mallorn-Bäume und die Wege und Bauten, welche zwischen ihren Ästen ihren Platz gefunden hatten. Das Zwitschern der Vögel drang an ihr Ohr und dann leise Musik. Sie wagte es kaum ihren Kopf zu bewegen, als wäre dies nur ein Traum und sie könnte jeder Zeit aus ihm erwachen.
Kälte hatte ihren Körper in Besitz genommen, so, dass sie das Gefühl hatte, sich nicht mehr bewegen zu können. Doch etwas war anders, als die anderen Male. Erschrocken rang sie nach Luft, als sich etwas auf ihre Schulter legte. Angst stieg wieder in ihr hoch, obwohl sie sich dagegen wehrte. Sie hatte sich noch nie gefürchtet.
Doch es kam anders als sie gedachte hatte. Die Kälte wich langsam aus ihrem Körper und ihr Blick wurde klar.
„Fühlst du dich nicht wohl?“
Klar drang die männliche und warme Stimme zu ihr durch.
„Mir geht es gut,“ hörte sie sich selbst sagen.
Für einen Moment schwiegen Beide, dann trat er dich neben sie und sein Arm legte sich um ihre Hüfte. Sie wagte es nicht sich zu ihm zu wenden. Er hätte sofort erkannt, dass sie ihm etwas verschwieg.
„Ich weiß was dich bedrückt. Ich liege jede Nacht wach neben dir, aus Angst, die Dunkelheit könnte dich gefangen halten. Ich weiß auch wonach du dich sehnst, denn ich fühle das selbe.“
Nun wandte sie sich doch um und ihre Blicke trafen sich.
„Ich weiß nicht, ob ich meinen eigenen Worten noch Glauben schenken soll. Ich sehe die Zukunft und ich spüre, wie ich verzweifele. Die Dunkelheit ist nun so nah, ich fühle sie, selbst jetzt. Alles steht so kurz davor zu scheitern und ich weiß, dass wir nichts mehr tun können.“
Seit dem sie sprach, war die Ruhe zurück gekehrt. Der Schatten verblasste langsam, doch er würde nicht ganz verschwinden.
„Du gabst ihnen Hoffnung und wir taten was wir konnten. Ich weiß, deine Bürde lastet schwer auf dir, doch die Zukunft ist noch immer ungewiss,“ sanft strich er ihr mit seiner Hand über ihre Wange.
„Du hast Recht. Unsere Zeit ist abgelaufen, wir können nicht noch mehr tun,“ langsam beugte sie sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, „In solchen Momenten bin ich dankbar, dass du an meiner Seite bist Celeborn.“
Sie schenkte ihm noch ein Lächeln und wandte sich dann zum gehen. Celeborn sah seiner Frau nachdenklich nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Er wusste, dass ihre Sehnsucht nach dem Meer gewachsen war. Zwar konnte er nicht in ihr Herz sehen, wie sie es vermochte, doch er kannte sie. Und so wusste er um ihre Gefühle.

Mit einem unbeschwerten Gang schritt Galadriel zwischen den Bäumen hindurch, bis sie ihren Garten erreichte. Für einen Moment hielt sie inne und ihr Blick schweifte in die Ferne. Sie spürte eine Gewissheit in ihr, die sie ihrem Mann nicht mitgeteilt hatte. Ihr Herz sehnte sich nach dem Meer und dennoch fiel es ihr schwer, Mittelerde zu verlassen. Es war seit ihrer Ankunft hier, viel Zeit vergangen und jeden Tag hatte sie sich gefragt, ob sie ihre Familie je wieder sehen würde, ob sie überhaupt zurück kehren wollte. Noch hatte keines der Gefühle die Oberhand gewonnen, doch eines Tages würde für sie der Moment kommen, an dem sie Mittelerde den Rücken zu kehren würde. Ihr Blick ging zu ihrer Hand runter, die sie dem Blick entgegen hob. Lorien würde vergehen, egal ob Sauron gewinnen würde oder nicht. Eines Tages würde die Macht der drei Ringe enden.

*

Langsam glitten die Möwen über die Wasseroberfläche, um dann wieder in den Himmel empor zu steigen. Sanft strich der Wind über ihr Gesicht und über ihren Umhang. Für einen Moment schwelgte sie in Erinnerungen, dachte an all die Personen, die sie getroffen hatte, erinnerte sich an die Landschaften, die sie durchstreift hatte. Vor ihrem inneren Auge tauchten die Bilder noch einmal auf und ein warmes Gefühl erfüllte sie. Da nahm der Wind zu. Für einen Moment blinzelte Galadriel. Das Licht schien ihr auf einmal klarer und heller als zuvor. Im nächsten Moment spürte sie, wie Jemand ihre Hand berührte. Ein Schauer durchfuhr sie und sie sah neben sich. Ihr Blick traf sich mit dem ihres Mannes und sie konnte in seinen Augen Erleichterung lesen. Er wusste, dass innerlich ein Kampf in ihr getobt hatte. Doch sie hatte der Versuchung widerstanden. Nun war ihre Zeit hier abgelaufen.

Lange haben wir in Mittelerde verweilt, manchmal verging die Zeit, ohne das wir es merkten. Und wir warteten in dem Wissen, dass unser Schicksal mit dem Ring verwoben war.
Angst suchte uns in unseren Träumen heim, die Angst am Ende zu versagen, - nie mehr unsere Familien wiederzusehen.
Wie oft bin ich aus dem Schlaf geschreckt, den Schatten bereits nah an meinem Herzen gewusst. Doch das alles gehört nun zur Vergangenheit, die ich heute hinter mir lasse.

Ihre Gedanken wurde unterbrochen, denn sie spürte, dass sich Jemand näherte. Hinter ihr begann sich die Sonne dem Horizont entgegen zu neigen. Dies war also der letzte Blick auf das Land, welches sie so lange beherbergt hatte. Langsam kamen sechs Gestalten auf sie zu. Hinter ihnen erhob sich anmutig die Hafenstadt, mit all ihren Gebäuden, Skulpturen und Pflanzen. Doch der Zerfall hatte bereits eingesetzt. Galadriels Aufmerksamkeit richtete sich auf die Gestalten. In Gandalfs Blick spiegelte sich Erleichterung, aber auch Abschiedsschmerz wieder. Er fühlte wahrscheinlich eine ähnliche Zerrissenheit, wie sie.
Einst war sie hier hin gekommen, um einen Ort für sich zu finden, wo sie ihre Fähigkeiten erweitern konnte. Wo sie sich nicht eingeengt fühlte. Und nun verließ sie das alles, was sie geschaffen hatte, genau so, wie sie für immer ihre Enkelin verlassen würde. Sie fühlte ihren Ring an ihrem Finger, dessen Kraft völlig verblasst war. Lorien tat es ihm gleich. Als sie die Gesichter der Hobbits betrachtete, las sie Verwirrtheit in ihnen. Sanft lächelte sie ihnen zu.

„Die Macht der drei Ringe hat ein Ende. Die Zeit ist gekommen - für die Herrschaft der Menschen.“

Ihr Herz begann zu klopfen. Es schien, als würde ihr eine große Last vom Herzen fallen. Hier an diesen Ufern würde alles sein Ende nehmen und eine neue Geschichte würde beginnen. Jedoch war es nicht ihre. Ihr Zukunft erwartete sie jenseits des Meeres.
Langsam setzte sie einen Schritt vor, versuchte sich zu beherrschen, nicht zu zittern. Celeborn berührte sie zärtlich am Rücken, ließ sie vorgehen. Ihr Blick suchte den Frodos und er schien zu verstehen, dass sie seine Entscheidung kannte. Das Gefühl kam völlig plötzlich und das Wissen, nach Hause zu kommen, übermannte sie. Ihre Eltern und ihre ganze Familie warteten auf sie. Ihre Tochter wartete auf sie.
Sie konnte nicht anders, als lächelnd einen aller letzten Blick zurück zu werfen. Ihre Zerrissenheit verflog, es gab keinen Weg zurück. Nie wieder würde sie Mittelerde betreten, es wiedersehen. Und sie fühlte keine Trauer darüber. Nichts hielt sie länger zurück, sie sehnte sich danach das Meer zu überqueren. Galadriel spürte das Schiff unter ihren Füßen und ihr Blick schweifte zum Horizont. Sie sah nicht zurück, auch nicht, als sie abgelegt hatten. Eine seltsame und doch angenehme Stimmung hatte sich auf das Schiff gelegt.

Und somit endet mit uns die Zeit der Elben in Mittelerde und wir werden vergessen werden, während wir friedlich jenseits des Meeres weiter leben, bis zum Ende dieser Welt.

ENDE

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