Arda Fanfiction

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Unwürdig

von Nessa Ellenesse

Kapitel 1

Aran Thranduil verstand immer noch nicht, warum Herr Celeborn und Frau Galadriel so darauf bestanden hatten, dass er und Echuirlass das Julfest in Lothlórien verbringen sollten. Er hatte versucht, darauf zu bestehen, dass er und seine Frau ihr erstes gemeinsames Julfest als Ehepaar in ihrem eigenen Haus verbringen sollten, aber Galadriel hatte darauf bestanden, dass man ihnen keine Ruhe gönnen würde, wenn das junge Paar in Grünwald bliebe; und außerdem mussten sie bei der Familie sein, und Thranduils Mutter Celedulan war Herr Celeborns Schwester gewesen.

Während er sich neben Elrond setzte, der wie immer in ein Buch vertieft war, versuchte Thranduil, den anhaltenden Schmerz in seinem Hintern zu ignorieren, der von der Diskussion mit Herrn Celeborn vor etwa zwei Stunden herrührte.

"Also, was wollte Herr Celeborn mit dir 'besprechen', Gwador-nín?", fragte Elrond und hob eine Augenbraue, als er von seinem Buch aufblickte.

"Nichts, was du wissen müsstest", antwortete Thranduil abweisend. Er stützte sein Kinn in die Hand, legte den Kopf schief und sah den älteren Elben lange an. "Gwador, warum hast du Celebrían noch nicht gefragt, ob sie dich heiraten will?"

"Der Versuch, das Thema zu wechseln, wird dir nicht helfen, Tithen-Gwador", schnaubte Elrond.

"Wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin in einen Streit mit einem der Marschwächter geraten."

Elrond warf dem jungen König einen verärgerten Blick zu. "Du musst lernen, dein Temperament im Zaum zu halten. Es wird dich eines Tages in ernsthafte Schwierigkeiten bringen."

"Ja, ja, und jetzt versuchst du, der Frage auszuweichen", beharrte Thranduil. "Es ist über hundert Jahre her, dass der Krieg zu Ende ging. Was hält dich zurück?"

"Ich fühle mich ihrer nicht würdig", gab Elrond zu.

Bevor Elrond etwas anderes sagen oder tun konnte, hatte Thranduil seinen Stuhl verlassen und kniete neben ihm nieder. Er nahm die Hände des älteren Elben in die seinen und sah ihm ernst in die Augen. "Unwürdig? Wie kannst du so etwas sagen? Niemand hält dich für unwürdig, jedenfalls niemand, dessen Meinung zählt. Hätte ich dich gebeten, an meiner Seite zu stehen, als ich Echuirlass heiratete, wenn du unwürdig wärst? Würde ich dich Bruder nennen? Wer war es, der mir über den Tod meiner Mutter und meines Vaters hinweghalf? Solange ich denken kann, bist du für mich eine Stütze gewesen."

"Thranduil, du bist geblendet von einer kindlichen Verehrung, die du längst überwunden hast", entgegnete Elrond, schärfer als er beabsichtigt hatte.

Der jüngere Elb zeigte sich unbeeindruckt. "Gwador, erinnerst du dich an den Tag, an dem ich geboren wurde? Was geschah, nachdem meine Naneth mich im Arm hielt und die Heilerin mich meinem Adar vorstellte?"

"Oropher hat dich in meine Arme gelegt", erinnerte sich Elrond leise.

"Er hat mich nicht nur in deine Arme gelegt. Er hat dich zu meinem Mentor und, falls nötig, zu meinem Beschützer ernannt", sagte Thranduil. "Glaubst du, er hätte dich zu meinem Vormund ernannt, wenn du unwürdig wärst, und dabei sogar Lord Celeborn übergangen?"

"Daran habe ich nicht gedacht", sagte Elrond.



"Gwador, für einen, der zu den Weisen gezählt wird, kannst du wirklich dumm sein. Wenn du unwürdig wärst, hätten Celebríans Brüder mir nicht geholfen, euch beide zu verkuppeln, und sie hätte deine Zuneigung nicht erwidert", erklärte Thranduil.

"Was meinst du damit, mich zu verkuppeln?", fragte Elrond und schenkte dem jungen Elben die ‚Augenbraue des Verderbens‘, wie Thranduil es nannte.

"Glaubst du wirklich, wir sind jedes Mal zufällig auf Celebrían gestoßen, wenn ich dich gebeten habe, mit mir ein Picknick zu machen und darauf bestanden habe, dass wir extra Essen mitnehmen, nur für den Fall, dass ich klein bin?" Thranduil lachte. "Glaubst du wirklich, ich hätte in dem Alter alles selbst organisieren können?"

"Du hinterhältiger kleiner ..."

"Ich gebe zu, dass ich ab und zu ein bisschen hinterhältig bin, aber nicht mehr klein", sagte Thranduil schelmisch, während er aus Elronds Reichweite sprang.

"Thranduil Oropherion, ich hoffe, du machst hier drin nicht noch mehr Ärger", bemerkte Herr Celeborn streng und betrat den Raum.

"Nein, Onkel. Ich habe nur ...", Thranduil überlegte, wie er erklären konnte, was geschehen war, ohne sich oder Elrond in Schwierigkeiten zu bringen. Der Herr von Lothlórien war nicht gut auf Selbstmitleid zu sprechen.

"Du hast deinem Gwador gestanden, dass du ihn mit meiner Tochter verkuppelt hast", bemerkte Celeborn. "Ich wollte nicht lauschen, aber das ist alles, was ich gehört habe. Elrond, ich glaube, dass dieser Unfug verjährt ist."

"Ja, mein Herr", sagte Elrond.

"Thranduil, ich habe mit Ermehtar gesprochen. Er wird sich für seine schlecht gewählten Worte entschuldigen. Du musst dich aber noch für das blaue Auge entschuldigen, das du ihm verpasst hast", informierte Celeborn den Sohn seiner Schwester. "Dies ist mein Reich. Du hättest zu mir kommen sollen, anstatt so die Beherrschung zu verlieren, wie du es getan hast."

"Ich bin nicht derjenige, bei dem er sich entschuldigen muss", sagte Thranduil leise.

"Ist es das, was du mit niemandem, dessen Meinung zählt, gemeint hast?", fragte Elrond. "Was ist zwischen dir und Ermehtar vorgefallen?"

Als Thranduil hartnäckig schwieg, ergriff Celeborn das Wort. "Meine Pflegesöhne und mein Neffe schmiedeten wieder ein Komplott, um euch eine romantische Nacht zu bereiten, in der ihr hoffentlich endlich um die Hand von Celebrían anhalten würdet. Ermehtar begegnete ihnen und sagte ihnen rundheraus, dass er dich nicht für würdig halte, meine Tochter zu heiraten. Thranduil hat ihn drei Fuß über den Waldboden befördert."

Elrond stand einen Moment lang in fassungslosem Schweigen da, bevor er schließlich sagte: "Tithen-gwador, ich weiß, dass du mich liebst, aber ich bin in der Lage, meine eigenen Kämpfe zu führen, und zwar so, dass ich nicht in einer Ecke von Lord Celeborns Arbeitszimmer lande." Er umarmte den jüngeren Elben fest.

"Ich nehme an, die Diskussion, die ich mit dir über Selbstmitleid führen wollte, ist nicht mehr nötig", sagte Celeborn.

"Nein, mein Herr, das ist sie nicht", antwortete Elrond.

"Meine Pflegesöhne und mein Neffe haben sich so viel Mühe gegeben, einen besonderen Abend für dich und meine Tochter vorzubereiten. Ich möchte nicht, dass du ihn verpasst, weil du den Abend damit verbringen musst, in eine Ecke in meinem Büro zu starren", bemerkte Celeborn trocken.

"Das, Onkel, sollte eine Überraschung sein", bemerkte Thranduil.

"Ich habe nicht gesagt, was du geplant hast, sondern nur, dass du etwas geplant hast und dass es für heute Abend ist. Nun, es ist schon spät. Du solltest deiner Gwador helfen, sich fertig zu machen. Galadriel hilft bereits Celebrían. Haldir, Orophin und Rúmil kümmern sich um alles andere", sagte Celeborn ihnen, bevor er ging.



Eine Stunde später war Elrond förmlich gekleidet und hatte seine Zöpfe neu geflochten. "Bist du bereit?", fragte Thranduil.

"Bereit für was? Für diese Überraschung, die du und Celebríans Ziehbrüder geplant haben, oder für den Heiratsantrag?", antwortete Elrond.

"Beides, aber vor allem: Bist du bereit, aufzubrechen?"

Elrond dachte einen Moment nach, bevor er antwortete: "Ja, und das ist die Antwort auf beide Fragen. Ich habe das schon zu lange vor mir hergeschoben. Ich werde sie heute Abend fragen. Meinst du, sie wird ja sagen?"

"Ich bin sicher, dass sie es tun wird. Komm, lass uns gehen, bevor du wieder kalte Füße bekommst", sagte Thranduil und führte seinen Gwador aus dem Zimmer in eine kleinere Stube, wo ein Abendessen bei Kerzenschein und die Eledhwen wartete, die eines Tages Elronds Gemahling und die Mutter seiner Kinder werden würde.


* Aran = König

* Gwador = Bruder

* Tithen-gwador = Kleiner Bruder

* Eledhwen = Elbenmaid (Im Original war hier das Wort Elleth verwendet, das Elbenvolk bedeutet. Meiner Ansicht nach nicht ganz passend, um eine besondere Elbin zu bezeichnen, in dem Fall Celebrían.)

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