Arda Fanfiction

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Moréndas Rache

von Celebne

Rückkehr nach Isengard

Sie waren die ganze Nacht durchgeritten. Die Botschaften, die Mórenda aus Isengard und Mordor erhalten hatte, waren mehr als beunruhigend: angeblich war der Ring entgültig vernichtet und Isengard war von Ents angegriffen worden. Mórenda war kein bisschen müde: sie war in höchster Sorge um ihren Bruder Saruman. Was war wohl mit ihm geschehen?
"Können wir nicht anhalten und kurz verschnaufen?", fragte Harlin, einer von Mórendas menschlichen Begleiter.
Mórenda hatte schließlich ein Einsehen mit ihren Begleitern, die aus Dunländern und Orks, die auf Wargen ritten, bestanden. Der Ritt entlang des Nebelgebirges Richtung Süden war äußerst strapaziös. Mórenda hatte die letzten Monate bei einer befreundeten Hexe in Angmar, einem Land im hohen Norden, verbracht, um sich von der Wunde, die ihr eine Kriegerin namens Éowyn zugefügt hatte, zu erholen. Saruman hatte wohl geahnt, dass es in Isengard nicht mehr sicher war, und sie deshalb nach Angmar zur Genesung geschickt.
Während die Dunländer ein Feuer entzündeten und sich etwas zum Essen warmmachten, verschwanden die Orks grunzend im nahen Wald, um sich Wild zu jagen. Die Warge nahmen sie mit, da die Pferde vor ihnen scheuten.
Mórenda hatte keinen Hunger. Angestrengt starrte sie nach Süden, wo Isengard lag. Ihre langen braunen Haare mit dem Hauch von Kupfer flatterten im Morgenwind. Sie wickelte ihren dunkelblauen Mantel fest um den Leib, denn es war empfindlich kühl.
Nach 2 Stunden drängte sie zum Weiterritt.
Endlich konnte Mórenda die Bergkette sehen, an deren Fuß die Festung Isengard lag. Sie gab ihrem Pferd die Sporen.
"Herrin, so wartet doch!" ,schrie Harlin besorgt hinter ihr her.
Doch Mórenda hörte nicht. Sie war ganz krank vor Sorge und ahnungsvoll lenkte sie ihr Pferd in Isengards Tal.
Sie schrie auf, als sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah: ihre Heimat war ein einziges Trümmerfeld. Zitternd vor Wut und Gram stieg sie vom Pferd und durchschritt die verwüstete Ebene zum Orthanc hin. Fast alles Wasser, das die Ents in das Tal geleitet hatten, war nun wieder abgeflossen. Doch zurück war eine Schlammwüste, gähnende schwarze Gruben und herabgefallene Felsblöcke geblieben. Die einst so schöne Straße, die zum Tor des Orthanc führte, war kaum noch zu sehen. Tränen liefen an Mórendas Wangen herab: ihr wundervolles Zuhause - es war alles zerstört. Unversehrt wirkte nur der Orthancfels selbst. Ihm hatten die Ents nichts anhaben können. Doch das Tor hing schief in den Angeln. Anscheinend waren Plünderer im Turm gewesen und hatten alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgenommen.
"Saruman, wo bist du?", schrie Mórenda in den Turm hinein. Doch Niemand antwortete  ihr.
Schließlich rannte sie die engen Wendeltreppen bis zum Turmzimmer hinauf. Doch alles war leer. Der Palantir fehlte natürlich auch. Entmutigt sank Mórenda auf den Boden und weinte hemmungslos.
Inzwischen waren ihre Begleiter am Orthanc eingetroffen. Die Orks  sahen sich entsetzt um und hielten nach irgendwelchen überlebenden Kameraden Ausschau.
"Die arme Herrin", sagte Menhir, einer der Dunländer, zu Harlin. "Sicher war Isengard einst eine schöne Stadt. Jemand muß eine entsetzliche Wut auf Herrn Saruman gehabt haben, um dieses Werk der Zerstörung anzurichten".
Mórenda kam langsam aus dem zerstörten Tor. Ihre Tränen waren längst versiegt, doch ihr Gesicht wirkte wie versteinert.
"Herrin, wir haben einen überlebenden Uruk-Hai gefunden", meldete Harlin. "Er hat die Zerstörung Isengards miterlebt".
Mórenda wandte sich an den Uruk-Hai, dessen Körper über und über mit Wundnarben bedeckt war:
"So sprich!"
"Ich heiße Tulok", krächzte die hässliche Kreatur. "Die Ents und ein paar Halblinge haben diese schöne Festung zerstört. Später kamen noch Gandalf und ein paar Menschen. Sogar der neue König von Gondor soll unter ihnen gewesen sein".
"Gandalf!", murmelte Mórenda haßerfüllt. "Dieser Verräter! Und was haben sie mit meinem Bruder gemacht?"
Tulok senkte den Kopf.
"Er ist tot, Herrin. Auch Gríma Schlangenzunge lebt nicht mehr".
Mórenda ließ sich alles von Tulok bis ins Detail schildern. Doch sie behielt die Fassung: sie hatte vorhin bereits genug geweint - genug, für ihr ganzes Leben.
"Dafür werden sie bezahlen, alle!", schwor sie. Sie nahm einen Dolch und ritzte sich die Handfläche damit auf.
"Ich schwöre es mit meinem Blut!"
"Was sollen wir unternehmen, Herrin?", fragte Harlin unternehmungslustig.
"Ich werde eine neue Armee aufstellen", erklärte Mórenda mit funkelnden Augen. "Zuerst werden wir die Ents vernichten, dann werden wir gegen Gondor ziehen".
"Aber das kann dauern, Herrin", sagte Harlin.
"Und wenn es ein Jahr dauert - es ist mir egal", rief Mórenda bebend. "Ich will, dass ihr alle Feinde Gondors zusammentrommelt. Hier am Orthanc werden wir uns heute in einem Jahr treffen. Und wehe dann allen, die mit Ents und Halblingen sympathisieren!"
Plötzlich hielt sie böse lächelnd inne.
"Was macht eigentlich meine besondere Freundin' Èowyn?"
"Sie ist seit kurzem mit Faramir, dem neuen Truchseß von Gondor, verheiratet".
"Mit ihr habe ich noch etwas besonderes vor", sagte Mórenda grimmig.

Minas Tirith, 1 Jahr nach dem Ringkrieg:

In der weißen Stadt waren heute zur Feier des Tages alle Fahnen gehisst: genau vor einem Jahr war der Ring entgültig vernichtet worden. Alle Gefährten von einst waren der Einladung von König Aragorn gefolgt, und hielten sich in diesen Tagen in Minas Tirith auf. Auch Éomer, der neue König von Rohan, war mit einer Abordnung gekommen.
In der großen Burghalle unterhalb des Weißen Turmes Ecthelions war eine große Festtafel gedeckt.
Éowyn fehlte jedoch. Besorgt erkundigte sich Merry bei Faramir, was denn mit seiner Ehegattin sei.
"Sie liegt noch im Wochenbett", sagte Faramir glücklich lächelnd. "Vor kurzem hat sie mir einen Sohn geboren. Er heißt Ecthelion, wie mein Großvater".
Alle, die es noch nicht wussten, gratulierten Faramir begeistert zur Vaterschaft.
"Ich hoffe, euer 2. Sohn bekommt dann einen Rohirrim-Namen", meinte Éomer ein wenig gekränkt. Faramir klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter.
"Keine Bange, Schwager, auch Rohan wird zu seinem Recht kommen".
"Ich denke, es werden noch viele Kinder kommen", grinste Frodo und alles lachte. Nur Gandalf blieb ernst. Er wirkte heute sehr nachdenklich.
"Was hast du, alter Freund?", fragte Legolas besorgt.
"Es ist nichts schlimmes", sagte Gandalf beschwichtigend. Doch in seinen Augen stand echte Sorge. "Ich hatte schlechte Träume in letzter Zeit".
Aragorn, der in seiner Nähe saß, hörte plötzlich zu essen auf.
"Die Grenztruppen in Ithilien berichteten, dass wieder mehr Orks und Südländer durch die Lande ziehen", erzählte er. "Es scheint sich etwas zusammenzubrauen. Ich weiß nur nicht, wo".

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