Arda Fanfiction

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Wichteln

von E. E. Healing

Wenn Geschenke 'passender' nicht sein können

Wer hatte nur diese wahnsinnige Idee im Kopf gehabt? Wieso nur hatten sie auch noch zugestimmt?

Nun saßen sie hier. Hier, das war in Gondor, in einer eigens für diesen Abend angeworbenen Taverne. Sie, das waren die neun Mitglieder der Gemeinschaft um Frodo Beutlin. Wozu sie ihren Segen gegeben hatten? Zu einer irrwitzigen Idee.

Jeder aus der zusammen gewürfelten Gemeinschaft hatte sich bereit erklärt, seinen Namen in einen Topf zu werfen, nur um dann einen anderen wieder heraus zu holen, davon zu gehen und zu überlegen, was dem, dessen Name er las, wohl gut gefallen würde oder der Freund benötigte. Samweis Gamdschie hatte sie alle dazu aufgefordert. Der gute, treue Sam, der seinen Freund Frodo auf andere Gedanken bringen wollte, darüber hinweg helfen, dass Bilbo zu den Elben gegangen war.

So kam es nun, dass sie ihre Geschenke zusammen trugen, schön verpackten und auf einen Tisch stellten, um sie dort schön drapiert zu wissen. Ehe sie auspacken durften, was ihnen zugedacht war, wollten Sam, dass sie feierten, sich Hase und Töften, Fisch und Braten mit Gemüse schmecken ließen. Sie sollten Bier und Wein frönen, bis sie nicht mehr gerade stehen konnten. Der Hobbit befürchtete – zurecht? – dass sie in einem zu nüchternen Zustand womöglich ihre Nasen über die dargebrachten Gaben rümpfen könnten.

Es dauerte also nicht all zu lang, bis Gimli endlich Legolas zu einem Trinkspiel herausforderte, an dem sich schnell Aragorn und Boromir, die vier Hobbits und auch Gandalf beteiligten. Sie sangen, lachten und Merry und Pipp tanzten auf dem Tisch. Dies führte dazu, dass die Bänke wackelten, Boromir lachend nach hinten weg kippte und in Legolas´ Arme stolperte, der den um einiges schweren Menschen nur mit Mühe zu halten vermochte.
Gemeinsam wankten sie, stießen an die Schankmaid, die ihnen neues Bier bringen wollte. Das Tablett, dass sie trug, kippte bedrohlich. Nur den Reflexen des Blonden war es zu verdanken, dass ihr Tablett nicht auf den Boden aufschlug. Doch Boromir war nicht so geschickt. Er drängte das dralle Mädel an den Tisch mit den Geschenken, der so bedrohlich wackelte, dass alles, was sich darauf befand, in einem wilden durcheinander zu Boden ging. Natürlich lösten sich dabei auch die Zettelchen mit den Namen darauf.

Voller Sorge darüber, dass vielleicht etwas kaputt gegangen sein könnte und sie Ärger bekommen würde, schob das Mädchen Boromir von sich, der lachend wieder in die Runde stolperte. Sie hob alles auf, das sich verteilt hatte, dazu die kleinen Papierchen und legte sie nach gut Dünken wieder auf die Päckchen. Dies geschah gerade noch zur rechten Zeit, denn schon hörte sie Peregrin Tuk, der zu Nörgeln begann.

     „Dürfen wir nun endlich sehen, was wir bekommen sollten?“
     „Ja, wieso eigentlich nicht?“, stimmte Samweis zu.
     „Dann kommt. Ich bin auch schon neugierig“, hörte man Meriadoc aussprechen.

Begeistert standen sie nun alle um den Tisch, suchten und fanden etwas, auf dem ihr Name zu lesen war. Schnell saßen sie wieder auf ihren Plätzen und man hörte, wie das Papier in Fetzen gerissen wurde, als sie auspackten, was sie geschenkt bekommen hatten.
Ein jeder zog ein sehr verdutztes Gesicht, als er endlich in den Händen hielt, was wer auch immer sich ausgedacht hatte. Sie machten eine gute Miene dazu, obgleich sie wahrlich nichts mit ihren Gaben anzufangen wussten. So gab es keine Jubelschreie oder zumindest freudige Gesichter. Nur betretenes Schweigen war zu vernehmen.

     „Nun“, räusperte sich Gandalf vernehmlich.
     „Ich glaube, wir sollten unsere Dinge an uns nehmen und in die Betten gehen. Vielleicht sehen wir morgen einen besseren Sinn darin.“

Alle Mitglieder der Gemeinschaft nickten beharrlich, standen hastig auf und gingen davon.


*****



Der neue Tag brach schneller an, als es den vom vielen Alkohol brummenden Schädeln gut tat. Doch nach und nach trafen sich alle Neun wieder im Schankraum der Taverne ein. Jeder brachte sein Geschenk mit.

Peregrin Tuk fiel fast die Treppe hinunter, da sein neuer, spitzer Hut viel zu groß für seinen Kopf war und ihm immer wieder über die Augen hing.
Aragorn der Waldläufer betrachtete voller Argwohn den Kochtopf, den er in den Händen hielt und versuchte, ihn wie einen Schild vor sich zu halten. Doch als er auf seine Zehen sah, die durch die alten Stiefel lugten, überlegte er, ob er warmes Wasser hinein füllen sollte, um sie aufzuwärmen.
Boromir von Gondor saß noch immer auf dem Platz, den er gestern eingenommen hatte, und betrachtete den wunderbar glänzenden Ring an dieser filigranen Kette, den er in seinen Händen hielt. Immer wieder lächelte er leicht irre und sprach etwas, das verdächtig nach mein Schatzzzzz klang.

Meriadoc Brandybock stolperte laut und fluchend die Stufen hinab, schimpfte über diese Stiefel, die zwar für Menschenfüße gedacht zu sein schienen, aber für ihn dennoch zu klein waren. Außerdem… wofür brauchte ein Hobbit schon Schuhwerk?
Legolas Grünblatt schleppte einen Sattel auf seinem Rücken, sich noch immer fragend, wie er auf diesem Ding bequem hatte schlafen sollen. Sein Kissen, das er gewohnt war, war um so vieles bequemer und nicht so schädlich für sein Haar. Um so sehnsüchtiger sah er auf das, was Frodo in der Hand hielt.
Frodo Beutlin hingegen hatte versucht, sich mit der silbernen Bürste seinen Locken zu kämmen, doch eine Bürste war eben kein Kamm. Dafür aber eignete sich die spiegelnde Fläche auf der Rückseite dazu, Boromir auf dem Hinterhalt anzustarren, wie dieser den einen Ring noch immer stocksteif festhielt.

Zwei Sitze weiter fluchte Samweis Gamdschie wie ein Rohrspatz und verteilte die Schuppen des Fisches, den er gerade zubereiten wollte, über den ganzen Tisch. Diese viel zu große und zu schwere Axt war dafür nicht so gut wie seine Küchenmesser und hatte ihn schon fast einen Daumen gekostet, doch was sollte er sonst damit zustande bringen?
Um so energischer versuchte Gimli Glóinsohn mit dem Kochlöffel, den er erhalten hatte, ein Holz zu spalten, damit sie ein schönes Feuer bekommen mochten, um den Fisch zu dünsten. Aber es war gleich, wie fest er auf das Holz einhieb, nie brachte er auch nur einen Riss in das Scheit. Er war geneigt, diesen Löffel einfach zu opfern…
Nur Gandalf der Graue saß leidlich zufrieden auf seinem Platz an der Stirn der Tafel. Er hatte eine neue Pfeife, auch, wenn sie ein wenig klein geraten schien. Er hatte sie erfolgreich stopfen können, mit einer Pinzette und einem Pinselchen, doch nun stach ihm der Rauch bei jedem Zug in die Augen. Irgendwie war das teure Stück nicht lang genug. Vielleicht eignete sie sich ebenfalls eher als Brennholz? Wer wusste dies schon?


*****



Der Wirt der Taverne war nun auch endlich auf den Beinen. Als er sah, was in seiner Wirtsstube vor sich ging, lachte er herzlich auf. Verwundert sahen ihn die neun Gefährten an.

     „Man könnte meinen, ihr alle habt gestern Abend euren Verstand versoffen!“
     „Wie kannst du es wagen, guter Mann?“, begehrte Boromir nun auf.

Es waren seit Stunden die ersten Worte, die er deutlich aussprach. Doch der Wirt tat sie mit einem Wisch seiner Hand ab. Boromir blinzelte, ehe er sich des Schmuckes in seiner Hand wieder erinnerte, Platz nahm und ihn erneut betrachtete.

     „Entweder dies, oder ihr seid alle zu scheu, um euch an einen Streit zu wagen. Seht euch doch nur einmal an. Der Mensch, dessen Stiefel schon fast keine Sohle mehr haben, trägt einen Kochtopf mit sich herum, dafür hat ein Hobbit nun Schuhwerk! Oder hier“ - er zeigte auf Gimli - „Wer glaubt schon, dass ein Zwerg und ein Kochlöffel zusammenpassen? Wohl der, der meint, dass eine Axt einem Hobbit steht.
     Seid ihr wirklich so blind oder habt ihr zu viel Wein und Bier genossen? Kann sich denn niemand mehr an gestern Abend erinnern? Wie Boromir meine Schankmaid gegen den Tisch drückte und alles zu Boden ging? Ist selbst dem Elb entgangen, dass sie diese kleinen Zettelchen nach eigenem Gusto auf die Päckchen zurück legte?“

     „Wenn ich ehrlich bin“, meldete sich Sam zu Wort, „dann war der Sattel wohl von mir, aber nicht für den edlen Herren Legolas gedacht, sondern für Boromir.“
     „Und ich habe den Topf für Merry gebracht, damit er sein Kompott kochen kann“, stimmte Gimli ein.
     „So wie ich diesen Kochlöffel für Samweis besorgt habe…“, meinte Pippin leise.
     „Ich wunderte mich schon, was ich mit einem Zaubererhut anfangen soll…. Die Pfeife, die Gandalf bekam, die würde mir viel besser gefallen.“
     „Wusste ich es doch“, erklärte Boromir zufrieden, kurz von dem Ring aufsehend.
     „Aber muss ich den nun wirklich abgeben, was ich bekam? Er gefällt mir doch auch so gut.“
     „Nein, der ist nicht für dich bestimmt!“, erklärte Gandalf fest.
     „Den habe ich für Frodo gefunden! Er kam über Bilbo zu mir, damit ich ihn eines Tages an diesen Hobbit weiter reiche!“
     „Also darf ich mir diese Axt nehmen?“, fragte Gimli voller Hoffnung.
     „Ja, meldir nîn. Ich habe sie für dich gefertigt“, erklärte der Elb.
     „So, wie ich für dich diese Bürste, spitzohriges Bürschlein“, lachte der Zwerg
     „Und ich dachte, wir sind über diese Sticheleien endlich hinweg“, bedauerte Aragorn.
     „Das sind wir doch“, erklärten Legolas und Gimli gleichzeitig.

     „Ich schlage vor, ein Jeder legt sein … Geschenk … auf den Tisch und nimmt das, was für ihn vorgesehen war“, gluckste nun der Wirt vergnügt.

Bis auf Boromir waren sie alle einverstanden. Doch als er sah, wie edel der Sattel glänzte, der für ihn bestimmt war, stimmte auch er ein, ergriff diesen und rannte hinaus in den Stall.

Endlich wurden alle froh.
Merry und Sam rührten glückselig mit dem Kochlöffel im neuen Topf.
Aragorn seufzte zufrieden in den exakt passenden Stiefeln, während sich Frodo die Kette um den Hals legte.
Legolas bürstete sein Haar, bis es seidig glänzte, sah dabei Gimli zu, der nun Holzscheit um Holzscheit zerlegte und dabei glücklich brummte.
Pippin setzte sich neben den neu behüteten Gandalf, stopfte seine Pfeife und freute sich, als aus dem Stall neben dem Wirtshaus ein Freudenschrei erklang, als habe ein kleiner Junge gerade seinen Geburtstag gefeiert.

     „Er passt, der Sattel passt! Endlich scheuere ich mir an den Gurten den Rücken und Bauch nicht mehr auf.“
     „Boromir!“, stöhnte Aragorn, während er sich in den Stall bewegte.
     „Der Sattel ist für dein Pferd und nicht für dich!“

Ja, der Ring hatte wohl seine Spuren hinterlassen…

ENDE

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