Arda Fanfiction

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Wunschzettel

von E. E. Healing

Wünsche oder Wetten?

Es war seit zwei Wochen eisig kalt im Düsterwald. Der Schnee hatte alles Leben unter sich bedeckt und nur wer wirklich etwas zu Erledigen hatte, der wagte sich in diesen Tagen nach draußen. So war es kaum verwunderlich, dass nur die Elben, die gerade den Wachdienst verrichten mussten, sich um ein kleines Feuer sammelten, um sich die eisig kalten Hände zu wärmen, als sie etwas am Horizont ausmachten.

Eilian und Mândaer stöhnten auf, als sie es als einen Rabe erkannten, der sich aus dem Königreich unter dem Berge zu ihnen bemühte. Gemächlich zog er seine Kreise durch die düsteren Wolken und dicken Schneeflocken, ehe er zielsicher das Amtszimmer ihres Seneschalls anvisierte, sich auf die verschneite Fensterbank setzte und leise gegen das Glas pickte, bis es sich öffnete.
Ein braunhaariger Schopf wurde kurz sichtbar, als er des schwarz gefiederten Freund in die Wärme der Stube hinein holte und schnell das Fenster vor der Kälte schloss. Die Elben aber wussten, was sie nun sehr bald wieder erwarten würde. Noch mehr wurden sie in ihrer Annahme bestätigt, als sie einen kleinen Freudenschrei aus der Amtsstube vernahmen.

     „Ich frage mich, wann er sich dazu durchringen wird, uns reinen Wein einzuschenken, Eilian.“
     „Diese Frage stellst du mir doch nicht wahrhaftig, oder, Mândaer? Unser allseits geschätzter Seneschall sollte nun sehr wohl erkannt haben, dass seine Ehe nicht vor uns verborgen geblieben ist, nicht, nachdem er seinen Mann bei dessen letzten Besuch schon zur offiziellen Begrüßung fast mit seinen Blicken ausgezogen hat“, seufzte der Krieger lachend.
     „Auch die Laute, die später aus seinem Arbeitszimmer drangen, hätten eindeutiger nicht sein können, findest du nicht auch?“
     „Dem stimme ich zu.“
     „Wieso rennen sie nicht gleich in Tirbôrons Schlafgemach? Dies wäre wohl kaum unauffälliger.“
     „Wer weiß dies schon? Vielleicht hat der Tisch in seiner Amtsstube die passende Höhe?“, gluckste Eilian nun, während Mândaer zumindest den Anstand hatte, ein wenig zu erröten.

Schweigend verbrachten sie die verbliebenen Stunden im Schneegestöber, bis die neue Patrouille sie endlich ablöste. Gern verschwanden die beiden Männer nun in ihrer Rüstkammer, um sich der schweren Platten zu entledigen, sich an den Feuern aufzuwärmen und lachend einen Krug mit Wein zu füllen während sie sich zu Kameraden setzten und einige Belanglosigkeiten austauschten.

     „Habt ihr auch den Rabe bemerkt?“, fragte Mândaer.
     „Oh nein“, stöhnte Arotang auf.
     „Nicht schon wieder. Wie viel Zeit ist vergangen? Fast zwei Monate? Ihr wisst, was dies heißt! Wie werden sie wieder in jeder Ecke erwischen können, die ihnen passend erscheint.“
     „Ich wette mit euch, dass sie dieses Mal in den heißen Quellen das erste Mal unvorsichtig werden“, meinte Eilian lachend.
     „Nein, eher in einer dunklen Ecke“, hielt Arotang dagegen.
     „Ich setze auf den Übungsplatz“, ertönte eine wohl bekannte Stimme von der Tür herüber.

Erstaunt hoben die drei Elben ihren Blick und erkannten, dass ihr Heerführer Legolas lachend zu ihnen stieß. Er legte einen kleinen Sack auf den Tisch, mit ein wenig Gold darin.

     „Wer hat ein Stück Pergament?“
     „Hier, mein Herr“, reichte Mândaer ihm Zettel und Feder.

Sofort entbrannte ein Kampf um die beste Idee. Legolas schrieb sie alle auf.


`Mögliche Ort für die nächsten Zweisamkeiten´ – schrieb er darüber, bevor sie alle durcheinander riefen.

     In der Küche
     In den Stallungen
     In den heißen Quellen
     In einer dunklen Ecke
     Hinter dem Thron
     Auf dem Übungsplatz


Zufrieden setzte sich Legolas aufrecht hin, las noch einmal durch, was sie da zusammengetragen hatten. Er nickte und erfreute sich daran, obschon die eine oder andere Idee ein wenig seltsam klang. Doch bevor er die Wetteinsätze alle zusammen hatte, wurde er gestört.

Sein bester Freund und Seneschall kam, über beide Ohren grinsend, nun ebenfalls in die Rüstkammer. Er sah das Briefchen auf dem Tisch liegen und ging neugierig darauf zu. Niemand wagte es, sich dazu zu äußern, als er es studierte. Sichtlich verwundert und peinlich berührt nahm er das Schriftstück schließlich, ohne den Blick zu heben, an sich. Mit geröteten Wangen faltete es der braunhaarige Elb und verstaute es in einer seiner Manteltaschen. Rasch ging er wieder davon.

Auch, wenn die Liste nun verschwunden war, stapelten sie das Gold auf den Tisch, schrieb Legolas auf, wer auf welchen Ort wettete. Sicher würde auch der eine oder andere Zwerg bald an dieser Wette teilnehmen wollen, sobald sie Thranduils Hallen erreicht hatten.

*****

Derweil war Tirbôron wieder in seinem Arbeitszimmer angekommen. Voller Sorge entfaltete er das Pergament von Neuem, legte es auf seinen Tisch und überlegte, was dies zu bedeuten hatte. Nun, es war recht eindeutig, was es war. Nur aus welchem Grund jetzt? Sie waren doch immer so vorsichtig gewesen, oder etwa nicht? Der Elb musste mit seinem Mann über diese beunruhigende Entwicklung sprechen, sobald der Zwerg bei ihm war.
Lang würde er nicht mehr warten müssen, das wusste der Seneschall. Immer, wenn ein Rabe flog, dann hieß dies, dass Kíli nur noch wenige Stunden entfernt war. Neugierig überlegte Tirbôron, was der Dunkelhaarige wohl dieses Mal für einen Weg gefunden hatte, um seinen Onkel davon zu überzeugen, wieder einmal in den Düsterwald reisen zu müssen. Doch es war gleich. Es zählte nur, dass sie einander wiedersahen. Schon zu lange waren sie wieder von ihrem Liebsten getrennt.

So tief in seine Gedanken versunken, schreckte der Grünäugige erst wieder auf, als er Finger auf seiner Brust spürte, die sich einen Weg unter die dunkelblaue Tunika suchen wollten, die er trug. Ein wenig erschrocken ließ Tirbôron seinen Kopf zur Seite schnellen, als ihn auch schon ein warmes Paar Lippen überschwänglich begrüßte. Kílis Mund drückte sich fordernd auf seinen, während der Kleinere die andere Hand in den Nacken seines Liebsten legte und dort mit den Härchen spielte.
Der Seneschall reagierte sofort auf die Nähe zu seinem Prinzen. Er legte ebenfalls seine Hände um den Zwergenleib, zog Kíli noch näher und hob ihn auf seinen Schoß. Bereitwillig öffnete Kíli seine Beine, kniete sich über seinen Mann und teilte dessen Lippen, um mit seiner Zunge in Tirbôrons Mund zu gelangen. Beide stöhnten auf, als sie sich endlich schmeckten, umspielten und zärtlich liebkosten. Nur widerwillig ließ der Elb von seinem Partner ab, doch er musste es.

     „Warte“, keuchte er um Luft ringend.
     „Wieso?“, kam es nicht weniger Atemlos zurück.
     „Was, wenn jemand hier herein stolziert?“
     „Ich war wieder einmal so schlau, den Schlüssel herum zu drehen, als ich dich überraschte“, gluckste Kíli nun zufrieden.
     „Aber…“

Tirbôrons Einwand wurde von hungrigen Küssen unterbrochen, als Kíli sich nahm, nach was es ihn verlangte. Er wand sich auf seinem Mann hin und her, während er dessen Tunika endlich aufschnürte, um unter seinen Fingerkuppen die weiche Haut des Elben zu spüren. Seinem Mund entwich ein heißerer Laut, als er endlich fand, was er begehrte.
Kílis Mund tupfte einen kleinen Kuss auf Tirbôrons Kinn, ehe er sich an dessen Kiefer entlang zu seinem Ohr weiter tastete und dabei mit seiner Zunge eine heiße Spur zog.

Er wusste genau, dass er seinen Mann so rasend machen konnte. Dessen Antwort ließ dementsprechend nicht sehr lang auf sich warten. Schneller, als Kíli damit rechnete, warf ihn Tirbôron förmlich auf den Tisch mit seinen Papieren. Einige segelten davon, auf den Boden hinab. Tirbôron hätte es egaler nicht sein können. Der Elb stöhnte leicht, als er seine harte Erregung durch die vielen Schichten Stoff an der seines Mannes rieb.

     „Ich habe dich wirklich sehr vermisst Cinbân*!“, knurrte Tirbôron Kíli nun heißer in sein Ohr.
     „So, wie ich dich vermisst habe, Kúligâr**. Ich will dich endlich wieder spüren.“
     „Hier?“, hakte Tirbôron nach.
     „Sicher. Mir hat es beim letzten Mal sehr gefallen, als du mich auf deinen Schoß gezogen hast. Der Stuhl ist sehr bequem. Nur dein Tisch im Rücken war ein wenig störend. Doch davon werde ich mich nicht aufhalten lassen.“

Ehe der Seneschall etwas dazu hätte sagen können, zog ihn Kíli wieder näher, küsste ihn wild und begann, sich an den Hosen des Grünäugigen zu schaffen zu machen. Tirbôron stöhnte kehlig auf, als Kíli seine Härte aus ihrem Gefängnis befreite und mit geübten Fingern darüber streichelte. Doch nach wenigen Momenten schob ihn der Zwerg schon wieder in seinen Stuhl zurück, öffnete seine eigene Hose und zog sie ein wenig herab.
Tirbôron keuchte, als er begehrlich auf Kílis Erregung starrte, doch das, was nun geschah, zerrte an den Nerven des Elben. Der Kleinere fischte aus einer seiner Hosentaschen eine kleine Phiole, benetzte zwei seiner Finger und führte sie zwischen seine Hinterbacken. Sein Elb schob sich eine Faust in den Mund, um seine lustvollen Laute zu unterdrücken, während er zusehen musste, wie sich sein Mann selbst darauf vorbereitete, Tirbôron tief in sich zu spüren.
Bald war es zu viel, um es noch ertragen zu können. Mit einem kehligen Laut stürzte sich Tirbôron auf Kíli, küsste ihn verlangend und drehte ihn um, so dass dieses mal Kílis Brust auf dem Holz lag. Der Braunhaarige prüfte mit seinem Daumen, ob sein Mann bereit war und das Wimmern, das ihn erwartete, als er die Spitze seines Fingers in den nachgiebigen Eingang schob, zeugte davon, wie sehr es Kíli nach Tirbôron verlangte.

     „Bitte, Kúligâr. Bitte, ich muss dich haben. Ich muss dich endlich wieder in mir spüren. Bitte…“

Tirbôron knurrte wieder, als er dieses Flehen aus Kílis Mund vernahm. Er drehte Kílis Kopf so, dass er sich einen Kuss stahl, während der Elb die Spitze seines Gliedes schon in seinen Mann drängte. Sie stöhnten beide auf, als sie sich endlich wieder vereinten, der Elb sich vollkommen in seinen Zwerg geschoben hatte.
Er gab ihnen beiden kaum eine Verschnaufpause, ehe der Seneschall anfing, sich zu bewegen. Er war wild und schnell, während er in seinen Mann stieß, doch Kílis Laute zeigten ihm, dass er es genau so haben wollte. Zu viel Lust hatte sich in ihnen aufgestaut, die sich nun entlud. So war es nicht verwunderlich, dass Tirbôron recht schnell begann, Kílis prall gefülltes Glied mit seinen Fingern zu liebkosen, während er sich immer wieder in ihn versenkte.
Ein heißeres, kehliges Stöhnen zeigte Tirbôron, dass er Kíli geradewegs über die Klippe stieß, als er auch schon dessen Erbe auf seiner Hand fühlte, wie es heiß aus dem Zwerg herausbrach. Die Wellen, mit denen sich Kíli um ihn herum zusammen zog, brachten auch den Seneschall unweigerlich dazu, sich tief in ihm zu ergießen, während sein ganzer Körper erzitterte, als ihn die Erlösung überrollte.

*****

Gerade, als Tirbôron sich von seinem Mann gelöst hatte und ihm noch einen Kuss auf die leicht verschwitzte Stirn drückte, wurde die Klinke an seiner Tür herunter gedrückt. Panisch sahen sich die beiden Liebenden an, doch Kíli behielt Recht. Sie öffnete sich nicht.

     „Seneschall Tirbôron, seid ihr hier drin?“
     „Ja“, krähte dieser ein wenig, ehe er sich räusperte.
     „Was willst du, Arotang?“
     „Eine Delegation Zwerge trifft gerade ein. Heerführer Legolas lässt Euch bitten.“
     „Nur einen Augenblick! Ich bin sofort auf dem Weg.“
     „Wie Ihr es wünscht…“

Schritte, die immer leiser wurden, erklärten, dass Arotang wieder seinen Weg zu seiner Aufgabe suchte. Hektisch rannte Tirbôron zu einer Schüssel mit Wasser, angelte sich einen Lappen und säuberte sich, so gut er es vermochte. Dann zog er seine Hose wieder nach oben, küsste Kíli schnell und war aus der Tür, ehe dieser wieder ganz bei Sinnen war. Er nutzte das Wasser ebenfalls, als er endlich dazu in der Lage war, auf eigenen Beinen zu stehen.
Dabei fiel sein Blick unter den Tisch und Röte stieg ihm in die Wangen. Auch dort musste er wohl den Lappen schwingen, wollte er seinem Mann Peinlichkeiten ersparen. So kletterte der Zwerg auf allen Vieren über den Boden. Dabei fiel ihm auch ein Zettel in die Hände.

     `Mögliche Ort für die nächsten Zweisamkeiten … … … das ist ja ein Wunschzettel!´, ging es Kíli durch den Kopf, als er die Orte las, die dort in Tengwar  aufgeschrieben standen.

Stolz darauf, die Worte überhaupt entziffert zu haben, formte sich auch schon eine Ahnung in Kíli. Sicher war es eine Aufstellung der Wünsche seines Mannes, wo er ihn dieses mal… geküsst haben wollte, bis Kíli wieder gehen musste. Sicher würde er nun Tirbôron jeden dieser Wünsche erfüllen. So nahm er den Zettel an sich und schob ihn in seine Hosentasche zu der Phiole, die er dort wieder sicher verstaut hatte.

     `Nun sollte ich mich eilen. Fíli und Onkel Thorin werden nicht ewig darauf warten, dass ich endlich meine Übelkeit bekämpft habe…´

*****

Es wurde später Nachmittag, bis die offiziellen Gespräche zwischen Thorin und Thranduil endlich ein Ende fanden. Doch es war schneller von Statten gegangen, als man es erwartet hätte. Thranduils letzte Frage, aus welchem Grund sich die Zwerge zu dieser Jahreszeit auf den Weg aus ihrem sicheren Berg begeben hatten, verstörte Tirbôron dennoch ein wenig. Kíli erröte leicht, so wie er es selbst tat. Thorin und der Elbenkönig mussten sich ein Lachen verbeißen, als sie es sahen. So stotterte Thorin mit zuckenden Schultern, als er von Neuem sprach.

     „Wi… wir sind erschienen, um einen Herzenswunsch zu erfüllen.“

Erschrocken fuhr Tirbôrons Kopf hoch. Auch Kíli sah seinen Onkel ungläubig an.

     „Der Hobbit unserer Runde, der noch immer einen festen Platz in den Hallen Erebors inne hat, wünscht sich wieder einmal den besten Wein aller Zeiten seine Kehle hinab rinnen lassen zu können. Als guter Freund fühlte ich mich verpflichtet, ihm diesen Wunsch zu gewähren.
     Doch für den kleinen Kerl ist es zu kalt, um in dieser Jahreszeit zu reisen. So habe ich mich auf den Weg gemacht und meine besten Krieger mit mir genommen.
     Ich hoffte ebenfalls, dass sich vielleicht eine Möglichkeit ergeben würde, dass sie mit Euren besten Kämpfern zu Rate sitzen und sich austauschen über ihre … Kampfkünste.“

Kíli fragte sich, wieso sein Onkel diesen Satz so betonte…

     „Sicher, werter Thorin. Nichts läge mir ferner, als unsere guten diplomatischen … Beziehungen wegen etwas Weines wieder abzukühlen. Viel mehr sollten sie stetig wärmer werden, wie ich es doch hoffe.
Ich werde veranlassen, dass sich mein Seneschall intensiv mit Eurem Bogenschützen berät, wenn Ihr es gestattet“, setzte Thranduil dagegen.
     „Ich hatte dies ebenfalls im Sinne“, lächelte Thorin nun.
     `Selbst die Könige wissen es… Ich muss mit Kíli darüber sprechen!´

*****

Tirbôron bemerkte erst zu spät, dass sich die Delegationen der Königreiche wieder zerstreut hatten. Zu sehr hatten ihn die Gedanken daran, wie er sich mit seinem Mann besprechen sollte, in Aufruhr versetzt. Unvorbereitet auf die starken Finger, die ihn vorwärts zogen, ließ er sich fortziehen, hinter den Throne Thranduils. Erst, als er sich im Schatten des mächtigen Gestühls wiederfand, wurde ihm bewusst, wo er hier mit seinem Kíli stand.

     „Was…?“

Zu mehr kam der Seneschall nicht mehr, denn schon zog ihn der Zwerg zu sich herab, stellte sich selbst auf die Zehenspitzen und gab seinem Elb einen verzehrenden Kuss, in den er all seine Liebe legte. Dies war immerhin auch eine Form von Zweisamkeit, befand er. Doch so schnell, wie er sich an Tirbôron geklammert hatte, so schnell war Kíli auch schon wieder fort.
Grinsend trat er aus dem Schatten heraus und rannte davon, um sich Fíli anzuschließen, der verlauten ließ, dass er ein wenig Hunger verspürte. Tirbôron hörte gerade noch, wie der honigblonde Prinz seinen Bruder fragte, wo dieser so lang blieb.

     „Och …  ich musste nur etwas abhaken“, erklärte der Jüngere kryptisch.
     `Was bezweckte er damit?´, fragte sich der Seneschall nun selbst.

Da er darauf keine Antwort erhielt, wenn er Kíli nicht fragte, sah sich Tirbôron schnell um, ehe auch er aus den Schatten flitzte, dabei fast mit Thranduil zusammen stieß, der in seinen Thronsaal zurück eilte.

     „Was tust du hier?“, fragte der Silberhaarige.

Irrte sich der Seneschall, oder klang die Stimme seines Königs ein wenig hoffnungsvoll?

     „Ich habe nur etwas … überprüft.“
     „So, hast du das?“
     „Ja, aber nun … nun … muss ich … … ich … ich … muss …“
     „Vielleicht solltest du dich ein wenig stärken, damit deine Gedanken wieder klar von deiner Zunge vorgetragen werden?“, half Thranduil ihm.

Nickend hastete Tirbôron nun davon, in Richtung der königlichen Küche, in Richtung der Zwerge. Thranduil sah ihm kopfschüttelnd und ein wenig enttäuscht nach.

*****

Schon aus der Ferne hörte Tirbôron Kílis Lachen, wie es über seine Lippen perlte. Sicher war er wieder über einen Scherz seines Bruders so sehr erfreut, dass seine Wangen ganz rosig werden würden und ihm kleine Lachtränchen eben diese hinab liefen. Wie gern würde der grünäugige Elb sie ihm zärtlich davon wischen und dann seinen Mund erobern, auf diese Weise erfahren, von welchen Speisen Kíli gerade naschte.

     „Was bringt Euch solche Freuden, meine Herren Zwerge?“, fragte Tirbôron stattdessen.
     „Werter Herr Tirbôron! Wie ich mich freue, Euch zu sehen. Wollt Ihr meinem Bruder vielleicht erklären, aus welchem Grund Elben nicht stark und behaart sein können?“, fragte Fíli mit einem Lachen, das seine makellosen, weißen Zähne zeigte.
     „Weil wir dann Zwerge wären“, beteiligte sich der Seneschall an dem Witz auf seine Kosten.

Doch auch er kannte diesen Spaß aus seinem eigenen Volk.

     „Und aus welchem Grunde können Zwerge nicht anmutig und groß sein?“
     „Weil wir dann Elben wären“, schmunzelte Kíli.

Er leckte sich einen kleinen Klecks Zuckerglasur von seinem Zeigefinger. Augenscheinlich hatte er etwas vom Backwerk der Elben gekostet. Sofort verfing sich Tirbôrons Blick an den Lippen, die noch weiße Spuren von Puderzucker zeigten. Der Seneschall schluckte trocken. Seine Augen verengten sich ein wenig. Fíli entging es nicht, dass Kíli nun noch einmal betont langsam seinen Finger in die Zuckermasse vor seiner Nase tunkte und dann genüsslich ableckte.

     „Ich… ich habe keinen Hunger mehr, verehrter Bruder. Ich werde Prinz Legolas suchen und mich mit ihm ein wenig über die neuesten Techniken in den Schmieden austauschen.“
     „Ja … gut … Barmâd“, stammelte Kíli wie aus weiter Ferne.

Schnell war Fíli verschwunden und ließ das Liebespaar allein zurück. Kein Elb hatte sich in diese Ecke der Palastküche verirrt. Nur sie beide waren hier. Schneller, als Kíli es hätte sehen können, war sein Mann bei ihm, hob ihn auf die Tischplatte und schob sich zwischen seine Beine.

     „Was machst du nur mit mir, Cinbân?“, flüsterte in Kílis Ohr.

Dann nahm er den Finger, der schon wieder in der Zuckermasse gesteckt hatte, und leckte ihn selbst ab, ehe Tirbôron genüsslich die Spuren des Zuckers von Kílis Mund küsste. Gerade, als sie ihr Spiel vertiefen wollten, hörten beide, wie sich jemand näherte. Die Platten der Rüstung klirrten und verrieten Eilian, der gerade um eine Ecke bog.
Schnell stand Kíli wieder auf seinen Füßen, hatte einen kleinen Kuchen in der Hand. Tirbôron war schon zwei Meter von ihm entfernt und suchte in den Schränken nach etwas, das seinen Gaumen ebenso erfreuen würde, wie die eben erlebten Genüsse. Doch er fand nichts, das ihn gereizt hätte.

     „Ich hoffe, es mundet Euch. Doch lasst noch etwas Platz für das Abendmahl“, sprach der Seneschall so fest, wie es seine Stimme vermochte.

Dann stürmte er fast davon und hatte Mühe, nicht mit dem Krieger zusammen zu stoßen, der augenscheinlich auch etwas suchte, um sich den Magen zu füllen.

*****

In einer dunklen Ecke hielt Tirbôron endlich an. Er holte einige Male tief Luft, in dem Versuch, sich und seine Nerven zu beruhigen. Lang würde er nicht mehr in der Lage sein, seinem Kíli zu widerstehen. Doch ehe er sie beide aus Versehen verriet, mussten sie klären, wie sie mit der Situation umgehen wollten.
So, als hätte Kíli es vernommen, stand er schon wieder vor seinem Liebsten. Es war, als hätte er einen Kompass, der immer auf Tirbôron ausgerichtet war. Doch dem Elb erging es nicht anders. Es war vollkommen egal, wo sich sein Zwerg befand, wenn er in Thranduils Hallen weilte, oder Tirbôron im Erebor. Sobald sie eine bestimmte Strecke unterschritten, war es, als würde der Körper magisch von dem des Partners angezogen.
Bevor Kíli einen Ton aussprach, zog in Tirbôron in die Verschwiegenheit dieser Ecke hinein.

     „Wenn wir so weiter machen, dann erfülle ich dir alle Wünsche gleich heute, bis die Nacht herein bricht“, gluckste der Zwerg.

Tirbôron sah ihn fragend an, ehe er seine Frage skeptisch aussprach.

     „Welche Wünsche könntest du meinen?“
     „Die auf dem Zettel, der vom Tisch in deiner Amtsstube hinab fiel, als du mich darauf geworfen hast. Sieh doch…“

Kíli kramte das Stück Pergament aus seiner Hosentasche und entfaltete es. Voller Verwunderung betrachtete der Seneschall nun Legolas´ Handschrift. An zwei Punkten der Liste waren schon Häkchen angebracht.

     `… hinter dem Thron … … in der Küche …  Oh nein!´
     „Cinbân … wie soll ich das jetzt erklären?“
     „Frei von der Zunge, Kúligâr“, strahlte ihn Kíli an.
     „Was glaubst du, was das ist, das ich in meinen Händen halte?“
     „Ein Wunschzettel“, zuckte Kíli beiläufig seine Schultern.
     „Ein Wunschzettel?“, fragte Tirbôron verblüfft.
     „Ja, sicher. Du hast überlegt, wo du mich gern überall küssen möchtest und es niedergeschrieben. Als ich den Zettel fand, überlegte ich, dass ich dir diese Wünsche gern erfüllen möchte.
     Was dachtest du, wie ich dazu käme, dich hinter Thranduils Thron zu zerren? Das wäre selbst für mich ein wenig gewagt. Ich hatte ja keine Idee, dass du so … verwegen bist. Es ist schön, dass du mich auch nach fünf Jahren Ehe noch überraschst.“

Schon küsste Kíli den verwunderten Tirbôron wieder.

     „Siehst du? Wieder ein Wunsch erfüllt“, lächelte er dann.
     „Das ist aber kein Wunschzettel.“
     „Nein? Wieso schreibst du das dann auf?“
     „Es ist auch nicht meine Handschrift. Aber ich bin erstaunt, dass du sie entziffern konntest. Legolas schreibt so unleserlich, dass selbst ich einen Moment benötigte, um es zu begreifen.“

Nun wurde Kíli bleich.

     „Wie kommst du in den Besitz einer solchen Liste, wenn sie deinem Prinz gehört? Was geht hier vor?“
     „Zuerst einmal ist nicht mehr er mein Prinz, sondern du bist es, Cinbân.“
     „Oh Tirbôron…“
     „Aber nun zu dem Problem, dass ich schon seit deiner Ankunft mit dir besprechen wollte. Dies hier ist eine Wettliste.“
     „Eine was?“, stieß Kíli entsetzt aus.
     „Eine Wettliste. Ich habe sie konfisziert. Wie es scheint haben wir in den vergangenen Jahren doch mehr Aufmerksamkeit erregt, als wir dachten. Ich schritt in die Rüstkammer, als Legolas gerade dabei war, Wetteinsätze zu notieren.“
     „Worauf“, fragte Kíli nun weiß wie Kalk.
     „Darauf, wo sie uns dieses Mal wohl erwischen werden. Wie ich annehme, waren wir wohl nicht gerade … diskret.“
     „Wir hatten uns drei Monate nicht gesehen. Verzeih´, wenn ich etwas lauter war“, beschwerte sich nun der Kleinere und verschränkte dabei seine Arme.

Tirbôron beruhigte ihn mit einem neuerlichen Kuss.

     „Auch ich war nicht gerade leise, das weiß ich wohl. Es ist mir auch gleich, denn es zeigt, was mir schon lang durch den Kopf geistert.“
     „Was? Willst du mich nun etwa verlassen? Das werde ich nicht überleben!“, weinte der Prinz nun schon fast.
     „Nein, Cinbân. Hör mir zu. Ich will das genaue Gegenteil. Ich wollte deine Meinung dazu wissen, wie du es finden würdest, wenn wir uns endlich nicht mehr verstecken.“
     „Du willst zu mir ganz offen und offiziell stehen?“

Kílis Augen leuchteten, als Tirbôron nun eifrig nickte. Sofort hing ein Bündel Zwerg an seinem Hals und quietschte laut in sein Ohr.

     „Ich nehme dies als ein `Ja´“, lachte der Seneschall nun erleichtert.
     „Ja, ja, ja, ja. Du machst mich noch glücklicher, als an dem Tag, an dem du mein Mann wurdest! Wo, wie, wann?“

Der Zwerg war äußerst aufgeregt, hüpfte fast auf und ab. Tirbôron schmunzelte.

     „Wie wäre es, wenn wir uns einen der verbliebenen Orte dieser Liste auswählen?“
     „Oh, ja. Warte, der hier wäre wunderbar passend! Gerade ist Wachwechsel und viele werden meinem Bruder zusehen, wie er mit Legolas trainiert.“

Nickend nahm Tirbôron Kílis Hand, verwob ihre Finger in einander und lief los.

*****

Ein wenig aufgeregt waren sie beide, als der Zwerg und der Elb in die Nähe des Übungsplatzes kamen. Kíli hielt seinen Mann nun auf, sah ihn auffordernd an.

     „Warte, Kúligâr. Nicht so. Wir müssen es anders drehen.“

Tirbôron sah Kíli an, der ihm nun einen Plan in das spitze Ohr flüsterte. Begeistert nickte der Seneschall.

Kaum das Tirbôron und Kíli nun auf den Platz traten, verstummte jegliches Geräusch. Alle Übungen wurden beendet, ganz so, als würden sie auf ein Schauspiel warten. Bei Mahal und allen anderen Valar, das sollten sie wohl bekommen. Schon lief Tirbôron in die Waffenkammer. Kíli folgte ihm sofort. Laut hörte man den Zwerg schreien.

     „Wirst du wohl stehen bleiben und mir den Respekt erweisen, der mir gebührt?“
     „Respekt? Einem Zwerg gegenüber?“, schnaubte Tirbôron für alle gut hörbar aus der Tür heraus.
     „Nicht irgendeinem Zwerg gegenüber, dem Prinzen des Erebors gehört er gezollt.“
     „Nichts weiter als ein verzogenes Kind seid Ihr! Es gibt nur einen Prinz, der meinen Respekt verdient hat, und dieser muss auf keine Kiste steigen, um mir in die Augen sehen zu können!“

Tirbôron stapfte, sein Kriegsschwert in der Hand, in die Mitte der Arena. Fíli und Legolas sahen ihm mit offenen Mündern nach.

     „Fíli! Meine Axt, schnell. Ich werde diesem Elb schon Manieren in den Schädel prügeln!“, schrie Kíli da auch schon.
     „Barmâd?“, fragte der Blonde nun besorgt.
     „Was? Er hat über mich gelacht. Das werde ich nicht hinnehmen!“
     „Aber… ich dachte immer…“

Der Blick, den Kíli ihm zuwarf, ließ Fíli sofort verstummen. Er nickte nur ergeben und übergab dem Jüngeren seine Waffe.

Kaum hatte er sie in der Hand, hörte man Tirbôrons Schrei, als er auf den Zwerg zurannte und dabei seine Waffe hob. Geschickt parierte Kíli den Schlag, drehte sich und war in der Mitte des Platzes, ehe Tirbôron zu einem neuen Streich ausholen konnte.

     „Bleib´ stehen!“, rief er Kíli nach.
     „Damit du wenigstens den Hauch einer Aussicht hast, mich zu treffen?“, lachte dieser.

Aus dem Augenwinkel erkannte der Grünäugige, wie die beiden verbliebenen Prinzen die Beine in die Hand nahmen. Sicher würden sie nach ihren Königen suchen. Gut so. So viele wir möglich sollten sich einfinden.

Nun war es Kíli, der einen Kriegsschrei ausstieß und seine Axt schwang, während er auf Tirbôron zusteuerte. Sie kreuzten die Waffen. Es war echt. Der Kampf, den sie ausfochten, war nicht nur Übung. Sie legten all ihre Kraft in die Schwünge, wollte austesten, wer von beiden wohl länger aushalten konnte. Auch mussten sie überschüssige Energie abbauen. Es bestand andernfalls die ehrliche Gefahr, dass das, was folgen sollte, sonst ausarten könnte.
Immer wieder umrundeten sich die Männer, schlugen zu, trennten sich wieder. Hier eine Finte, dort ein gut gezielter Treffer. Sie achteten darauf, dass kein Blut floss, doch sie schenkten sich nichts. Dennoch waren beide nahezu gleich stark. Dies war auch den Kriegern und allen Anderen ersichtlich, die nun zusammen gelaufen kamen.

Das Paar keuchte schon bedrohlich und war ein wenig verschwitzt, als lautes Getrampel und wütende Schreie laut wurden. Beide lächelten sich zu, als sie auch schon Thranduil und Thorin vernahmen, wie sie beide losbrüllten.

     „Tirbôron!“
     „Kíli!“
     „Was hat dies zu bedeuten?“
     „Ja, wieso… tut ihr nichts … anderes?“, fragte der Zwergenkönig.

Kíli und Tirbôron hielten inne. Kíli sah seinen Onkel an, Tirbôron, der mit seinem Rücken zu ihnen stand, drehte sich nun zu den Königen um. Als er die Verwunderung in ihren Blicken erkannte, wand er seinen Kopf wieder zu Kíli und nickte unmerklich. Dann fixierte er Thorin. In eben diesem Augenblick holte Kíli aus und Tirbôron mit einem Streich der flachen Seite seiner Waffe von den Füßen. Sofort saß er rittlings auf dem Schoß seines Mannes, während er noch einen Moment den Anblick der verstörten Gesichter genoss.

     „Meinst du so etwas vielleicht, lieber Onkel?“

Mit diesen Worten senkte Kíli seinen Kopf und sah Tirbôron fest in die Augen. Er hielt die Arme des Elben über seinem Kopf fixiert, während er Tirbôrons Wange mit seiner Nase streichelte. Erst nach einem weiteren, intensiven Blick, senkte er nun seinen Mund auf Tirbôrons Lippen, leckte sanft darüber und stieß mit seiner Zunge in ihn. Der Grünäugige keuchte auf, als er seinen Mann erneut schmeckte.

Der Kampf war nicht genug gewesen. Dieser Kuss weckte die Sehnsucht der beiden nach dem Anderen erneut. Begehrlich ließ Kíli sein Becken ein wenig kreisen, während Tirbôron seines etwas anhob. Erst als sie ein vernehmliches Räuspern hörten, besannen sie sich, wo sie waren und wer alles um die Arena stand.

Kíli löste sich von seinem Mann, schluckte und versuchte, wieder Herr über seinen Körper zu werden. Dem Seneschall erging es kaum besser. Sie lagen noch einen Moment so da, bis der Prinz frech grinsend aufstand und seinen Elb mit sich nach oben zog. Noch einen kleinen Kuss hauchte Tirbôron auf Kílis Lippen, ehe er sich zu der versammelten Truppe, den Prinzen und Königen umwandte.

     „Also, wer von euch hat seine Wette nun gewonnen?“

Schulterzuckend übergab Legolas einen Teil des Geldes, das er bei sich trug, an Thorin, der nun seinen Mund wieder zuklappte.

     „Wir werden uns nicht mehr verstecken, wenn so unsinnige Zettelchen dabei heraus kommen. Die Frage ist nur, ob euch das besser gefallen wird…“

Seinen Kíli mit sich ziehend, steuerte Tirbôron nun zielsicher die heißen Quellen an, um einen weiteren Punkt des – nun doch – Wunschzettels abzuarbeiten.

ENDE


* sin. kleiner Schöner
** kh. Geliebter

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