Arda Fanfiction

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Eine dunkle Bedrohung für Mittelerde

von Ethelfara Ceorlred

Ein Reiter für Rohan

Am nächsten Morgen war Roderic früh auf gewesen. Nach einem (für Bockenburger Hobbitverhältnisse) kleinen Frühstück hatte Merry ihn zur Waffenkammer gebracht, wo er ausgerüstet werden sollte.

„Ich werde dich jetzt hier allein lassen. Der König möchte mich sehen, und hier sollte alles soweit vorbereitet sein. Halte dich an das, was dir gesagt wird. Kopf hoch, das wird schon.“

Bald sah Roderic sich in ungewohnter Tracht, und die Waffenmeister machten sich daran, für seine Größe passende Rüstungsteile herzustellen. Ganz entgegen seiner Gewohnheit trug der Hobbit jetzt lange, eng geschnittene Hosen und feste Stiefel, deren Schäfte stramm saßen und ihm bis zu den Knien reichten. Über einem langen, ledernen Unterrock hatte er einen grünen Wappenrock, auf dem in Weiß das Zeichen des Weißen Pferdes aufgestickt war. Dazu bekam er ein schön gearbeitetes, langes Schwert. Seine alten Kleidungsstücke und Waffen aus dem Auenland wurden hingegen weggelegt.

„So, jetzt werden wir Euch in die Reitschule bringen. Die ist etwas weiter entfernt und liegt unweit des Westtores. Mal sehen, was Ihr so alles im Sattel eines unserer Rösser leisten könnt.“

In der Reitschule wurde der Hobbit bereits erwartet. „Ich bin Gadda, Ausbilder in Edoras. Willkommen.“ Er hielt dem Hobbit die Hand hin.

Roderic nahm sie. „Habt Dank. Es ist mir eine große Ehre, hier sein zu dürfen.“

„Die Ehre ist ganz meinerseits. Als erstes würde ich gern sehen, welche Reitkünste im Auenland gelehrt werden. Ich habe für Euch ein gutes rohirrisches Kriegsross aufzäumen lassen.“

Roderic war ein wenig mulmig zumute, als das große Tier auf den Reitplatz geführt wurde. Auf einem derart großen Tier hatte er noch nie gesessen, und er brauchte schon ordentlich Schwung, um in den Sattel zu kommen. Aber zu seiner Erleichterung verstand das Pferd seine Hilfen, und das Reiten war nicht schwerer als auf einem Pony. Plötzlich erinnerte er sich an den Angriff auf die Angmarim, als Herr Saradoc ihn in den Sattel seines Pferdes gehoben hatte und er von dort oben aus die gefürchtetsten Feinde mit einem gezielten Schuss erschlagen hatte. Er ließ sich Pfeile und einen Bogen geben.

„Ihr schießt vom Sattel aus?“ fragte Gadda erstaunt. „Das ist ungewöhnlich: hier in Rohan beherrschen nicht viele Reiter diese Kunst. Die meisten von uns (ich eingeschlossen) begnügen sich damit, vom Sattel aus mit dem Schwert und dem Speer zu kämpfen.“

„Mit dem Speer bin ich nicht ganz so gewandt, wenn ich im Sattel sitze. Und jeder Krieger sollte in der Lage sein, seine Feinde mit mehr als nur einer Waffe auf Distanz zu halten.“

„Wohl wahr. Ich wünschte, es würden noch mehr so wie Ihr denken.“

Roderic schoss vom vollen Galopp auf die Zielscheiben, und jeder Pfeil traf. Der Hobbit sah den Vorteil seines hohen Sitzes und ging gleich nach dem letzten Schuss dazu über, den Strohsack mit dem Schwert anzugreifen. Auch hier saßen die Treffer.

„Mir scheint, Ihr sitzt nicht zum ersten Mal auf einem Kriegsross“ rief Gadda. „Manche meiner älteren Schüler tun sich mit diesen Übungen deutlich schwerer, wenn man sich denn an den Gebrauch des Bogens aus dem Sattel heraus heranwagt. Was wollt Ihr hier noch lernen?“

„Da gibt es sicher noch so einiges“ lachte Roderic. „Und es ist wirklich das erste Mal auf einem echten Kriegsross. Im Auenland haben wir hauptsächlich Ponys und ganz selten vielleicht einmal ein kleineres Pferd. Aber Herr Saradoc hatte uns jungen Kriegern gerne des Abends von seinen Zeiten hoch zu Ross erzählt, als er in der Westfold war. Deswegen wollte ich hier herkommen. Ich staune aber wirklich, dass das so einfach geht.“

„Kriegsrösser verhalten sich wie Pferde, und Pferde verhalten sich wie Ponys“ lächelte Gadda. „Sie reiten zu können hat nichts mit der Körpergröße des Reiters zu tun. Schon unsere Kinder reiten auf Pferden. Aber ich sehe, Ihr habt schon in Eurer Heimat gut trainiert. Ich wünschte, Euer Herr Meriadoc würde sich ebenfalls auf ein richtiges Ross trauen.“

„Vielleicht bekomme ich ihn ja in einer ruhigen Minute dazu überredet“ grinste Roderic. „Ich finde, unsere Ponys sind schwerer zu reiten. Die sind bockig und leicht zu reizen. Da muss man schon gut aufpassen, sonst landet man schneller im Gestrüpp als einem lieb ist.“

„Unsere Kriegsrösser sind da gutmütiger. Das müssen sie auch sein: im Kampf muss sich ihr Reiter voll und ganz auf sie verlassen können. Selbst der größte Lärm kann ihnen kaum was anhaben. Und Ihr seht selbst, welchen Vorteil die größere Höhe bieten kann.“

„Das – und ich halte niemanden mit einem langsamen Pony auf. Das war mir auf dem Ritt hierher einige Male unangenehm.“

„Ein wenig Übung – und Ihr werdet Euch über die Mitreisenden ärgern, die Eure ganze Gruppe aufhalten“ lachte Gadda. „Jetzt braucht es nur noch eine passende Rüstung, und wir machen aus Euch einen echten Reiter von Rohan. Am besten sprechen wir gleich mit Waffenmeister Elstan. Er sollte für Euch etwas vorbereitet haben.“

Die beiden gingen zur Waffenkammer, die sich unweit der Reitschule befand. Roderic staunte über die vielen verschiedenen Ausrüstungsteile, die in der großen Halle zu sehen waren. Er kannte die Waffenkammer der Wachstube von Bockenburg, wo die Wächter viel weniger Auswahl hatten. Im Vergleich dazu war die Vielfalt in Edoras überwältigend.

„Du meine Güte“ staunte der Hobbit. „Hier ist wirklich für jeden etwas zu finden. Ich denke nur an den Aufwand, den ich in Bockenburg hatte, um einen für mich passenden Helm zu finden. Und das in einer Waffenkammer, die für Hobbits passende Sachen enthalten sollte.“

„Das dürfte Euch hier nicht passieren“ lachte Gadda. „Wir haben hier für jede Statur etwas. Manche schicken schon ihre Kinder zur ersten Ausbildung. Für diese brauchen wir natürlich etwas in passender Größe. Da es uns ein Leichtes sein, Hobbits passend und gleichermaßen angemessen auszurüsten.“

Die beiden schritten durch die Halle. Am anderen Ende befand sich ein Tresen, hinter dem ein gerüsteter Krieger stand.

„Willkommen bei der Wache von Edoras. Ich bin Elstan, Ausbilder und Wächter von Edoras. Ihr seid Roderic aus dem Auenland?“

Roderic nickte. „Der bin ich. Ich freue mich, hier und zu Euren Diensten zu sein.“

„Ich habe für Euch eine Ausrüstung vorbereiten lassen, die für Eure Statur passen sollte. Herr Meriadoc wird auch von uns ausgerüstet; trotzdem haben wir noch wenig Erfahrung in der Rüstung von Hobbits. Aber man sagte mir, Ihr seid bereits Krieger?“

„Ich bin ein Wächter von Bockenburg, das ist richtig. Aber mehr als eine leichte und eher einfache Rüstung hatte ich bislang nicht.“

„Das wird sich bei uns ändern. Ihr werdet als berittener Krieger ausgebildet und ausgerüstet. Die passende Bekleidung habt Ihr bereits erhalten. Nun kommt. Wir machen jetzt einen richtigen Reiter der éored des Königs aus Euch.“

Elstan führte den Hobbit in einen Nebenraum. Dort lagen einige Rüstungsteile in seiner Größe bereit. Als erstes bekam Roderic einen gepolsterten Wams, den er unter dem Lederrock tragen sollte. Über den Lederrock bekam er ein langes Kettenhemd, das ihm bis über die Knie reichte. Darüber zog er den Wappenrock.

„So“ meinte Elstan. „Jetzt geht das schon eher in Richtung Krieger. Wie fühlt Ihr Euch?“

„Bestens“ erwiderte Roderic. „Ich war ja schon ein bißchen skeptisch, was die Länge des Kettenhemdes angeht. Es scheint aber leichter zu sein als das, was ich im Auenland bekommen hatte, und es trägt sich angenehmer.“

„Das ist es durchaus. Ich habe mir Eures angeschaut: es ist ziemlich ungenau gefertigt und eigentlich zu groß für Eure Statur. Dieses hier ist so gefertigt, dass es eng an Eurem Körper sitzt. Damit verteilt sich das Gewicht auf Euren kompletten Rumpf und das Tragen fällt Euch leichter. Aber wir sind noch nicht fertig. Nicht nur der Helm fehlt Euch.“

Elstan holte mehrere Körperpanzer aus einem Regal. Einer war aus dickem Leder gefertigt, ein anderer aus Metallplatten zusammengefügt. Roderic entschied sich für den ledernen Panzer, der leichter war als der aus Metall. Außerdem fand der Hobbit, dass der lederne Panzer besser saß.

„Eine gute Wahl“ sagte der Mensch. „Ich glaube, der lederne Panzer paßt gut zu Euch. Ihr könnt Euch aber in den nächsten Tagen immer noch anders entscheiden. Jetzt zu Eurem Kopf.“

Roderic bekam einen schönen Helm, der mit Messingbeschlägen verziert war. Lange Wangenklappen und ein Nackenschutz aus Kettengeflecht schützten den Kopf, und die Augen waren mit runden Metallstreifen geschützt. Der Hobbit hatte zum ersten Mal einen Helm, der den Kopf derart umfangreich schützte; vorher hatte er nur eine leichte Metallkappe.

„So, jetzt habe ich einen richtigen Rohirrim vor mir“ sagte Elstan und schlug dem Hobbit auf die Schulter. „Jetzt wollen wir mal sehen, was Ihr daraus machen könnt. Folgt mir.“

Sie gingen zurück in die Halle, und Gadda schloss sich ihnen wieder an. Auf dem Reitplatz konnte Roderic dann endlich seine neue Ausrüstung ausprobieren. Der Hobbit fand heraus, dass er seine Reitübungen fast genau so leicht wie in normaler Reitbekleidung durchführen konnte. Überraschenderweise beschränkte der Helm sein Sichtfeld kaum, und trotz der Rüstung blieb er so beweglich wie sonst auch immer. Roderic hätte fast die Zeit und die beiden Ausbilder um ihn herum vergessen, aber Gadda hob die Hand.

„Ich glaube, Elstan hat erst einmal genug gesehen. Ihr scheint ja nicht genug vom Reiten auf großen Rössern zu bekommen.“

„Ich staune“ sagte Elstan. „Ihr laßt Euch von der Rüstung nicht ausbremsen. Dann trefft Ihr mit dem Schwert und dem Bogen jedes der Ziele. Am liebsten möchte ich Euch mitnehmen, wenn es wieder einen Erkundungsritt oder dergleichen zu unternehmen gilt.“

„Darf ich? Das wäre großartig!“

„Sobald es einen Auftrag für uns gibt. Ich werde mit meinem Hauptmann sprechen. Ich würde Euch für die Zwischenzeit raten, Euch mit der Landschaft und den Gebräuchen Rohans vertraut zu machen. Gadda wird Euch sicher dabei helfen.“

Elstan verbeugte sich und ging, und Gadda half dem Hobbit aus dem Sattel. „Du meine Güte, Ihr habt den strengen Elstan aber ganz schön erstaunt. Selten hat er lobende Worte für neue Rekruten, aber wenn, dann sind sie aufrichtig. Selbst Herr Meriadoc war nicht so gut wie Ihr bei seinen ersten Übungen, und er reitet noch heute nicht einmal auf Pferden. Ihr solltet jede Minute dafür nutzen, den Umgang mit unseren Kriegsrössern zu üben. Aber nicht mehr heute: jetzt geht es zum Mittagessen. Dann werden wir uns in die Halle der Bücher begeben.“

Roderic verbrachte in den nächsten Tagen viel Zeit in der Halle der Bücher. Sie befand sich in einem Nebengebäude von Meduseld, und die ältesten Schriften reichten bis in die Zeit zurück, in der Éorl der Junge vom fernen Norden kam und die Feinde Gondors aus den grünen Feldern Calenardhons vertrieb. Damals gab Truchseß Cirion das Land Calenardhon Éorls Volk zu eigen, und Rohan wurde gegründet. Seither hatte es viele Könige in Rohan gegeben, glückliche und glücklose, und seit mehr als fünfhundert Jahren nannten die Rohirrim nun dieses Land ihr eigenes. Stets standen sie zu Gondor bündnistreu, aber sie regelten ihre Angelegenheiten selbst. Und sie hatten ihre Sprache, ihre Sitten und Gebräuche behalten.

„Deshalb kommt mir so vieles im Rohirrischen vertraut vor“ murmelte Roderic. „Sie verwenden oft ähnliche oder gar die gleichen Worte wie wir im Auenland.“ Roderic notierte von nun an jedes Wort, das ihm bekannt vorkam und versuchte, seine Bedeutung in der Gemeinsamen Sprache herauszufinden. Nicht für jedes Wort hatten die Rohirrim eine Übersetzung parat, aber so langsam lernte Roderic immer mehr Worte dieser altertümlichen Sprache.

In dieser Zeit hatte Roderic von Merry nicht allzu viel gesehen, er war fast jeden Tag in irgendwelchen Beratungen oder bei den ersten Wiederholungen für seine kommende Ausbildung zugange, und Roderic hatte viel auf dem Übungsplatz und der Halle der Bücher zu tun. Dennoch bekam Merry mit, welche Liste Roderic anlegte.

„Du solltest daran denken, aus deiner Liste ein Wörterbuch zu machen“ meinte Merry. „So wie der alte Herr Bilbo mit dem Elbischen. Ich glaube, selbst in Gondor wirst du nur wenige Gelehrte finden, die des Rohirrischen mächtig sind. Und ich würde auch noch gern dazulernen.“

„Das hatte ich vor, sobald mir die Zeit dafür zur Verfügung steht – und ich genug gelernt habe“ lachte Roderic. „Aber noch bin ich selbst beim Lernen, und das, was ich bislang weiß dürfte kaum ein einzelnes Kapitel füllen. Ich hoffe nur, genug Zeit zum Lernen zu bekommen.“

„Da bin ich mir sicher. Übrigens: du sollst zu Gadda und Elstan kommen. Irgendwas scheint im Busch zu sein, jedenfalls sind die Hauptleute heute aufgeregter als sonst. Du findest sie in der Wachstube der Königswache.“

Roderic verbeugte sich und machte sich auf den Weg. Normalerweise hatten Rekruten keinen Zutritt zum Wachhaus der Königswache, und so war der Hobbit erstaunt, als der Türwächter ihn durchließ und ihn sogar aufforderte, sich zu eilen.

„Herr Elstan wartet auf Euch. Und König Éomer ist ebenfalls dort. Es ist wichtig.“

Der Hobbit beschleunigte seinen Schritt. Aus der Versammlungshalle waren laute Stimmen zu hören, und Roderic trat ein. König Éomer drehte sich um.

„Westu Éomer hál!“ rief Roderic und kniete nieder.

„Westu hál“ erwiderte der König. „Erhebe dich, Roderic. Es gibt Dinge von Wichtigkeit, bei denen du als Vertreter des Auenlands zugange sein solltest, denn die gehen auch dein Volk etwas an. Holdwine ist gerade mit einem Auftrag unterwegs, deswegen sollst du ihn vertreten.“

Roderic verneigte sich, und Éomer fuhr fort. „Wir haben Kunde, dass die Große Nordstraße von den Dunländern blockiert wird. Wenn dieser Zustand lange bestehen bleibt wird niemand mehr in den Norden reisen können. Außerdem kann und will ich nicht dulden, dass die Dunländer den gerade geschlossenen Vertrag wieder brechen.“

„Ein Vertrag, den die Dunländer sowieso nie einhalten wollten“ warf Elstan hitzig ein. „Ein Vertrag, der schon hinfällig war, noch ehe die Tinte getrocknet war. Aber ist das Dunland nicht seit alters her ein Teil Gondors? Und sollte Gondor nicht ebenso an einer offenen Nordstraße gelegen sein wie uns? Was sagen die Nachrichten aus Minas Tirith?“

„Gondor liegt das Gleiche an der Nordstraße wie uns“ erwiderte der König. „Aber Gondor ist weit weg und wird von den Haradrim bedroht. Aber auch wenn dem nicht so wäre: wir sind seit alters her Verbündete und werden kommen, wenn Gondor um Hilfe bittet. Genau das hat König Elessar getan. Wir werden uns der Sache im Dunland annehmen.“

Hierauf erhob sich ein Mann, der aus dem Süden zu kommen schien. Er war hochgewachsen und schwarzhaarig, und über seiner Rüstung trug er einen schwarzen Wappenrock, der einen weißen Baum, sieben Sterne und darüber eine Krone zeigte. „Ich bin Arodor, Hauptmann und Bote von Gondor. Vor etwa einem Monat wurden wir unversehens und entgegen aller Verträge und Eide im Hafen von Pelargir angegriffen. Es waren die Haradrim, seit alters her unsere Feinde. Sie setzen uns dort unten an den Mündungen des Anduin arg zu. Deswegen bittet Euch mein Herr, unserer Freundschaft eingedenk um Hilfe. Es scheint, als ob die Dunländer sich mit unseren Feinden abgesprochen hätten, so können wir Euch in dieser Angelegenheit kaum helfen.“

„Ich glaube nicht, dass die Dunländer mit den Haradrim gesprochen haben. So etwas dürfte den unermüdlichen Wachen von Gondor sicher aufgefallen sein“ sagte Éomer. „Aber wie dem auch sei, Zufall oder nicht, wir werden reiten. Ich habe neben meinem Gast aus dem fernen Auenland meine besten Reiter versammelt. Sie sollen Zeuge meiner Entscheidung sein. Ich werde noch heute fünfzig Mann zur Erkundung lossenden. Die Heerschau habe ich für kommende Woche angesetzt.“

„Es gibt viele Wege, und nicht alle können von Gondor bewacht werden“ erwiderte Arodor. „Aber ich bin froh, meinem König eine gute Antwort überbringen zu können.“

„Meine Schreiber werden einen Brief verfassen und ihn Euch mitgeben. Aber Ihr seid weit geritten, sagte man mir. Begebt Euch zum Gästehaus und erfrischt Euch dort. Es genügt, wenn Ihr morgen aufbrecht. Seht Euch nachher den Aufbruch meiner Vorausabteilung an.“

Arodor verbeugte sich und zog sich zurück. „Nun zu dem, was das Auenland über die Dunländer weiß, Roderic.“

„Die Dunländer hatten sich im Ringkrieg den Kräften Sarumans angeschlossen oder waren hineingezwungen worden; genau kann man das bei den vielen unterschiedlichen Stämmen nicht sagen, Herr. Es war Ulfúr, Brehúrs Sohn aus Barnavon, der sich Herrn Saradoc kampflos ergeben hatte und der seine Leute nach Ende des Krieges wieder in ihre Heimat geführt hatte, aber die Angehörigen anderer Stämme, vor allem der Wulfinger waren um einiges feindseliger. Selbst nach dem Ende der Kämpfe hatten wir mit ihnen noch so einige Scharmützel, und von denen sind nur wenige lebend aus dem Auenland herausgekommen. Nach dem Ende des Ringkrieges wurde unsere Südgrenze nur einmal von den Dunländern angegriffen, von ärmlich gekleideten Dunländern ohne jede Zugehörigkeit, und das ist schon eine Weile her. Damals war es für die Herren Peregrin und Merry ein Leichtes, die Räuber aus Dunland zurückzuwerfen. Sie kämpften ohne jede Ordnung und schienen keinen Anführer zu haben, der etwas vom Krieg verstand. Es reichte, ihr Lager zu umzingeln und ein paar Zelte niederzubrennen. Daraufhin ergab sich ihr Anführer. Er wurde nach Königsnorburg gebracht und sitzt dort noch immer im Kerker. Die anderen Dunländer wurden von den Dùnedain begnadigt und in den Süden zurückgeschickt. Sie nahmen ihnen den Eid ab, die Grauflut nicht mehr bewaffnet zu überschreiten und verboten ihnen bei Strafe des Todes, sich östlich der Pforte von Rohan aufzuhalten.“

„Dieses Mal werden wir es aber mit etwas anderem als einem Räuberüberfall zu tun haben“ warf Gadda ein. „Das scheint eine größere Aktion zu sein, und sie scheinen einen richtigen Anführer zu haben. Viele ihrer lheus haben im Ringkrieg gegen uns gekämpft. Es kann gut sein, dass einer sich wieder erhoben hat. Für sie ist die Niederlage im letzten Krieg noch immer eine Schmach, die es zu tilgen gilt.“

„Schmach oder nicht, wir können es nicht dulden, wenn Dunländer Reisende überfallen“ sagte König Éomer. „Wir haben nach dem Ringkrieg etwas anderes vereinbart, und das müssen wir durchsetzen. Es waren die Dunländer, die damals um den Frieden gebettelt haben. Erinnern wir sie daran.“

„Ich bin bereit“ sagte Gadda. „Meine zwanzig Kundschafter haben ihre Ausbildung beendet und brennen darauf, sich zu bewähren.“

„Und ich bringe dreißig erfahrene Reiter mit“ ergänzte Elstan. „Aber dennoch hoffe ich, nicht nur mit zweiundfünfzig Reitern aufzubrechen.“ Er sah Roderic erwartungsvoll an.

„Ich werde mitkommen, wenn das für Euch von Wert ist“ sagte der Hobbit. „Ich habe schon im Auenland als Kundschafter gedient und kann es normalerweise vermeiden, gesehen zu werden, wenn ich will. Außerdem würde Rohan dann nicht so ganz allein dastehen.“

„Es ist mir von Wert“ sagte Éomer und lächelte. „Ich kannte mal einen Weisen, der sagte, man könnte in einem Monat alles Wissenswerte über Hobbits lernen und dennoch würden sie einen noch nach Jahren überraschen. Du reitest mit Elstan und Gadda. Erinnere auch du die Dunländer daran, dass geschlossene Abmachungen nicht gebrochen werden.“

Roderic verbeugte sich, und die Reiter begannen damit, sich auf den Aufbruch vorzubereiten. Der Hobbit ging mit Elstan zum Quartier, um seine wenigen Sachen zu packen.

„Ich bin froh, daß Ihr mitreitet“ sagte der Mensch, als sie wieder unter freiem Himmel waren. „Insgeheim hatte ich schon von Anfang an darauf gehofft. Ich weiß nicht warum, aber bei dieser ganzen Sache habe ich ein ungutes Gefühl. Vielleicht irre ich mich, aber das Ganze scheint gefährlicher zu sein als die Grenzscharmützel der letzten Jahre. Wenn ich so ehrlich sein darf ist mir da jeder erfahrene Kundschafter willkommen.“

„Für mich ist es eine Ehre, mit den Rohirrim mitreiten zu dürfen. Ich hoffe, mich der Waffen würdig zu erweisen, die Ihr mir gegeben habt. Und wenn ich so die Bande zwischen dem Auenland und Rohan noch bekräftigen kann, um so besser.“

„Auch für mich ist das eine Ehre. Ich bin mir nicht sicher, ob das alles zu einem guten Ausgang kommt. Es ist etwas anderes als auf dem Reitplatz seine Übungen zu machen. Das werden echte Kämpfe sein. Aber da werde ich Euch nicht groß davor warnen müssen.“

„Das nicht. Ich hoffe nur, dass wir keine allzu großen Verluste haben werden. Davor hat mir schon immer gegraut: Witwen die schlechte Nachricht überbringen zu müssen. Das hatte ich mehr als nur einmal in der Vergangenheit zu tun, und es ist keine schöne Sache, Hinterbliebene verzweifeln zu sehen. In dieser Welt gibt es so schon genug Leid und Not, als dass es noch künstlich durch Konflikte, die vom Zaun gebrochen worden sind verstärkt werden muss.“

Elstan nickte. Schweigend gingen sie zum Quartier, und Roderic hatte seine Sachen rasch zusammengepackt. Neben seinen Waffen nahm er noch ein paar Ersatzpfeile und einen langen, grünen Mantel mit. Der hatte eine lange Kapuze, mit der man sein ganzes Gesicht verdecken konnte. Der Mantel hatte Roderic schon im Auenland gute Dienste geleistet, wenn er ungesehen irgendwo hinkommen wollte. Dann packte er seine Satteltaschen noch mit allerhand Lebensmitteln voll, und er war reisebereit.

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