Arda Fanfiction

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Fest der Zwerge

von Cedrella Dawson

Die Nacht des Lebens

Im Erebor herrschte ein geschäftiges Treiben. Gut ein Jahr war es her, dass die Schlacht der fünf Heere gewonnen wurde und die Minen des Berges waren wieder in Betrieb genommen worden. Für Gimli und die anderen Jungzwerge war es jeden Tag aufs Neue ein riesiges Abenteuer, die Hallen und Gänge zu erkunden, von denen ihnen seit ihrer Geburt immer und immer wieder Geschichten erzählt worden waren. Die strahlenden Gesichter ihrer Eltern und Großeltern erwärmten ihre Herzen und sie konnten gar nicht anders, als sich davon anstecken zu lassen.
In den letzten Wochen waren die Erwachsenen immer hektischer geworden und die Vorfreude breitete sich im ganzen Berg aus. Die Wintersonnenwende stand an und damit eines der wichtigsten Zwergenfeste, das ihr Jahreskreis hatte. Einmal im Jahr dankten sie den Bergen für ihre Minen und feierten das Überleben aller Zwerge. Sie polierten die edelsten Metalle, schliffen die größten Edelsteine und schmiedeten die härtesten Rüstungen. Thorin Eichenschild hatte den Jungzwergen vor seiner Mission oft von den strahlenden Wänden des Erebors erzählt. Wie jede Wand geputzt wurde und alle Zwerge in den Minen zusammen kamen, um gemeinsam zu singen und tanzen. Die großen Altare, auf denen ihre besten Werkstücke ausgestellt wurden, die vom flackernden Licht der Fackeln beleuchtet wurden. Wie jeder seiner Freunde hatte Gimli davon geträumt, dieses Fest auch einmal in den Hallen des Erebors erleben zu dürfen und nun huschte er wahrhaftig durch diese alten Gänge mit einem Putzlappen in der Hand und polierte Gestein.

Sein Vater Gloin stand stolz neben ihm, als er eine kleine Kette mit einem Anhänger aus Gold auf den Altartisch legte. Es war Gimlis erstes selbst geschmiedetes Schmuckstück und bei jedem Hammerschlag hatte er an das große Fest gedacht. Mit ganz viel Hingabe hatte er einen Goldklumpen gesucht und ihn plattgeschlagen. Dann hatte er ihn vorsichtig in die Form eines Hammers gebracht und eine Öse für die Kette geformt. Viele Stunden hatte er an den Ecken und Rundungen geschliffen, bis das Gold glitzerte und funkelte.
Am Ende der Nacht würde jeder Zwerg eines der Stücke auf den Altaren erhalten, so wie es seit vielen Jahrhunderten der Brauch war. Jeder einzelne fertigte eine Gabe an und jeder einzelne verließ die Feier mit einem Geschenk eines anderen. Diese Geschenke wurden als Schätze gehütet, denn sie galten als Schutzsymbole und Zeichen der Einheit ihres Volkes. Niemals würde ein solches Stück verkauft oder gar missachtet werden.

Der ganze Berg hallte durch ihre Lieder. Er sang sie mit und trug sie weiter. Die flackernden Flammen tanzten an seinen Wänden und Gimli spürte, was die Erwachsenen damit meinten wenn sie sagten, dass man eins mit dem Berg werden musste. Der Berg lebte und sie waren ein Teil von ihm. Die Energie floss durch ihn, wie er es noch nie verspürt hatte und das Volk der Zwerge war vereint. Keine störenden Gedanken kreuzten in dieser Nacht seinen Geist, nur die Nähe und die Dankbarkeit durchströmten ihn.
Eine kleine stählerne Axt landete vor seinen Füßen. Er konnte sich vor Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen halten und war froh, dass der letzte Teil der Nacht angebrochen war. Neugierig hob er die kleine Waffe auf und bewunderte die filigranen Verzierungen die sich über den Griff zogen. Altzwergische Runen tanzten ihn verschlungenen Linien über den Stock und Gimli glaubte schon fast, das Holz würde leben. Glücklich drückte er die Axt an seine Brust und wusste, mit ihr würde er in den nächsten Monaten viel Zeit verbringen. Der Berg hatte ihm eine Aufgabe hinterlassen und er würde sie erfüllen. Denn nun wusste er was in König Thorin immer die Flammen in den Augen entfacht hat, als er ihnen von diesem Fest erzählt hat. Er kannte die Wahrheit. Der Berg war ein Teil von ihnen und die Zwerge waren ein Teil des Berges.


ENDE

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