Arda Fanfiction

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Valentinstag in Minas Tirith

von Celebne

Kapitel 1

Wieder einmal stand das Fest der Liebe vor Tür: am 14. Februar wurde in Gondor jedes Jahr dieses Fest gefeiert. Die Männer der Stadt standen schier Kopf, um ihrer Angebeteten beziehungsweise  Gemahlin ein hübsches Geschenk zu überreichen. Die Blumenhändler machten ein großes Geschäft, denn im milden  Gondor wuchsen um diese Jahreszeit bereits schöne Frühlingsblumen.

Boromir eilte durch die Gänge der Zitadelle. Ein Diener hatte ihm zugetragen, dass sein Bruder angeblich zum ersten Mal das Herz einer junge Dame erobert hatte,   welche er am 14. Februar  beglücken wollte. Er erwischte Faramir beim Baden. Dieser saß vor sich hinträllend im großen Holzzuber, der im Baderaum der Zitadelle stand.
"Wie heißt sie?" platzte Boromir sofort neugierig heraus.
Faramir wischte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Wer?"
"Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Faramir von Gondor macht einer jungen Dame den Hof", feixte Boromir und kniete erwartungsvoll neben dem Waschzuber nieder.
"Nun gut", seufzte Faramir und ließ sich von seinem Bruder ein Handtuch geben. "Weil du es bist, will ich dir ihren Namen nennen: Bereniel."
Boromir pfiff durch die Zähne.
"Schöner Name! Wenn sie nur halb so gut aussieht, wie sie heißt, kann ich dich nur beglückwünschen,  kleiner Bruder."
"Und was ist mit dir?" fragte Faramir grinsend, während er sich abtrocknete. "Erzähl mir bloß nicht, dass du du das Fest der Liebe alleine verbringen willst."
"Meine angebetete Dame heißt Ancalime", erzählte Boromir stolz. "Sie ist so schön, dass man es kaum mit Worten beschreiben kann."
"Das dachte ich mir", seufzte Faramir kopfschüttelnd. "Dass du auch immer so angeben musst."
"Suchst du Streit?" fragte Boromir mürrisch und wandte sich zum Gehen.
"Laß uns lieber einen Kelch Wein zusammen trinken", meinte Faramir lächelnd und schlug seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter.

Einträchtig verließen die Zwei den Baderaum.
"Was wirst du Bereniel schenken?" fragte Boromir neugierig, als sie im Kaminzimmer saßen und den besagten Wein tranken.
"Ich habe ein Liebeslied für sie komponiert und werde es ihr morgen früh, wenn das Fest der Liebe beginnt, auf meiner Laute vortragen", erklärte Faramir freudig.
Boromir lachte laut. Er war mehr der pragmatische Typ. Ancalime würde sich mit einem Strauß Blumen zufrieden geben müssen.
"Aber dieser Strauß wird der größte und schönste sein, der je in Gondor am Fest der Liebe überreicht wurde", prahlte er.
"Das artet ja zu einem Wettbewerb aus", spottete Faramir. "Blumen verwelken, aber mein Liebeslied bleibt."
"Das mag ein Gegröhle werden", meinte  Boromir genervt und erhob sich vom Tisch.
Er hatte keine Lust, mit Faramir länger zusammen zu sein.


*

Es war noch Nacht, als Faramir seine Laute packte, und sich auf den Weg zu seiner angebeteten Dame machte. Sie wohnte im fünften Festungsring der Stadt, zusammen mit ihrer Großmutter . Ihre Eltern waren früh verschieden.
Faramir räusperte sich, als er sich unter das Fenster von Bereniel stellte, und anfing auf seiner Laute zu klimpern und zu singen.
Eine hübsche Frau öffnete das Fenster und beugte sich lächelnd hinaus. Sie war sichtlich gerührt von Faramirs Liebesständchen.


Boromir, der nichts Böses ahnte, machte sich ein wenig später, bei Sonnenaufgang zu seiner Angebeteten  Ancalime auf. Sie wohnte ebenfalls im fünften Festungsring. Den Blumenstrauß schleppte der junge Mann mit sich. Er war tatsächlich ein wenig groß geworden. Boromir bezweifelte fast, dass Ancalime dafür eine passende Vase haben würde. Aber das war nicht wichtig: war ein großer Blumenstrauß  nicht das Zeichen tiefster Liebe?
Ein fröhliches Lied pfeifend klopfte er schließlich an die Haustür seiner Liebsten.  Die Dame, welche sich Ancalime nannte , erschien in einem dünnen Morgenmantel aus Seide.
"Oh Boromir!" flötete sie völlig entgeistert.
Hinter ihr erschien Faramir  mit entblößten Oberkörper und machte  eine bestürzte Miene. In Boromir jedoch stieg grenzenlose Eifersucht hoch.
"Was machst du hier bei Ancalime?" polterte er wütend.
"Ancalime?" fragte Faramir erzürnt. "Das ist Bereniel! Was hast du hier zu suchen?"
Bevor die Brüder aufeinander losgehen konnten, hob die junge Dame  verzweifelt die Hände.
"Es ist alles meine Schuld", jammerte sie . "Ich habe mich in euch beide verliebt. Und weil ich euch beide als Verehrer haben wollte, habe ich mir zwei Namen zugelegt. Ich heiße in Wirklichkeit einfach nur  Ninde."
Boromir fing plötzlich an lauthals zu lachen. Die ganze Sache kam ihm plötzlich so unglaublich komisch vor. Und Faramir stimmte mit ein. Sie konnten Ninde einfach nicht böse sein. Schließlich waren sie so dumm gewesen, und hatten monatelang einander nichts von ihren Liebschaften erzählt. Sonst wäre die ganze Sache wohl schon viel eher aufgeflogen.

Dieses Fest würden die Brüder wohl nie wieder vergessen. Ein einfaches, junges Mädchen hatte die zwei größten Heerführer von Gondor  zum Narren gehalten.

ENDE

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