Arda Fanfiction

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Winterfreuden

von Luminella

Ein perfekter Tag

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Historische Anmerkung

2978 Drittes Zeitalter | 1378 Auenland-Kalender

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Es war ein ruhiger Wintermorgen in Bockland, und der Schnee hatte die Landschaft in eine weite, sanfte Decke aus Weiß gehüllt. In der Nacht viel Neuschnee gefallen, welcher nun die sanften Hügel und grünen Wiesen des Bocklandes – und eigentlich des gesamten Auenlandes - in eine winterliche Märchenwelt verwandelte. Der Himmel war zwar wolkenverhangen, aber das Licht der Morgensonne schimmerte hier und da durch die dichten Wolken und ließ die Schneekristalle wie winzige Diamanten glänzen. Der Frost ließ die Äste der Bäume knacken, die unter der Last des Schnees beinahe zu bersten drohten.

Der zehnjährige Frodo und sein Vater, Drogo Beutlin, stapften fröhlich durch den Schnee, ihre Schritte hinterließen tiefe Spuren auf dem weichen, pulvrigen Boden. Es war kalt, aber die frische Winterluft war klar und belebend, während die beiden sich auf den Weg zum Bockberg machten, einem beliebten Hügel im Bockland, der perfekt für Schlittenfahrten geeignet war. Ihren Schlitten, aus stabilem Holz und mit weichen, dicken Kissen bedeckt, zogen sie gemeinsam hinter sich her, und Frodo konnte nur schwer die Aufregung bändigen, die zunehmend in ihm aufstieg.

Die Smials, die unterirdischen Behausungen der Hobbits, waren von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Die runden Türen und Fensteröffnungen, mit denen die Hügelhäuser ausgestattet waren, sahen aus wie kleine, eingefrorene Nischen in den Hügeln. Der Schnee hatte die Vordächer bedeckt und die Gärten in winzige, verschneite Wunderlandschaften verwandelt. Die sonst bunten Gärten und Beete waren nun unter einer dicken Schneedecke verborgen, und die kleinen, runden Fenster waren von Raureif geziert.

Die Wege zwischen den Hügeln waren schmal und von den Fußspuren der Hobbits übersät, die schon früh am Morgen Schnee geschippt hatten oder anderweitig unterwegs gewesen waren. In der Ferne konnte man den Bockberg sehen, dessen sanfte, weite Hügel unter der dicken Schneeschicht wie eine weiße Riesenwelle wirkten. Der Gipfel des Bockbergs war die perfekte Stelle für eine lange, schnelle Fahrt hinunter, und Frodo konnte es kaum erwarten, hinaufzukommen und sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen.

Der Winter in Bockland war ruhig und friedlich, fast märchenhaft. Überall lag die Stille des Schnees, nur unterbrochen von den fröhlichen Rufen der Hobbits, die den Winter genossen. Es war eine Zeit der Ruhe, der Besinnung und der Freude am einfachen Leben. Und heute war der ideale Tag für ein Abenteuer im Schnee.

Endlich am Ziel angekommen, eilte Frodo einen schmalen Trampelpfad den Bockberg hinauf. Sein Vater hastete ihm schnaufend hinterher und war ganz erstaunt, wie viel Energie manchmal in dem Jungen steckte. Und dann waren sie auf dem Gipfel des Bockbergs angekommen. Dort loderte ein kleines Lagerfeuer, an dem sich die Kinder und auch die Erwachsenen aufwärmen konnten. Amaranth, die Schwester von Frodos Mutter, hatte vorsorglich einen Kessel mit Tee über die Feuerstelle gehängt und verteilte bereits einige Becher mit dem Heißgetränk an die Eltern jener Kinder, die bereits auf ihren Schlitten den Bockberg hinabrasten. Esmeralda, ihre Schwägerin, kam kurze Zeit später mit ihrem gerade mal vierjährigen Sohn Meriadoc den Berg herauf. Sie hatte den Kleinen das letzte Stück tragen müssen, wodurch sie ganz und gar außer Atem war.

Kleine Holzbänke luden die Erwachsenen ein, sich in die Nähe der Feuerstelle zu setzen, während die Kinder lachend und johlend um sie herum wuselten. „Schlittenfahren!“, verlangte der kleine Meriadoc, kaum dass Esmeralda einen Schluck Tee getrunken hatte. Sie stellte ihren Becher bereits auf einem nahen Tisch ab und war im Begriff sich mit ihrem Sohn auf dessen Holzschlitten zu setzen, da berührte Drogo sie an der Schulter und gebot ihr Einhalt.

„Frodo“, wandte sich Drogo dann an seinen Sohn, „wie wäre es, wenn Merry bei dir mitfährt? Du bist doch schon ein großer Junge und kannst auf deinen Vetter aufpassen, oder?“

Esmeralda warf Drogo einen dankbaren Blick zu. Eine Verschnaufpause täte ihr wahrlich gut.

Frodo stimmte sofort zu und positionierte seinen Schlitten am Hang. Zu Zweit machte so eine Abfahrt gleich doppelt so viel Spaß. Er reichte dem kleinen Merry seine Hand, die in einem ebenso dicken Wollfäustling steckte, wie seine eigene. Frodo wartete mehr oder weniger geduldig, bis Merry sich auf den Schlitten gesetzt hatte und ließ sich dann hinter dem Jüngeren nieder. Merrys Zipfelmütze kitzelte Frodo flüchtig an der Nase, ehe er die Arme von hinten um seinen Vetter legte und sich selbst am Schlitten festhielt. „Schiebst du uns an, Papa?“

Darum musste Frodo nicht zweimal bitten. „Haltet euch gut fest, Jungs.“ Drogo nahm Anlauf und schob den Schlitten mit Schwung auf die Piste, die bereits von den unzähligen Fahrten der anderen Kinder eingefahren war.

Der Schlitten sauste mit einem leisen Rauschen über den Schnee, während Frodo und der kleine Merry lachend den Bockberg hinabflogen. Der Wind zerrte an ihren Schals und Mützen, und die kalte Winterluft fühlte sich auf der Haut frisch und belebend an. Merry klammerte sich mit seinen kleinen Händen am Schlitten fest, während er vor Freude fast das Gleichgewicht verlor. Der kalte Fahrtwind trieb den beiden Jungen Tränen in die Augen, trotzdem lachten und johlten sie mit den anderen Kindern um die Wette, die um sie herum den Berg hinab fegten.

Frodo spürte das aufgeregte Hämmern seines Herzens, als der Schlitten mit ungewohnter Geschwindigkeit den Hügel hinabsauste. Die Welt um sie herum verschwamm zu einem weißen Meer aus Schnee, und für einen Moment schien alles stillzustehen, bis der Schlitten erneut mit einem kleinen Ruck nach unten zog. Der Boden unter ihnen vibrierte, und die Schneekristalle flogen in alle Richtungen davon, als der Schlitten auf halber Strecke durch die noch frische Schneedecke schnitt.

„Halt dich fest, Merry!“, rief Frodo lachend, während er sich selbst mit beiden Händen am Schlitten festkrallte. Aber Merry ließ sich nicht beängstigen, sondern warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Seine Freude war ansteckend, und Frodo konnte nicht anders, als mit ihm zu lachen, während der Schlitten immer schneller den Hügel hinab raste.

Die beiden Kinder flogen mit einer Leichtigkeit durch die weiße Winterwelt, als ob sie das Fliegen selbst beherrschten. Der Schnee spritzte in alle Richtungen, und Frodo fühlte sich in diesem Moment frei wie ein Vogel. Es gab nichts als den Schnee, den Schlitten und die reine, grenzenlose Freude, die ihn durchströmte. Die Kälte des Winters war vergessen, überlagert von der Wärme des Augenblicks.

Der Brandyweinfluss, der zunächst weit entfernt schien, rückte zunehmend näher. Frodo spürte, wie sein Herz vor Aufregung und Glück überquoll, als der Schlitten eine letzte steile Kante hinunterglitt. Der Berg schien sich unter ihren Füßen zu verflüchtigen, und für einen kurzen Augenblick war alles, was zählte, der Wind in ihren Gesichtern, das Lachen von Merry und die Freude, diese unbeschwerte Zeit miteinander zu erleben.

Als der Schlitten schließlich langsam zum Stillstand kam, keuchten sie beide vor Lachen und hielten sich aneinander fest. Der Schnee hatte sich auf ihren Mützen und Schultern niedergelassen, und ihre Wangen waren von der frischen Winterluft rot gefärbt. Merry sprang aufgeregt vom Schlitten, seine kleinen Füße stolperten im Schnee, und Frodo folgte ihm, das Lächeln noch immer auf seinem Gesicht.

„Nochmal!“, rief Merry, und Frodo nickte nur. Es gab keine Frage, es gab nur diese Freude, die sie miteinander teilen – die Freude des Lebens, die der Winter in all seiner Schönheit noch verstärkte.

Oben auf dem Gipfel saßen derweil die Erwachsenen beisammen, die Füße bequem auf der weichen, weißen Decke aus Schnee abgestellt, und am prasselnden Feuer wärmend. Drogo schenkte vorsichtig frischen Tee in die kleinen Becher nach, an denen sich Amaranth und Esmeralda die Finger wärmten. Esmeralda schloss die Augen, atmete den frischen Duft des Tees ein und lächelte zufrieden, als das Aroma des Wintertees, mit einer Note von Apfel und Zimt, sich mit der frischen Winterluft vermischte. Amaranth nippte ebenfalls an ihrer Tasse und stieß mit den anderen an, um diese friedliche, gemütliche Zeit miteinander zu zelebrieren.

„Das ist der perfekte Ort, um den Winter zu genießen“, sagte Esmeralda, ihre Stimme ruhig, aber voller Freude. Sie schaute auf das verschneite Panorama Bocklands, das sich unter ihnen ausbreitete.

„Ja“, antwortete Drogo, seine Stimme weich und voller Erinnerung, „es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir diesen Hügel mit all unseren Freunden heruntergerast sind.“ Er lehnte sich entspannt in die Bank zurück und schaute versonnen auf die Kinder, die mit einem neuen Schlittenrennen begannen.

Dies war der perfekte Nachmittag – keine Eile, keine Sorgen, nur die Gesellschaft der liebsten Freunde und Familie, die zusammen die Winterfreuden genossen. Der Tee wärmte von innen, das leise knisternde Feuer von außen, und während der Schnee langsam um die Feuerstelle schmolz, fühlten sich Drogo, Esmeralda und Amaranth zufrieden und glücklich, dass sie diesen Augenblick miteinander teilen konnten.

Die fröhlichen Rufe der Kinder und die Wärme des Feuers füllten die Stille des Bockbergs, und es schien, als würde die Zeit stillstehen.

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