Ich renne.
Renne so schnell mich meine müden Beine tragen. Verfolge dich. Denn du bist mein Tod und gleichzeitig meine einzige Hoffnung.
Die Dunkelheit ist greifbar. Namenloses Grauen umzingelt mich und beschwört vergessen geglaubte Erinnerungen herauf. SIE umwabern mich, formlos und doch schrecklich. Vielleicht auch gerade deshalb.
Ich sehe dich nicht, spüre aber einen Hauch deiner Existenz. Ich weiß, dass du da bist. Spüre ich doch noch die Funken deines nun erloschenen Feuers auf meiner versengten Haut.
Nur durch pure Willenskraft schleppe ich mich weiter. Wenn ich dich verliere bin ich verloren. Ich sehe wie es sie nach mir verlangt. Sie scheinen nach mir greifen zu wollen.
Doch deine Nähe hält sie zurück. Mein Auftauchen verwirrt sie. Und deine Gestalt ist verändert. Unbeschreiblich, so wie sie und auch wieder nicht.
Deine wurmartigen Bewegungen haben zu meiner Erleichterung nur ein Ziel: Von mir weg zu kommen. Doch ich weiß nicht, ob dich deine Flucht nach oben oder nach unten führt.
Zu anderen Zeiten wäre ich wütend ob der Tatsache meiner Abhängigkeit von deiner Existenz, doch nun spüre ich nur noch das Grauen. Grauen vor diesen nagenden Dämonen in der Tiefe.
Schmerz durchzog meinen Körper im Fall, dein heißer Atem hüllte mich ein, nun habe ich nichts mehr zu verlieren, was ich bedauern könnte. Doch weiß ich, dass meine Aufgabe nicht erfüllt ist und so fokussiere ich all meine Motivation auf deine Verfolgung.
Meine Konzentration ist vollkommen. Ihre geistigen Fühler können nicht durch die eben errichtete Mauer hindurch, erreichen meinen Geist nicht.
Vorhin, nachdem die Kälte des Wassers mein Herz fast zum Stillstand brachte, schwand meine Blockade und ich musterte meine Umgebung einen Augenblick, sodass ich nur knapp dem Wahnsinn entkam.
So unglaublich es klingen mag, es ist wahr, du hast mir mein Leben gerettet. Hätte mich deine tödliche Umschlingung nicht in meine Realität zurückgeholt, wäre ich dem Wahnsinn verfallen, den diese sinnverdrehenden Tiefen in meinen Augen und den Augen derer, die an der Oberfläche wandeln, hervorrufen.
Doch nun durchwandern wir bekanntes Gebiet. Ich folge der Spur der Verwüstung, die dein schleimiger Körper in den tiefsten Schächten der Zwerge hinterlässt. Die geheimen Gänge von Khazad-dûm führen uns immer weiter nach oben.
Nach dem Entkommen aus den Klauen der Dämonen fühlt sich mein Geist gestärkt. Habe ich die Furcht vor ihnen zurückgelassen, bleibt mir nun noch die Furcht vor dir. Doch diese Furcht ist es, die mir den Mut und die Stärke gibt, dir entgegenzutreten.
Ich weiß, dass ich die Macht habe, dich zu besiegen. Und das werde ich tun, selbst wenn diese Aufgabe mein Leben fordert.
Bestärkt in meinem Glauben, durch das Gefühl des Windhauchs, der meine knorrigen Finger streift, die immer noch krampfhaft den Stab umklammert halten, den ich auf der Brücke verloren glaubte, erklimme ich die erste Stufe der Endlosen Treppe.
Sie wird mich zu meinem Schicksal führen. Zu meinem Verhängnis. Zu dir.
ENDE