Du verlogener Dieb! Lügner! Versager! Du Bestie! Verräter!
Alles hast du mir gestohlen. Meine Jugend hast du mir gestohlen, mein Glück, meine Geborgenheit, meine Freiheit, meine Fähigkeit zu lieben.
Doch du wirst leiden! Du wirst für alles leiden, was du mir angetan hast. Du wirst leiden wie ich jetzt leide.
Was sollten die lieben Worte, die zärtlichen Gesten? Du Verräter, du hast es mir versprochen! Du hast mir Glück versprochen, Liebe ... Hast du mich überhaupt jemals geliebt oder hast du nur mit mir gespielt, bis du zu ihr konntest, zur See, die dich doch nur auffrisst und meinen flehenden Händen entreißt?
Und du merkst es nicht. Du merkst gar nichts. Ich schreie, winde mich vor Schmerz. Anardil! Aldarion! Doch du hörst mich nicht, siehst an mir vorbei gen Osten.
Was bin ich denn für dich? Ein funkelndes Schmuckstück? Ein sprechendes Haustier? Du Bastard! Sage mir nie wieder, dass du mich liebst! Sieh mich nie wieder an! Wage es nicht, mich wieder anzulügen!
Denn es war eine Lüge. Es war alles eine Lüge. Unsere erste Begegnung, unsere heimlichen Küsse, unsere Verlobung, unsere Ehe, deine Worte, deine so abgrundtief leeren, verlogenen Worte von Liebe, meine Gefühle, meine Ängste, meine Herkunft sei nicht gut genug für dich, all meine Zärtlichkeit, mit der ich dich ansah und berührte ... War das etwa alles eine Lüge?! Ist unser Kind eine verdammte Lüge?!
Doch du sollst leiden. Du wirst leiden, weil ich es so will. Ich werde mir ins eigene Fleisch schneiden, doch ich werde dir so wehtun wie dir vorher noch niemand wehgetan hat! Damit du weißt, wie es ist, von einem geliebten Menschen verraten zu werden.
Meine Strafe ist gerecht, mein Zorn ist gerecht. Du trägst die Konsequenz für dein Versagen. Denn versagt hast du: versagt als Ehemann, versagt als Vater, versagt gegenüber jenen, die du lieben solltest!
Nachts rufe ich nach dir, weine, in meinen Gemächern allein mit der Einsamkeit, kauere mich zusammen, schluchze, spüre mein eigenes Versagen, hasse mich, verachte mich, schinde mich. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich so schlecht von dir denke, aber ich kann nicht anders, es muss raus, es brennt und ich will dich schlagen, ich verachte dich, ich hasse dich, du hast mich nicht verdient, du hast mich bestohlen.
Doch ich werde dich bestehlen. Ich werde mir zurückholen, was rechtmäßig meins ist. Und du wirst leiden ... Leiden, weil ich dich so sehr liebe.
ENDE
Hm, ich gestehe, strenggenommen ist es keine Geschichte. Aaaaaaaaaber es war sehr interessant, sich in Erendis' Situation einzufühlen, wo ich doch eigentlich ein Aldarion-Fangirl bin und Erendis während meiner Lektüre von "Das Weib des Seefahrers" nicht leiden konnte. Und plötzlich ... kann ich sie ganz gut verstehen.
Ich hoffe, dieser kurze Gedankenstrom hat euch gefallen. Danke sehr fürs Lesen!