Arda Fanfiction

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Auf Orkjagd

von Ramona

Kapitel #1

„Lindir, wach auf!“ Elrohir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Was? Ja, ich komme ja schon!“

Er warf die Haare zurück und schloss zu den anderen auf. „Komm, mein Freund, nicht, dass wir dich noch verlieren!“ Glorfindel lenkte sein Pferd neben Lindirs.

„Ach was! Ich komm schon hinterher. Aber ob das eine gute Idee war mitzukommen, weiß ich nicht.“

Elladan winkte ab. „Du wirst schon sehen. Immerhin hat Glorfindel diesen Tag auch opfern können.“

„Dann werden unsere Kleinen sich wohl mal alleine beschäftigen müssen.“ Lindir stieß seinem blonden Freund in die Seite und entlockte ihm ein glockenhelles Lachen.

„Hey, du tust ja gerade so, als wäre der Nachwuchs für unser Heer ein Kindergarten! Das sind alles ausgewachsene und talentierte Elben. Elladan und Elrohir haben bei mir auch alles gelernt, was sie heute können. Und ich wage zu behaupten, dass sie es durchaus mit dir aufnehmen können, mein Guter.“

„Danke für das Lob, Gwador! Seit wann sind wir zwei deine Vorzeigeschüler?“ Elladan lachte.

Glorfindel zwinkerte ihm zu. „Das wart ihr doch schon immer. Aber ihr wart auch immer diejenigen, die meinen Unterricht am meisten aufgemischt haben. Erinnert ihr euch noch an den Tag, als ihr alle Mitschüler dazu ermutigt habt, mich gemeinsam anzugreifen?“

Bei diesen Worten musste Lindir lachen. „Glorfindel, sag bloß, du hast ernsthaft von deinen Schülern eins auf den Deckel bekommen!“

„Schön wär’s! Er hat trotzdem gewonnen. Und wir waren eins zu vierzehn in der Überzahl“, sagte Elrohir zerknirscht.

„Aber heute hätte ich schon gegen euch beide ernsthafte Probleme, Gwenyn“, sagte Glorfindel ernst.

„Na das will ich doch hoffen!“, lachte Elladan.

Lindir sah nachdenklich aus. „Glorfindel, meinst du wirklich, dass ich gegen einen von ihnen verlieren würde? Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem sie ihr erstes Holzschwert in der Hand hatten. Damals war ich schon mit meiner Ausbildung fertig.“

„Probier ’s doch aus!“, feixte Glorfindel.

„Au ja!“, rief Elrohir hoch motiviert.

„In Ordnung. Du hast dich gerade als Gegner qualifiziert, Gwenneth!“, stimmte Lindir zu.

Der jüngere Zwilling nickte begeistert. „Klar doch! Wann?“

„Na jetzt!“, entschied sein Bruder.

„Und wo?“

„Da vorne! Da ist der Berg nicht zu steil.“ Lindir zeigte geradeaus.

„Gut, los!“, rief Glorfindel und ritt voraus. Die anderen folgten ihm und sie ließen die Pferde ein Stück abseits zurück.

„Glorfindel, du machst den Schiedsrichter!“, bestimmte Lindir. „Klar! Wählt eure Waffen!“

Elrohir entschied sich sofort für das Schwert. Lindir überlegte einen Moment lang, doch dann gab er Glorfindel seine beiden Dolche und auch sein Gegner legte seine restlichen Waffen ab. Die Bögen legten sie ins Gras. So standen sie sich, beide nur mit dem Schwert bewaffnet, gegenüber und warteten auf Glorfindels Signal.

Er pfiff einmal und der Kampf begann. Elrohir ging sofort in die Offensive, doch Lindir wehrte seine Schläge ab. Dann machte auch er Druck und Elrohir musste ein Stück zurückweichen.

Wie Raubkatzen umkreisten sie einander. Dann startete Lindir die nächste Attacke. Sein Gegner hatte jedoch wenig Schwierigkeiten, mit dem Tempo mitzuhalten.

Elladan und Glorfindel unterhielten sich leise. „Was glaubst du, wer gewinnt?“, fragte Glorfindel interessiert. Elladan zuckte die Schultern. „Ich kann es dir nicht sagen. Dafür habe ich Lindir nicht oft genug kämpfen sehen.“

„Lindir hat schon öfter gegen erfahrene und starke Gegner gekämpft. Dein Bruder hingegen hat die meiste Erfahrung aus kämpfen gegen Orks. Die haben keinen guten Stil und sind nicht mit Lindir zu vergleichen.“

„Da hast du Recht, aber seine Bewegungen sind sehr flüssig und er scheint die Kontrolle nicht zu verlieren.“

„Ja, das stimmt. Doch guck mal, Lindirs Züge sind gut durchdacht und sehr intelligent. Doch genau da liegt sein Fehler. Er überlegt zu viel. Er lässt sich nicht genug von seinem Körper leiten. Darum würde ich auf Elrohir tippen.“ Der andere Zwilling nickte nachdenklich.

Mittlerweile war der Kampf ihrer Freunde härter geworden. Beide hatten ihren Gegner unterschätzt und sie kämpften nun verbissener als am Anfang. Auch das Tempo hatte sich beinahe verdoppelt. Dennoch lachten sie sich bei jedem Schwertstreich ins Gesicht.

Lindir hatte einen Fehler in Elrohirs Beinarbeit gefunden und brachte ihn zu Fall. Elrohir aber wehrte Lindirs Klinge ab und erwischte ihn bei den Füßen. So konnte er ihr aushebeln und zu Fall bringen, sodass er wieder genug Zeit hatte, auf die Beine zu kommen.

Doch in der Zeit war auch sein Gegner wieder auf den Beinen und der Kampf ging weiter wie bisher. Bei einem weiteren Angriff allerdings wurde Lindir unvorsichtig. Elrohir reagierte sofort und schaffte es mit einer geschickten Drehung, Lindir das Schwert aus der Hand zu schlagen.

Er hielt ihm sein eigenes an die Kehle und Lindir hob lachend die Hände. „Also gut, Gwenneth, ich habe dich unterschätzt.“ Die Zuschauer klatschten Beifall und die Kämpfer wandten sich erstaunt um.

Elladan und Glorfindel waren nicht alleine. Eine Gestalt mit grauem Mantel und spitzem Hut stand bei ihnen. „Mithrandir!“, riefen sie und liefen auf ihn zu.

Der Istar begrüßte sie freundlich.

„Mithrandir, was machst du denn hier? Also ich meine: Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet“, sagte Elladan.

„Ja, junger Herr Peredhel. Ich bin mit einer Gruppe Zwerge und einem Hobbit auf dem Weg durch das Nebelgebirge.“

„Mit Zwergen und einem Hobbit? Seltsame Kombination! Und seit wann gehen Hobbits auf Reisen? Wo sind sie überhaupt?“ Lindir war neugierig.

„Ich habe Herrn Beutlin mehr oder weniger gezwungen mitzukommen. Er wollte erst nicht so recht. Ich bin ihnen etwa einen viertel Tagesmarsch voraus. Wir wollen auch nach Imladris kommen und dort ein wenig rasten, wenn Lord Elrond uns willkommen heißt.“

„Natürlich wird er das“, versicherte Glorfindel.

„Ja schon, aber bist du sicher, dass es klug war, deine Gefährten allein zu lassen?“, warf Elladan ein.

„Warum nicht? Oder gibt es Neuigkeiten aus dem Nebelgebirge, die mir entgangen sind?“ Mithrandir klang ein wenig beunruhigt und Elrohir konnte ihn darin nur bestärken.

„Das sieht ganz so aus, mein Freund. Hier in der Gegend und vor allem in der Richtung, aus der du kommst, gehen wieder Trolle um. Viele Wanderer, die in der letzten Zeit dieses Gebirge überqueren wollten, sind niemals an ihrem Ziel angekommen.“

„Eru, das ist in der Tat schlecht!“ Der Istar wurde ein wenig blasser um die Nase. Er wirkte ein wenig geschockt, doch er fasste sich schnell wieder. „Vielen Dank, Freunde. Ich werde mich sofort auf den Rückweg machen.“

„Das ist wohl besser. Wir werden dich und deine Freunde zu Hause ankündigen. Ich wünsche Euch eine gute und vor allem sichere Reise!“

„Danke, Glorfindel.“

„Mögen die Valar euch gnädig sein!“, sagte Lindir.

„Auf Wiedersehen.“, riefen die Zwillinge ihm nach und Mithrandir verschwand wieder zwischen den Bäumen.

„Mal wieder Zwerge in Imladris…“ Elladan sah dem mit gemischten Gefühlen entgegen.

„Und ein Hobbit. Ich mag Hobbits!“, sagte Lindir.

„Ich auch“, stimmte Glorfindel zu.

Elrohir unterbrach sie: „So, wenn Mithrandir und seine Freunde hier im Nebelgebirge wandern, sollten wir unsere Jagd so schnell wie möglich fortsetzen. Wenn diese Orkbande noch da ist, wo sie das letzte Mal war, dann ist es nicht mehr weit.“

„Du hast Recht, Gwenneth!“, stimmte Glorfindel zu. „Auf in den Kampf!“


ENDE

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