Arda Fanfiction

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Die Hoffnung des Abendsterns

von Alistanniel

Von Monstern und Äpfeln

Erst am übernächsten Tag schaffte es Aragorn wieder außerhalb der Malzeiten, Elrond legte sehr viel wert darauf, dass die ganze Familie gemeinsam aß, mit Arwen ins Gespräch zu kommen. Er traf sie am späten Vormittag draußen vor dem Haus an. Sie saß auf einer Bank in der Sonne und las in einem Buch.

„Hallo Arwen. Schöner Tag heute, nicht wahr?"

Die Angesprochene blickte abrupt von ihrer Lektüre auf. „Ja, herrlich", bestätigte sie.

„Was liest du denn da?" Er sah demonstrativ auf das Buch.

„Das ist eine Sammlung verschiedener Geschichten. Als ich noch klein war, hat mir meine Mutter immer daraus vorgelesen. Wenn ich jetzt darin blättere, erinnert mich das an sie. Es ist fast, als könne ich ihre Stimme hören, wie sie eine der Geschichten für mich liest."

Aragorn nickte langsam. „Meine Mutter hat mir früher auch oft etwas vorgelesen. Leider erinnere ich mich nicht mehr, wie ihre Stimme dabei klang." Er zögerte, bevor er die nächsten Worte formulierte. Zwar hatte er sich fest vorgenommen sie zu fragen, aber jetzt da sich die Möglichkeit bot, fiel es ihm viel schwerer als er angenommen hatte. „Hast du Lust einen Spaziergang mit mir zu unternehmen?" Jetzt war es raus.

Arwen antwortete nicht gleich. Seine offensichtliche Verlegenheit schien sie zu amüsieren. „Das würde ich sehr gerne", sagte sie schließlich mit einem Grinsen.

Es entstand schnell eine lebhafte Unterhaltung, während die beiden am Bruinen entlang gingen. Sie sprachen über viele Dinge, und hatten dabei auch nicht wenig zu lachen.

Arwen beendete grinsend ihre Erzählung, wie Elladan und Elrohir ihr, als sie alle drei noch Kinder gewesen waren, mit der Geschichte von der kleine Elbenmädchen fressenden Riesenflunder, einen gewaltigen Schrecken eingejagt hatten. Daraufhin hatte sie sich geweigert auch nur in die Nähe des Flussufers zu gehen. Erst Elrond, der sie bei der Hand genommen hatte und mit ihr durch den Bruinen gewatet war, konnte sie davon überzeugen, dass es keinen kinderfressenden Fisch gab.

Zunächst konnte Aragorn nicht aufhören zu lachen. „Eine riesige Flunder, die kleine Elbenmädchen auffrisst?", wiederholte er prustend.

„Und du hast natürlich nie vor etwas Angst gehabt, ja?" Arwen bedachte ihn mit einem frechen Grinsen.

„Naja… vor einem Fisch jedenfalls nicht."

Aragorn hatte Glück, dass sie jetzt bei dem großen Apfelbaum ankamen. Das ersparte ihm gestehen zu müssen, dass er als kleiner Junge jede Nacht vor dem olifantenfüßigen Spinnenork, der sich unter seinem Bett versteckte, panische Angst gehabt hatte.

Prüfend betrachtete Arwen die Äste des Baumes, an denen weiter oben reife Früchte hingen. Sie wandte sich an ihren Begleiter, „Na, hast du auch so großen Appetit auf einen Apfel, wie ich?"

Er nickte, „Die sehen äußerst schmackhaft aus."

Ohne ein weiteres Wort begann Arwen mit geschmeidigen Bewegungen nach oben zu klettern. Schließlich pflückte sie zwei Äpfel, und warf sie hinunter in die Wiese, bevor sie sich an den Abstieg machte. Aragorn ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen.

Plötzlich knackte es, und ein Ast gab unter ihrem Gewicht nach. Sie verlor den Halt und fiel. Blitzschnell machte Aragorn einen Satz vorwärts und ergriff sie an den Hüften, bevor sie recht unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte. Das plötzliche Gewicht riss ihn jedoch von den Beinen und sie landeten beide im Gras.

Arwen drehte sich zu ihrem Retter um. Ihre Gesichter waren jetzt nur einige Zentimeter voneinander entfernt. „Du hast beachtliche Reflexe", stellte sie lächelnd fest.

Er nickte, „Natürlich. Schließlich bin ich ein Dunadan."

„Angeber", Sie schmunzelte.

Einen Moment lang sahen sich die beiden stumm in die Augen. Zwischen ihnen lag eine Spannung, wie sie keiner von ihnen je gespürt hatte. Dann beugte sich Aragorn, einer inneren Eingebung folgend, vor und küsste Arwen.

Als sie ihn überrascht ansah, lief er knallrot an, und sprang auf. „Ich… ich wollte nicht… es tut mir leid", stotterte er, „Wir… ähm… sollten besser zurück gehen."

Arwen nickte, und sie machten sich auf den Heimweg. Die ganze Zeit über, bis sie Bruchtal erreichten, sprach keiner ein Wort. Als sie ihr Ziel endlich erreichten, war Aragorn heilfroh. Er kam sich mehr als dämlich vor. Es war geradezu lächerlich, dass sich Arwen, die Tochter des Herrn von Bruchtal für ihn, einen Menschen interessieren könnte, dachte er.

Beim Mittagessen wechselten die beiden nicht ein Wort miteinander.

Elladan und Elrohir nahmen dies amüsiert zur Kenntnis, während

Elronds Augenbraue nach oben wanderte.

Aragorn nahm sich fest vor sich bei Arwen für sein unüberlegtes Handeln zu entschuldigen.

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