Arda Fanfiction

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Es beginnt mit dem Tod

von Ramona

Kapitel 1

Luthian brach zusammen. Der Schmerz in seiner Brust wurde weniger und die Welt verblasste. Undurchdringliche Schleier umfingen ihn wie ein weißes Tuch. Die Kälte war gegangen. Wärme kehrte in ihn zurück tief aus seinem Inneren heraus. Stille. Sie schien so laut zu sein, dass sie ihn zu überschwemmen drohte. Eine Ewigkeit schien so zu vergehen und doch nur eine Sekunde. Die Bilder kehrten zurück, doch es war anders. Er sah klarer als jemals zuvor, doch es waren nicht seine Augen, die sahen. Es war sein Geist. Seinen Körper hatte er zurückgelassen auf seiner Reise.

Vor ihm waren Stufen, die zu einem Palast hinaufführten und um ihn herum war Wärme. Wärme, die ihm so vertraut war, an die er sich jedoch nicht erinnern konnte, sie jemals erlebt zu haben. Er wandte sich nicht um, wollte nicht sehen, was hinter ihm lag, denn es war nicht von Bedeutung. Nichts, was er jemals erlebt oder getan hatte, schien mehr von Bedeutung zu sein. Vor ihm war eine Tür, eine große, von weißen Säulen umrandete Tür. Sie stand einen Spalt offen. Er ging auf sie zu, stieg die Stufen hinauf. Dann öffnete er sie weiter, mit der Kraft seines Geistes. Schließlich betrat er die riesige Halle, die dahinter lag. Er schritt hindurch, bis er zu einem großen, steinernen Thron kam.

Darauf saß das gewaltigste Wesen, dass er jemals gesehen hatte. Es hatte die Gestalt eines alten Mannes. Der Bart war weiß und der Körper schien zerbrechlich. Er war kleiner als Luthian selbst und sah ihn aus unergründlichen Augen an. Hinter dieser Hülle steckte er. Niemals hatte Luthian so eine Macht gespürt.

Er verneigte sich und der Greis sah zu ihm hinab. "Meister Namo", sagte Luthian und senkte den Blick. Seine Stimme hallte von den Wänden wider und schien auf seltsame Weise unendlich fern zu sein.

Der Mann lächelte. "Ich habe dich erwartet", sagte er.

"Und nun bin ich hier", antwortete der Elb.

"Wahrlich. Folge mir."

Sie gingen hindurch durch eine kleine Seitentür und kamen in einen großen Garten. Dort stand ein gewaltiger Baum. Der Mann setzte sich an seinen Fuß, mit dem Rücken an ihn gelehnt. Luthian nahm gegenüber von ihm Platz. Sie sahen sich lange an.

Dann begann der Mann zu sprechen und hinter jedem Satz folgte eine längere Pause. "Luthian. Ich habe dich erwartet. Hier in Mandos wirst du vor die wichtigste Entscheidung gestellt, die du je zu treffen haben wirst. Dein Leben ist vergangen. Du bist für jene gestorben, die du liebst. Dich erwartet eine Aufgabe, schwerer und wichtiger als jede vor ihr. Dein Leben ist vorüber. Deine Seele ist hier in Mandos' Hallen eingekehrt, um zu ruhen. Du hast die Wahl. Du darfst hier deine restliche Zeit verleben und Frieden haben, denn du hast ihn verdient. Aber deine Aufgabe ist noch nicht beendet. Die, die du liebst und für die du lebtest und starbst sind nicht sicher. Du kannst zurückkehren und sie schützen vor dem Schatten, der sie bedroht. Es liegt in deiner Hand."

"Was muss ich tun?"

"Das kann ich dir nicht sagen. Es wird ein langer und beschwerlicher Weg und er wird für dich abermals mit dem Tode enden. Viele Qualen, aber auch Freude, werden dich erwarten. Es wird nicht leicht sein und ob du es versuchen wirst, liegt allein bei dir. Alles hängt davon ab, welche Wege du bereit bist zu gehen für die, die du liebst. Wählst du Frieden für dich, so wählst du für die Gefahr. Wählst du die Gefahr, so kannst du ihnen Frieden schenken. Es liegt in deinem Ermessen."

"Von welcher Gefahr sprecht Ihr? Welchen Weg muss ich gehen, um sie zu retten?", fragte er.

"Das kann ich dir nicht sagen. Wählst du diesen Weg, so wirst du alles erfahren, was du wissen musst. Es geschieht alles zu seiner Zeit."

"Dann werde ich zurückkehren. Ich scheue keine Gefahr für mich, wenn ich sie in Sicherheit wissen kann. Ich werde den beschwerlichen Weg wählen, um ihnen Frieden zu geben."

"Bist du dir dessen sicher?"

"Für mich gibt es keinen Zweifel. Ich werde die Gefahr auf mich nehmen, auch wenn sie jetzt für mich noch unbekannt ist."

"So sei es."

ENDE

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