Ebenmäßige Schönheit. Wo auch immer mein Blick hin wanderte, erblickte er nichts als Schönheit und Anmut. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platze und alles machte einen sehr unwirklichen Eindruck, doch gleichzeitig fühlte ich mich so zu Hause wie nie zuvor in meinem Leben.
Galadriel war auch vom Schiff gegangen und war nun neben mich getreten. Ich sah in ihre Augen. Derartiges Glück war nie zuvor in ihrem Antlitz zu lesen gewesen. Nach einer unvorstellbare langen Reise war sie nun wieder zu Hause.
Mir ging es da ein wenig anders. Meine Augen hatten diese Lande nie zuvor erblickt, doch tief in mir konnte ich spüren, das dies mein Zuhause war. Wie hatte mein Volk dieses Land nur jemals verlassen können?
Es war bereits Abend. Arien war kurz davor, hinter den Bergspitzen am Horizont zu verschwinden. Sie legte einen wunderschönen, rötlichen Glanz auf das ganze Land. Der Hafen von Alqualonde lag ruhig da. Nur einige Elben kümmerten sich um die Schiffe, doch das störte die harmonische Atmosphäre nicht im Geringsten.
Ein Zug von Elben kam auf uns zu. Wir wurden freundlich begrüßt. Doch dann trat aus ihren Reihen eine Frau heraus. Sie trug einen weißen Schleier, doch ihr goldenes Haar reichte beinahe bis auf den Boden.
Ich war wie versteinert. Sofort vergaß ich alles um mich herum. Ich ging ein paar Schritte auf sie zu. Auch sie kam mir entgegen. Einen Moment blieben wir vor einander stehen. Dann hob sie langsam den Schleier. Mein Herz machte einen solchen Sprung, dass es fast weh tat und ich kann mich noch allzu genau an den Anblick erinnern.
Endlich sah ich wieder in ihr Gesicht. Diese zarten Züge und die wunderschönen Augen hatten mich jede Nacht heimgesucht. Und es war eine Qual gewesen, sie zu sehen, sie aber nicht erreichen zu können. Doch nun stand sie vor mir. Wirklich und leibhaftig.
Und die größte Freude für mich waren ihre Augen. Sie waren nicht mehr stumpf und leer, wie bei ihrer Abreise, sondern in ihnen war Leben. Die Kälte war gegangen und sie strahlten voller Liebe. So wie himmelblaue Edelsteine. Ich hatte sie wieder. Die Frau, die ich kannte und liebte.
Einen Moment lang blickten wir uns nur an. "Celebrian...", entwich es meinen Lippen. Ich strich ihr zart über die Wange und küsste sie. Endlich war sie wieder bei mir. Und ich konnte in ihrer Berührung das Leben spüren, das durch sie floss. Dieser lang ersehnte Kuss schien eine wohlige Ewigkeit zu sein.
Dann lächelte sie. So sehr hatte ich gehofft, sie jemals wieder lächeln zu sehen. Sie war glücklich, nun da ich hier war. Mein eigenes Glück kann ich gar nicht wirklich beschreiben. Dafür gibt es in keiner Sprache in Arda die richtigen Worte. Sie fiel mir in den Arm und schien mich gar nicht mehr loslassen zu wollen. Mir ging es genauso.
Doch schließlich trennten wir uns, denn Galadriel war zu uns getreten. Mit Freudentränen in den Augen begrüßte Celebrian ihre Mutter. Auch sie waren viel zu lange getrennt gewesen.
Ja, das war der Tag unserer Ankunft. Der Tag meines Wiedersehens mit ihr... meine Celebrian... Ich danke den Valar jeden Tag erneut dafür, dass ich sie wiederhabe. Mit einem Lächeln nehmen sie es immer wieder hin.
Ich kann endlich wieder ihr Lachen hören - ich habe meine zweite Hälfte wieder. Auch jetzt kann ich das Glück noch kaum fassen, obwohl ich schon lange hier bin. Sehr lange. Sie hat dieses Land noch perfekter gemacht. So kann ich hier leben. Mit ihr an meiner Seite will ich leben und warten. Warten auf das Ende aller Tage...
ENDE