Arda Fanfiction

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Die Bahnen des Schicksals

von Ramona

Kapitel 1

"Gandalf! Warte!" Der graubärtige Zauberer wandte sich um. "Aragorn, mein Freund! Was gibt es?" Der Waldläufer holte ihn mit ein paar Schritten ein. Sie gingen gemeinsam ein Stück durch den wunderschön blühenden Garten.

"Gandalf, was ist zu erwarten? Ich meine den morgigen Tag. Auf was müssen wir gefasst sein?" Gandalf runzelte die Stirn. Er hatte eine ähnliche Frage erwartet und verübeln konnte er sie seinem Freund nicht.

"Du sprichst vom Rat, nicht wahr?" Aragorn nickte und Gandalf fuhr fort: "Dort wirst du dich als der rechtmäßige König offenbaren." "Aber da ist doch dieser Boromir. Er kommt aus Minas Tirith und ist der Sohn des Truchsess. Ich glaube nicht, dass er sonderlich begeistert davon sein würde..." "Da magst du Recht haben und er wird dir mit Sicherheit keinen Glauben schenken. Jedenfalls nicht sofort. Doch du kannst deine Herkunft beweisen. Du hast Elendils Schwert."

Der dunkelhaarige Mann nickte erneut. "Aber du musst dir bewusst darüber sein, Aragorn, dass Gondor morgen nicht als einziges eine Rolle spielen wird. Nicht einmal die wichtigste." "Ich weiß. Der Ring, nicht wahr?"

Gandalf sah in die steingrauen Augen und sah, dass seinem Freund nicht wohl bei diesem Thema war. Aber er konnte es durchaus verstehen. Der Eine Ring spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte von Aragorns Familie. Aragorn war Isildurs Erbe und musste nun beweisen, dass er mehr Kraft hatte als sein Vorfahre.

"Ja, es ist der Ring. Es wurde höchste Zeit, den Rat einzuberufen. Das haben die jüngsten Ereignisse an der Bruinenfurt gezeigt. Der Feind hat die Fährte des Ringes aufgenommen, doch hier in Bruchtal ist er erst einmal sicher. Aber auch nur für eine kurze Zeit. Dieses Tal steht unter dem Schutz eines Elbenringes, doch wie könnte er den Meisterring verbergen? Wie könnte er seinen rechtmäßigen Besitzer daran hindern, ihn zurückzubekommen? Wir müssen etwas tun. Der Ring kann nicht hierbleiben."

"Aber er wäre nirgendwo sicher!" "Das ist wahr." "Aber was sollen wir denn dann noch tun können?" "Es gibt nur eine Lösung. Und genau auf die wird es am Ende auch hinauslaufen, fürchte ich. Komme was wolle." Aragorn sah seinen Freund an und in seinen Augen erkannte er, wie ernst die Lage war.

Gandalf beantwortete die stumme Frage. "Der Ring muss vernichtet werden. Das ist das einzige Ergebnis, was bei diesem Rat herauskommen kann." "Aber...der Eine Ring kann nur vernichtet werden, wenn man ihn..." "...in den Orodruin wirft. In die Feuer des Schicksalsberges, wo er geschmiedet wurde.", beendete Gandalf den Satz.

"Aber dieser Berg ist mitten in Mordor! Wie sollen wir den Ring da hinein bekommen? Dann können wir ihn Sauron ja gleich auf einem Silbertablett überreichen!" Aragorn war ungläubig. Das konnte doch unmöglich Gandalfs Ernst sein. Doch er sah nicht aus, als würde er scherzen.

"Ja, so sieht es aus. Aber das ist die einzige Möglichkeit. Sonst wird er ihn früher oder später sowieso finden. Und jetzt ist der einzige Zeitpunkt, an dem man solch einen Versuch wagen könnte. Noch ist er nicht stark genug. Wenn eine Chance für uns besteht, dann jetzt." Aragorn verstand. Gandalf hatte Recht. Es schien der einzige Weg zu sein. Und doch klang es schon verrückt, diesen Weg überhaupt in Erwägung zu ziehen.

"Aber wer soll den Ring denn dort hinein bringen? Ich glaube kaum, dass der dunkle Herrscher uns so einfach das schwarze Tor aufhält." "Das wäre allerdings sehr unwahrscheinlich." Zum ersten Mal an diesem Tag huschte der Anflug von einem Lächeln über Gandalfs Gesicht.

"Wir können keine ganze Armee dort hinschicken, dafür ist der Feind zu stark. Also müssen wenige dort hin aufbrechen." "Aber wer? Wer ist diese Aufgabe gewachsen?" "Ich weiß es nicht..." Aragorn sah seinem Freund scharf in die Augen. "Gandalf, du hast eine Vermutung. Das sehe ich. Bitte sage es mir!"

"Es ist eher eine Befürchtung..." "Drück dich bitte etwas klarer aus." Aragorn wurde ungeduldig. "Ich befürchte, dass Frodo derjenige sein wird, der den Ring nach Mordor bringt." Einen Moment schwiegen beide.

"Frodo??" Aragorn klang empört. "Gandalf, er ist ein Hobbit! Und ich wage zu behaupten, dass sie nicht die Richtigen für diese Aufgabe sind." "Vielleicht. Aber Frodo hat dem Ring widerstanden. Das wäre nicht vielen gelungen. Und wer soll ihn sonst nehmen?"

Aragorn schwieg. Er wusste, dass Gandalf den Ring unter keinen Umständen an sich nehmen würde, obwohl er stark genug zu sein schien. Doch er würde seine Gründe haben, dachte Aragorn.

"Natürlich würde er nicht alleine gehen. Und ich hoffe, dass die Aufgabe jemand anderem zufallen wird. Elrond ist weise. Sein Rat morgen früh kann die Dinge wieder ganz anders aussehen lassen."

"Ja, ich denke auch. Und dennoch glaube ich, dass auch Gondor in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Frag mich nicht, warum das so ist, aber ich hab so das Gefühl." Er sah nachdenklich auf den Boden.

"Oh ja, das wird es mit Sicherheit. Es ist ein sehr zentraler Punkt und seine Rolle ist wichtig, vor allem für dich. Denn wenn alles gut geht, wirst du bald den Thron besteigen. Doch so weit in die Zukunft können wir noch nicht planen. Ich habe auch im Gefühl, dass Rohan und das Auenland beispielsweise wichtige Rollen innehaben werden.

Jedes Land wird das. Denn wenn wir den dunklen Feind am Ende besiegen wollen, dann müssen alle freien Völker Mittelerdes gegen ihn kämpfen. Es wird nie wieder so ein starkes Bündnis zwischen Elben und Menschen geben, wie zu der Zeit, als Elendil und Gil-Galad noch gemeinsam die Schwerter gezogen haben, als Sauron das erste Mal besiegt wurde.

Die Menschen werden wohl hauptsächlich auf den Schlachtfeldern stehen. Doch auch die Elben werden ihren Teil dazu beitragen, genau wie die Zwerge, die Hobbits und jedes Volk, das auf Mittelerde lebt. Es gilt, das Böse niederzuwerfen und das kann ein Volk alleine nicht schaffen. Jeder, der nicht auf der Seite des Bösen kämpft, ist schon eine wichtige Hilfe für den Widerstand."

"Aber wenn der Ring in seine Hände fällt, dann nützt auch die stärkste Armee von Menschen nichts mehr." "Da hast du Recht. Aber wir müssen den morgigen Rat abwarten. Auch ich werde meinen Teil dazu beitragen, denn die Situation unter den Verbündeten hat sich grundlegend geändert. Doch es nützt nichts, diese Dinge jetzt schon vorweg zu nehmen. Morgen wird sich unser aller Schicksal entscheiden."

Aragorn nickte. "Und nicht nur das unsere..."

ENDE

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