Arda Fanfiction

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Angst um Elrohir

von Ramona

Kapitel 1

Ich ging auf und ab. Diese Ungewissheit machte mir schwer zu schaffen. Mein geliebter Bruder lag auf dem Bett, tief in Fieberträumen versunken. Ich selbst machte mir schreckliche Vorwürfe. Wie hatte ich nur zulassen können, dass so etwas geschieht?

Immer wieder huschte mein Blick zu dem Bett herüber. Die Wunde war tief und der Überlebenskampf für meinen Bruder hart, das wusste ich. Ich hätte es nicht ertragen können, ihn zu verlieren. Nicht ihn. Schon so oft hatte ich bei ihm Trost gefunden. Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht. Da konnte er doch jetzt nicht einfach gehen! Das durfte er einfach nicht! Doch was hätte ich dagegen tun können?

Es war so schnell gegangen. Gemeinsam hatten wir gegen die Orks gekämpft, die versucht hatten, in unsere geliebte Heimat einzudringen. Wir waren zwar in der Unterzahl, doch mein Bruder und ich hatten schon so manchen Kampf gegen solche Kreaturen gewonnen. Wir waren ein ausgezeichnetes Team, schließlich hatten wir schon viele Jahre Seite an Seite gekämpft.

Auf einmal hatte ich den erstickten Schrei meines Bruders gehört. Ein Pfeil war durch die Luft gesaust und hatte ihn in der Brust getroffen. Wie in Zeitlupe ging er zu Boden. In diesem Moment kamen uns glücklicherweise die Wachen zu Hilfe. Allein hätte ich mich nicht viel länger verteidigen können. Doch die Wachen schlugen die Orks in die Flucht. Viele starben unter der Hand der geübten Elbenkrieger.

Doch von alledem hatte ich wenig mitbekommen. Ich hatte nur noch Augen für meinen Bruder gehabt, wie er da gelegen hatte. Ich hatte ihn zum Haus zurückbringen können und er war medizinisch bestens versorgt worden, doch es stand schlecht um ihn.

„Hör auf, zu grübeln, Elladan!“ Mein Vater hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt.

„Ich…ich kann nicht.“ Ich sah zu Boden. "Dann werde ich dich hier mit ihm allein lassen, in Ordnung?" Ich nickte bloß. Es war mir gleichgültig, was um mich herum geschah. Mein ganzes Denken kreiste um Elrohir.

Als Adar gegangen war, setzte ich mich auf den Rand vom Bett meines Bruders. Wieder schwirrten allerhand Gedanken durch meinen Kopf. Was bedeutete es, Zwilling zu sein? Elrohir und ich standen uns näher als nur Brüder, soviel war klar. Er war mehr wie der zweite Teil meiner Seele, der Teil, ohne den ich nicht sein konnte. Würde er von mir gehen, so würde ich ihm folgen, früher oder später. Das war klar.

Oft war er für mich wie meine Essenz zum leben. Er war derjenige, bei dem ich Trost gefunden hatte, wenn es mir schlecht ging und andersherum war es genauso gewesen. Unsere Verbundenheit zu einander war mehr als nur die Freundschaft oder Liebe zweier Wesen.

Ständig hatten wir unsere Gedanken ausgetauscht. Nie waren gesprochene Worte notwendig gewesen um sich zu unterhalten, doch nun antwortete er einfach nicht mehr. Mein Geist suchte nach seinem, doch ich konnte ihn nicht finden, nicht ganz erfassen.

Es war schrecklich. Wie oft wünschte ich mich zu dieser Stunde in seine Lage, wäre er nur verschont geblieben... Doch natürlich half das nichts. Aber wie viel Hoffnung konnte ich haben?

Ich legte die Finger meiner linken Hand zwischen die seinen. Dann schloss ich die Augen und versuchte es erneut. Schwach konnte ich ihn spüren. Doch er antwortete nicht auf mein Rufen. Mit einem Fuß war er schon auf der Schwelle zu Mandos' Hallen. Doch ich wollte nicht zulassen, dass er ihn bekam. Ich wollte meinen Bruder nicht aufgeben.

Mit all meiner Kraft versuchte ich ihn zurückzuhalten. "Mandos, lass ihn gehen! Er gehört zu mir, lass ihn gehen!" Unaufhörlich betete ich Worte wie diese zu dem Vala, doch der Griff wurde nur noch fester. Verzweiflung überkam mich nun und auch ich zog kräftiger. Ich musste Elrohir einfach zurückholen!

In dem Moment, als ich dachte verloren zu haben, reagierte er endlich auf meine Rufe. Elrohirs Geist schien erwacht zu sein und ich konnte seine Willensstärke entfachen. Gemeinsam lehnten wir uns nun gegen den Sog, der versuchte ihn in die Hallen von Mandos zu ziehen. Langsam, ganz langsam, entglitt mein Bruder seinem Griff. Langsam aber sicher gelang es uns, ihn abzuwehren.

Und schließlich hatten wir es geschafft. Mit einem plötzlichen Schub wurde ich wieder ins Hier und Jetzt befördert. Ich öffnete die Augen, schweißgebadet. Doch ich blickte sofort auf Elrohir. Und tatsächlich: Er begann langsam, seine Augen zu öffnen.

Heilfroh strich ich ihm über die Wange. Er lächelte schwach, doch zum Sprechen fehlte ihm die Kraft. Einen Moment sahen wir uns an und ich spürte seine Anwesenheit in meinem Geist. 'Schlaf nun, Bruder!' sagte ich. 'Vielen Dank!', war die einzige Antwort, die ich bekam, bevor er die Augen schloss und ein wenig Ruhe fand.

Ich zog mich aus seinem Geist zurück um ihn in Ruhe schlafen zu lassen. Doch ich wusste nun, dass das Schlimmste geschafft war.

Und nun sitze ich hier und wache über ihn. Ein paar Stunden sind schon vergangen und Adar war schon hier um ihn zu untersuchen. Auch er sagt, dass er wieder gesund werden wird. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe ihm nichts von meinem Rettungsversuch erzählt. Vielleicht später...

ENDE

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