Arda Fanfiction

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Die letzte Nacht

von Ramona

Kapitel 1

Legolas stand auf seinem Balkon und betrachtete den Sternenhimmel. Er liebte die Sterne und heute war der Himmel absolut wolkenlos. Doch ihm kam diese Schönheit trügerisch vor. Sie erzählte von friedlichen Tagen voller Freude und Ruhe, dabei war die Wirklichkeit so anders.

Vor ihm lag Imladris und ein kühler Wind strich durch sein Haar. Er hätte diese Nacht genießen sollen, das wusste er. Alles war ruhig und das Bild vor ihm märchenhaft. Eine lange Zeit würde er das nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Schon am nächsten Morgen würde er mit seinen acht Gefährten aufbrechen. Sie würden eine schwierige und gefährliche Mission erfüllen müssen. Der Eine Ring musste vernichtet werden. In den Feuern des Orodruin im Herzen Mordors.

Diese Aufgabe hörte sich in seinen Ohren an wie ein schlechter Witz. Niemand konnte das schaffen und lebendig überstehen. Doch es war die einzige Möglichkeit und so lange noch Hoffnung bestand, musste es versucht werden.

Welch Ironie, dachte er, dass die mächtigste Waffe des Feindes von einem Hobbit getragen werden sollte. Doch manchmal waren es eben die kleinen und unscheinbaren Dinge, die am meisten bedeuteten.

Wahrscheinlich würde keiner der neun Gefährten diese Reise überleben. Auch er, dem die Unsterblichkeit bestimmt war, würde vielleicht den Tod finden. Doch er war bereit, dieses Risiko einzugehen.

Der Tod...

Mandos' Hallen...

Valinor...

Ja, sollte er wirklich sterben, so würde er endlich die gesegneten Lande sehen. Die Valar waren für ihn nur Wesen aus den Geschichten seiner Väter. Und doch hatte keiner von ihnen sie jemals gesehen.

Aman war entrückt worden, das wusste er. Niemals würde er nach Mittelerde zurückkehren können, doch sein Herz verlangte danach, die unsterblichen Lande zu sehen. Doch sterben wollte Legolas nicht. Nicht, wenn er es verhindern konnte.

Viele Gedanken kreisten in seinem Kopf umher, während Ithil am Nachthimmel seine Bahnen zog. Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Zeit schien überhaupt keine Rolle zu spielen.

Jemand legte ihm seine Hand auf die Schulter. "Hallo Aragorn.", sagte Legolas ohne sich umzudrehen und in seinem Geiste konnte er das erstaunte Gesicht seines Freundes sehen.

Legolas hatte ihn kommen hören. Ganz leise hatte der Waldläufer die Tür zu Legolas' Gemächern geöffnet. Leise war er hinter ihn getreten und doch hatte der Elb ihn an seinen Schritten erkannt.

"Warum schläfst du nicht, mein Freund?", fragte Aragorn und trat neben ihn.

"Ich könnte dich dasselbe fragen, Aragorn.", entgegnete der Elb mit einem Lächeln.

"Nun, ich bin aufgewacht und habe aus dem Fenster gesehen. Nicht weit von mir sah ich dich auf deinem Balkon stehen und die Sterne betrachten. So habe ich beschlossen, zu dir zu gehen."

Legolas lächelte. "Ja, so kenne ich dich. Ich betrachte schon seit Stunden den Himmel. Manchmal glaube ich, dass die Sterne über Imladris heller leuchten als an anderen Orten. Doch für dich ist das nichts Neues, nehme ich an. Schließlich bist du hier aufgewachsen."

"Das stimmt. Aber ich bin viel auf Reisen und ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich hier sein kann. Vielleicht kannst du das nicht nachempfinden, aber in gewisser Weise läuft mir die Zeit davon. Natürlich habe ich noch lange zu leben, doch für euch Elben ist es nicht mehr als ein Wimpernschlag. Die Zeit rinnt durch meine Finger und niemand kann sie aufhalten. Ich kann nie genau sagen, ob ich zu einem Ort jemals zurückkehren werde."

"Nein, ich kann es nicht wirklich nachempfinden. Für euch Menschen ist die Zeit so wichtig, doch für mich war sie nie eine so reelle Größe. Doch irgendwie verstehe ich dich natürlich. Aber nicht nur der Tod durch Alter kann dich daran hindern, deine Heimat wiederzusehen."

"Das weiß ich wohl, mein Freund." Aragorn seufzte. "Unser Weg wird gefährlich werden. Aber heute Nacht sollten wir uns eigentlich ausruhen, statt uns Sorgen um die Zukunft zu machen."

"Wie wahr, wie wahr... Ich denke, ich werde mich wirklich noch ein paar Stunden hinlegen. Du solltest das auch tun." Schweren Herzens wandte sich Legolas von den Sternen ab.

"Natürlich. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Rest der Nacht." Aragorn klopfte seinem Freund noch einmal auf die Schulter und verließ das Zimmer.

"Ich dir ebenso.", antwortete Legolas bevor Aragorn die Tür geschlossen hatte. Dann ging legte er sich in sein weiches Bett und es gelang ihm tatsächlich, noch etwas Schlaf zu finden.

ENDE

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