Arda Fanfiction

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Mehr als das Auge sieht

von shirebound

Grübeleien vor der Haustür

Bis ans Ende seiner Tage konnte Bilbo nicht begreifen, wie er so hatte losgehen können, ohne Hut, Spazierstock, ohne Geld und ohne alles, was er für gewöhnlich mitnahm, wenn er ausging. Sein zweites Frühstück ließ er zur Hälfte stehen, räumte nicht ab und spülte das Geschirr nicht, sondern drückte Gandalf die Schlüssel in die Hand und rannte, so schnell seine pelzigen Füße ihn trugen, den Weg hinunter, an der großen Mühle vorbei, über die Wässer und dann noch eine Meile oder ein bisschen weiter.

Er war ganz außer Atem, als er Punkt elf in Wasserau ankam und feststellen musste, dass er nicht mal ein Taschentuch mitgenommen hatte!

Bravo“, sagte Balin, der an der Gasthaustür nach ihm ausschaute.

‚Hammelbraten‘ – Der Hobbit


Balin fand Thorin vor der runden grünen Tür der Hobbithöhle und setzte sich zu ihm, um eine Pfeife zu rauchen. Nach einem langen Schweigen grunzte Thorin verärgert.
"Ich bezweifle, dass dieser Hobbit in seinem ganzen Leben auch nur einen einzigen ehrlichen Arbeitstag geleistet hat", brummte er, woraufhin Balin leise zu kichern begann.
"So viel Unsinn in einem Satz", schimpfte Thorin. "Du überraschst mich ziemlich."
"Wie meinst du das?"
"Natürlich würde er nicht ganz ehrlich sein. Er ist ja schließlich ein Meisterdieb."
"Vielleicht", sagte Thorin, der von dieser Tatsache nicht ganz überzeugt war, egal was Gandalf behauptete.
"Und natürlich 'schuftet' er nicht", fuhr Balin fort. "Ein Meisterdieb verfeinert seine Fertigkeiten sorgfältig und langsam, so wie es zwergische Bergleute, Edelsteinschleifer und Handwerker tun, und mit ebenso viel Freude an seinen Leistungen. Zweifellos hat er eine Zeit lang in der Lehre verbracht, wie wir auch."
"Ich meinte nur ..."
"Und schließlich", schloss Balin mit einer schwungvollen Geste, "ist die Formulierung 'in seinem ganzen Leben' ziemlich drollig. Herr Beutlin ist offensichtlich zu jung, um schon viel Erfahrung in der Welt gesammelt zu haben, weder in diesem noch in einem anderen Land." Er schaute seinen Begleiter scharfsinnig an. "Du bist nicht so sehr von seiner völligen Nutzlosigkeit für unsere Suche überzeugt, wie du vorgibst. Ich habe deinen intensiven Blick auf ihn gesehen und war mir nicht ganz sicher, auf welchen Gedankenpfaden ihr beide unterwegs seid."
"Manchmal vergesse ich, dass die Gaben Durins genauso stark in deinem Blut fließen", sagte Thorin lächelnd. "Glaubst du denn, dass dieser Hobbit seine Heimat und seine Bequemlichkeit verlassen und sich uns anschließen wird? Und uns auch nützlich sein wird, wenn er es tut?"
Balin schwieg eine Weile, dann drehte er sich zu Thorin um, sein Blick war ernst und klar.
"Ja", sagte er, "aber ich kann nicht sagen, warum. Vielleicht liegt es daran, dass ich weder weiß, was ein Zauberer ist, noch was ein Hobbit ist, so dass ich nicht beurteilen kann, was sie erreichen können oder welche Rolle sie in den Angelegenheiten der Welt spielen. Gandalf scheint sich seiner Sache sicher zu sein, und Herr Beutlin ... er hat etwas von einer Bestimmung an sich, und du kannst nicht leugnen, dass du dasselbe gespürt hast. Vielleicht liegt dieses Schicksal bei uns."
Thorin blies eine Reihe von Rauchringen aus. "Du bist weise, Vetter. Vielleicht wird unser Berg nicht durch Kampf oder Gewalt oder gar durch die Magie eines Zauberers zurückgewonnen, sondern durch List ... oder durch eine Fähigkeit, die kein Zwerg beherrscht." Er blickte nachdenklich auf die Tür von Beutelsend zurück. "Unser Meisterdieb lebt zwar ein bequemes Leben, aber ich habe kein Gold darin gesehen und nur wenig Silber; er hat offensichtlich noch nichts von großem Wert gestohlen. Ein Vierzehntel unseres wiedergewonnenen Schatzes würde ihm einen Reichtum bringen, von dem jeder Meisterdieb nur träumen kann. Was würde er damit tun?"
"Seine Vorratskammern auffüllen, die wir arg dezimiert haben!", sagte Balin grinsend und freute sich, das zu hören, was er in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hatte: Thorins herzhaftes Lachen, das in die Nacht hinaus schallte.

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