Arda Fanfiction

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Mehr als das Auge sieht

von shirebound

Eine Erinnerung an ein Lied

Irgendwie bekamen sie Fili auf den Ast hinauf, und dann tat er, was er konnte, um dem Hobbit zu helfen, aber er war sehr schwach und elend von dem Spinnengift und weil er den größten Teil der Nacht und den nächsten Tag am Baum gehangen hatte, ringsum eingeschnürt, so dass er nur noch durch die Nase atmen konnte. Es dauerte ewig, bis er sich das widerliche Zeug aus seinen Augen und Augenbrauen gezupft hatte, und den Bart musste er sich überhaupt zum größten Teil abschneiden. Jedenfalls, zusammen fingen sie an, die Zwerge einen nach dem anderen zuerst hochzuziehen und dann loszuschneiden. Keinem von ihnen ging es besser als Fili, einigen schlechter. Manche hatten überhaupt kaum atmen können (woran ihr seht, dass eine lange Nase manchmal doch zu etwas gut ist), und andere hatten mehr von dem Gift abbekommen. 
 

‚Fliegen und Spinnen‘ - Der Hobbit
 



Kili erwachte schreiend aus einem Alptraum voller Spinnweben, Schrecken und Erstickungsgefahr. Ihm war schwindlig und übel, und er begann zu würgen.
"Ruhig, Bruder." Von irgendwoher kam Filis Stimme, sanfter als Kili sie je gehört hatte, und um ihn legten sich nicht klebrige Spinnweben, sondern starke Arme, die ihn hielten, bis der letzte Anfall von Übelkeit vorüber war. Er war zu krank, um sich zu schämen, und erst als er spürte, dass eine Decke um ihn gewickelt wurde, merkte er, dass er zitterte, als hätte er eine Erkältung. Er versuchte, das Gesicht seines Bruders zu sehen, aber alles war verschwommen.
Eine Wasserschale wurde ihm an die Lippen gehalten, aber er konnte nicht trinken, ohne dass ihm wieder übel wurde. Noch nicht.
"Du hast das Schlimmste abbekommen, fürchte ich", sagte Fili und wischte seinem Bruder mit einem feuchten Tuch den Mund ab.
"Was …", begann Kili.
"Ruh dich aus, mein Junge. Die Krankheit wird bald vorübergehen." Fili sprach mit leichter Stimme, um zu verbergen, wie sehr er sich Sorgen gemacht hatte. "Du musst dich ganz schön gewehrt haben, dass die Spinnen so viel Gift gespritzt haben." Er strich mit den Fingern leicht über zwei Stiche an Kilis entblößtem Arm und einem weiteren an seiner Kehle.
"Es ging alles so schnell, dass ich kaum wusste, wogegen ich kämpfte", sagte Kili, der darum rang, seine Gedanken zu ordnen. "Geht es den anderen gut?"
"Einigermaßen. Aber wenn Herr Beutlin nicht gewesen wäre, wären wir alle ..." Fili schüttelte den Kopf. "Nun ja, am besten nicht daran denken."
Fili sprach leise zu seinem Bruder, während Gloín ein kräftiges Feuer entfachte, und diejenigen, die wieder ganz gesund waren, begannen, eine Mahlzeit zuzubereiten. Nach einer Weile ging es Kili etwas besser, und er konnte einen kleinen Schluck trinken. Zu seinem Erstaunen sah er, dass das Licht zwischen den Ästen der Bäume über ihnen schwand, und er fragte sich, wie lange er wohl in bösen Träumen gefangen war. Als Bilbo zu ihm herunter lächelte und ihn fragte, wie es ihm ginge, löste das eine Erinnerung aus, die ihn erschreckte.
"Bilbo ... Ich erinnere mich, deine Stimme gehört zu haben", sagte Kili. "Du hast gesungen. Aber nein, das muss ein Traum gewesen sein."
"Er hat tatsächlich gesungen", sagte Fili und grinste den Hobbit an. "Ich habe ihn auch gehört."
"Das habe ich auch", sagte Gloín. "Mein Kompliment, Meisterdieb. Wenn Ihr nicht mehr als uns alle von diesen widerlichen Bestien stehlt, werde ich zufrieden sein." Viele Stimmen bestätigten dies murmelnd.
Jetzt, da das Feuer ihn wärmte und die Übelkeit nachließ, wurde Kili wieder schläfrig.
"Vielleicht wird Bilbo Smaug etwas vorsingen und ihn verzaubern, damit er uns den Schatz freiwillig überlässt", murmelte er.
Ein brüllendes Gelächter ertönte, begleitet von einem kleinen, entrüsteten "Hmmph!" des Hobbits.
Fili konnte sehen, dass Kili darum kämpfte, wach zu bleiben. Er befühlte seine Stirn und nickte bei sich. Das Schlimmste war überstanden.
"Schlaf, Bruder." Filis Stimme kam zu Kili wie aus weiter Ferne. "Das ist die beste Medizin für dich."
Mit den sanften Stimmen seiner Kameraden, die ihn so schützend umgaben wie die Arme seines Bruders, spürte Kili, wie er wieder in die Dunkelheit sank. Diesmal war sein Schlaf tief und heilsam, und er träumte nicht von erstickenden Spinnweben, sondern von Schmetterlingen und Sonnenlicht und sauberer Luft ... und einem Hobbit, der aus einem Berg aus Gold sang.

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