Arda Fanfiction

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Das kalte Herz

von Celebne

Kapitel 2

Éomer sah seiner Schwester fassungslos hinterher. So aufgefühlt hatte er sie zum letzten Mal in der Nacht gesehen, als Aragorn zum Pfad der Toten ritt. Eigentlichs sollte sie als Braut des Truchseß von Gondor fröhlich und verliebt wirken. Er beschloß, mit Faramir zu reden. Der junge Rohirrim ging in die Zitadelle.
Das Gespräch zwischen Faramir und Aragorn war inzwischen beendet. Éomer traf seinen künftigen Schwager vor dem Thronsaal. Der junge Truchseß wirkte fröhlich und man sah ihm an, dass er bis über beide Ohren verliebt war.
"Ihr müsst Éomer von Rohan sein", sagte er freundlich und reichte dem Rohirrim die Hand.
Éomer empfand sofort Sympathie für den rothaarigen Mann.

"Ich wollte Euch um die Hand Euerer Schwester , der weißen Jungfrau von Rohan, bitten", fuhr Faramir aufgeregt fort.
Die beiden Männer begaben sich in Faramirs Privatgemächer, die in der Zitadelle lagen. Éomer unterhielt sich lange mit seinem künftigen Schwager und er merkte bald, dass es Faramir ehrlich mit Éowyn meinte. Er wusste, dass sie keinen besseren Ehemann bekommen konnte als ihn.
Aragorn war in Éomers Gunst ziemlich weit gefallen, als er die Liebe seiner Schwester in Dunharg verschmäht hatte. Éomer achtete ihn als Heerführer und künftigen König von Gondor, aber menschlich hatte Aragorn in seinen Augen versagt.

Éomer verabschiedete sich schließlich von Faramir und wünschte ihm eine gute Nacht. Auch der junge Truchseß war von seinem künftigen Schwager sehr angetan. In vieler Hinsicht erinnerte ihn der junge Krieger an Boromir.
Éowyn lag schon in ihrer Schlafkammer, als ihr Bruder ungestüm eintrat. Erschrocken fuhr sie in ihrem Bett hoch.
"Ich war gerade bei Faramir", erzählte er aufgeregt. "Kannst du mir bitte sagen, was mit dir los ist? Dieser Mann liebt dich aufrichtig und er ist ein mächtiger Mann in Gondor. Was willst du noch mehr?"
Aragorn, dachte Éowyn erschüttert.
Doch sie sprach den Gedanken nicht weiter aus.

"Du begehrst ihn immer noch, habe ich Recht?", fragte ihr Bruder, der ihre Gedanken  zu erraten schien.
Éowyn senkte beschämt den Kopf. Éomer packte sie fest an den Schultern und schüttelte sie.
"Vergiß ihn endlich! Hörst du? Er hat dich nicht verdient. Faramir kann dir das geben, was er nicht geben kann".
"Diese Worte hörte ich schon einmal", murmelte sie kaum hörbar.
"Mach unserer Familie keine Schande", mahnte Éomer streng.

Éowyn wusste jetzt, dass es kein Zurück für sie gab. Sie hatte Faramirs Heiratsantrag angenommen, um Aragorn zu kränken. Doch dem ehemaligen Waldläufer schien es nichts auszumachen, dass sie nun den Truchseß ehelichen würde.

Sie stand in den Gärten der Häuser der Heilung und sah mit tränenverhangenen  Augen Richtung Rohan. Ihre geliebte Heimat würde sie nun auch aufgeben müssen. Immerhin war sie hier in Gondor nahe bei Aragorn.
Seit Tagen ging sie Faramir schon aus dem Weg und dachte sich immer wieder neue Ausreden aus, um ihn nicht treffen zu müssen. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn noch zum Narren halten konnte.
Wenn nur die Hochzeit schon vorbei wäre, dachte sie verzweifelt.

Vor diesem Tag graute ihr am meisten: die ganze Zeit lächeln und so tun müssen, als sie in Faramir verliebt bis über beide Ohren. Und dann erst die Hochzeitsnacht: sie würde zum ersten Mal ihre ehelichen Pflichten im gemeinsamen Bett erfüllen müssen.
"Da bist du ja, meine Liebste", sagte plötzlich Faramir hinter ihr.
Éowyn wischte sich schnell die Tränen weg und drehte sich mit einem aufgesetzten Lächeln zu ihm um. Faramir strich ihr sacht über das Gesicht.
"Du hast geweint. Was bedrückt dein Herz, Éowyn?"
"Ich musste nur an Rohan denken, und dass ich es nun für lange Zeit nicht mehr sehen werde", sagte Éowyn leise.
"Nach der Krönung von Elessar werden wir nach Rohan reisen, um an den Begräbnisfeierlichkeiten für deinen Onkel teilzunehmen", versprach Faramir ernst.
Der Gedanke, bald nach Rohan zu reiten, hellte Éowyns Gemüt tatsächlich auf. Freudig fiel sie ihrem Zukünftigen um den Hals.
"Ich liebe dich", betonte Faramir feierlich. "Und ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen".
Seine Worte erinnerten Éowyn wieder daran, dass es nicht Aragorn war, der sie glücklich machen wollte.  Sie ertrug Faramirs Nähe nicht länger, sondern sah ihn nur traurig an und lief weg.  Der junge Truchseß sah ihr überrascht nach.
"Éowyn!", rief er ihr hinterher.
Doch sie lief nur noch schneller und verschwand in ihren Gemächern. Dort warf sie sich auf ihr Bett und weinte hemmungslos.

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