Arda Fanfiction

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Moréndas Rache

von Celebne

Die Palantíri

Mit totenbleichem Gesicht kehrte Húrin nach Minas Tirith zurück. Er befand sich im Zwiespalt: sollte er diesen gemeinen Entführern die beiden Palantiri, die sich in der Schatzkammer von Ecthelions Turm befanden, aushändigen oder seinen Sohn opfern? Tränen traten ihm in die Augen. Er hatte nur diesen einen Sohn. Seine Frau hatte ihm keine weiteren Kinder schenken können. Im Grunde waren die Palantiri nutzlos, jetzt in der Zeit nach den Ringkriegen. Es waren doch nur Steine, die in der Schatzkammer allmählich verstaubten.

Húrin hatte sich entschieden: das Leben seines Kindes wog einfach mehr als diese alten Steine. Er beschloß, Niemanden von der ganzen Sache ein Wort zu sagen. Das Leben seines Sohnes hing schließlich davon ab. Wahrscheinlich würde auch Niemand merken, dass die Palantiri weg waren.
Um Mitternacht wartete Húrin mit einem Sack vor dem Stadttor. Ein Reiter nahte. Zu Húrins Verwunderung entpuppte sich der Reiter als eine Frau. Sie hatte jedoch ihr Gesicht verhüllt: nur die rehbraunen Augen waren zu sehen.
"Gib mir den Sack, Húrin!" forderte Mórenda mit verstellter Stimme.
"Und mein Sohn?", fragte Húrin zaudernd.
"Ich muß wissen, ob die Palantiri echt sind", erklärte Mórenda grimmig. Húrin blieb nichts anderes übrig, als ihr den Sack mit den 2 steinernen Kugeln zu geben. Mórenda fuhr mit den Fingern über die Palantiri und sofort begannen diese, schwach zu leuchten.
Mórenda lächelte unter ihrer Maske.
"Gut gemacht, Schlüsselbewahrer!" Sie befestigte den Sack an ihrem Sattelknauf.
"Ich will jetzt meinen Sohn haben", sagte Húrin ungeduldig.
"Morgen früh lassen wir ihn frei" ,erklärte Mórenda großmütig. "Das verstehst du doch, dass wir erst einen gewissen Vorsprung brauchen, weil du uns ja eh Verfolger auf den Hals hetzen wirst. Aber ich warne dich, Húrin: wenn du jetzt schon Jemanden Bescheid sagst, wirst du Mável nie wieder sehen".  
Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt davon. Húrin sah ihr hilflos hinterher. In seinen Augen brannten Tränen der Wut.

Halrin wartete in sicherer Entfernung mit dem Knaben. Mável war immer noch gefesselt und vor seine Augen hatte man ein Tuch gebunden, damit er nicht sah, wohin geritten wurde. Wenigstens brauchte er jetzt den Knebel nicht mehr.
"Hast du die Palantiri?", fragte Halrin die Zauberin. Mórenda nickte. Dann lenkten sie die Pferde Richtung Druedan-Wald. Im Morgengrauen ließen sie dann endlich den Jungen frei.
"Wo bin ich?", fragte er unsicher. "Wie komme ich nach Minas Tirith zurück?"
"Das bleibt dir überlassen", sagte Halrin grimmig. "Sieh zu, dass du weg kommst".
Als Mável weg war, wandte sich Halrin besorgt an Mórenda:
"Es war wahrscheinlich keine gute Idee, den Jungen freizulassen. Wir hätten ihn töten sollen".
"Ich bin keine Kindermörderin", meinte Mórenda, die mit Sarumans Palantir beschäftigt war.
"Er wird Gondors Soldaten auf uns hetzen", nörgelte Halrin weiter.
"Sie werden uns niemals finden", erklärte Mórenda kalt lächelnd, "denn du wirst sofort nach Isengard zurückreiten und dort auf weitere Befehle warten. Ich möchte, dass du den zweiten Palantir der Hexe Celebratwen überbringst, die inzwischen in Isengard eingetroffen sein müsste. Sie kann mit so einem Stein umgehen. Celebratwen ist meine Stellvertreterin, solange ich hier zu tun habe. Durch die Palantiri halten wir Kontakt".
"Aber Ihr könnt nicht alleine hier in Gondor bleiben, Herrin", widersprach Halrin besorgt.
"Ich werde meiner speziellen Freundin Éowyn einen Besuch abstatten", lächelte Mórenda.
"Ja, ich werde sogar bei ihr wohnen".

Als Halrin kopfschüttelnd davongeritten war, blickte Mórenda wieder in den Palantir. Darin sah sie Éowyn, die im Bett lag und ein neugeborenes Baby stillte. Faramir trat zu ihr ins Schlafzimmer, setzte sich auf das Bett und küsste Éowyn sanft auf die Stirn. Mórendas Gesicht verzerrte sich vor Wut und Hass: womit hatte dieses Pferdeherren-Weibstück es verdient, soviel Glück zu haben?
"Faramir, ich möchte ein Kindermädchen haben", bat Éowyn erneut. "Der Kleine raubt mir den Schlaf: das halte ich nicht lange durch und du weißt, dass ich eine schwere Geburt hatte".
"Wie könnte ich dir einen Wunsch abschlagen, Liebste?", fragte Faramir lächelnd.
Mórenda wusste jetzt, was sie zu tun hatte: Sie packte den Palantir ein und ritt los nach Emyn Arnen, wo das prächtige Anwesen des Statthalters von Gondor lag.

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