Arda Fanfiction

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Adventsvierteiler - Das Amulett

von Celebne

Sorgen für Faramir

Faramir war immer noch so aufgewühlt von der Begegnung mit dem armen Mädchen, dass er das Fehlen seines Amuletts nicht bemerkte. Langsam kehrte die Jagdgesellschaft wieder zum Fürstenhaus zurück, denn es hatte erneut begonnen zu schneien. Aragorn sah das nachdenkliche Gesicht seines Freundes und Statthalters. Er wusste, warum Faramir plötzlich ernst geworden war: Jemanden, der ein gutes Herz hatte, machte es keine Freude,  einfach so zum Spaß auf Jagd zu gehen, während Menschen in unmittelbarer Nähe Hunger leiden mussten. Auch Legolas taten diese Leute leid. Unter Elben gab es zwar keine Armut, weil es keine solch großen Standesunterschiede wie bei Menschen gab, aber er konnte mittlerweile gut nachvollziehen, warum es in der Menschenwelt anders  zuging.

Éowyn und Arwen warteten mit einer warmen Mahlzeit auf ihre Ehemänner. Sie beide hatten zusammen einen Eintopf gekocht. Die Kochkünste der Schildmaid hatten sich inzwischen sehr verbessert und die Zeiten ungenießbarer Suppen waren lange vorbei. Arwen dagegen war ein Naturtalent beim Kochen und sie verstand es seit ihrer Kindheit ausgezeichnet, schmackhafte Gerichte vorzubereiten.
Als Hundegebell ertönte, liefen die beiden Freundinnen wie junge Mädchen kichernd nach draußen. Zuerst kamen die Jagdhelfer mit den Hunden, dahinter dann die drei hohen Herren auf Pferden.

„Faramir, hast du dieses Mal endlich einen Fuchs abgeschossen?“ wollte Éowyn aufgeregt wissen und ging zu seinem Pferd hin.
Seufzend stieg der junge Truchseß ab und umarmte erst einmal seine Gemahlin.
„Fast hätte ich es geschafft, als mir etwas dazwischenkam“, fing er an zu erzählen.
„Aha, wieder einmal!“ unterbrach ihn Éowyn scherzend und zog dabei eine Augenbraue hoch.
„Nein, ich hatte eine merkwürdige Begegnung“, fuhr Faramir ernst fort.
„Um Ausreden ist er jedenfalls nicht verlegen“, rief Arwen vergnügt, die sich an ihren Gemahl schmiegte.

„Faramir, wo ist das Amulett!“ rief Éowyn plötzlich entsetzt aus und deutete auf seine Brust.
Erschrocken sah der junge Truchseß an sich hinab und griff sich sofort an den Hals.
Tatsächlich, das Amulett samt Kette fehlte!
„In zwei Tagen kommt mein Bruder zu Besuch“, stieß Éowyn aufgeregt hervor. „Du weißt doch, dass du da das Amulett immer tragen musst, weil er sonst beleidigt ist.“
Faramir schluckte und begann seinen Körper abzutasten: vielleicht war ja das Amulett irgendwie in sein Gewand gerutscht. Jedenfalls würde Éomer empfindlich verstimmt sein, wenn Faramir ihm gestehen musste, dass er das Amulett verloren hatte. Im schlimmsten Falle würde er aus Verärgerung darüber vielleicht sogar gleich abreisen.
„Du musst das Amulett unbedingt suchen gehen!“ fuhr Éowyn besorgt fort. „Ich habe keine Lust, dass deswegen heuer schlechte Stimmung beim Wintersonnenwendfest herrscht.“


Faramir beschloß erst einmal die Lederrüstung auszuziehen: bestimmt würde dann das Amulett wieder auftauchen. Er hatte eigentlich keine große Lust bei der Kälte und dem beginnenden Schneetreiben wieder hinaus in den Wald zu gehen. Doch als er in seinem Schlafgemach alle Kleider abgestreift und vergeblich durchsucht hatte, sah er, dass ihm wohl nichts anderes übrig bleiben würde. Éowyn kam hinzu, als er sich seufzend wieder anzog.
„Wenn du willst, werde ich dich begleiten“, bot sie tapfer an.
Doch Faramir lächelte traurig und schüttelte den Kopf. Er zog sie in seine Arme und küsste sie auf die Stirn.
„Du sollst nicht für meine Dummheit büßen und bei diesem schlechten Wetter hinausgehen. Bleib du hier bei unseren Gästen und bewirte sie.“

Er zog sich seinen Pelzumhang über und die Kapuze auf den Kopf. Dannach verließ er das Haus. Doch plötzlich ging hinter ihm die Haustür wieder auf und ein Räuspern ertönte. Faramir drehte sich erstaunt um.
„Du willst doch nicht etwa alleine gehen?“ fragte Legolas mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Elbenaugen sehen mehr als Menschenaugen. Ich bin sicher, dass ich dir eine nützliche Hilfe bei der Suche nach dem Amulett bin.“
„Danke, du bist ein wahrer Freund“, meinte Faramir erleichtert und stapfte zusammen mit Legolas durch den Schnee zu den Stallungen.
Wieder einmal staunte er über die Fähigkeit der Elben, sich auf der Schneedecke fortzubewegen, ohne mit den Füßen darin einzusinken. Als die Beiden an den Stallungen angelangt waren, kam Aragorn mit frischen Pferden heraus, die alle drei bereits gesattelt waren.
„Ich komme natürlich auch mit“, verkündete er.





Melians Hand glitt in ihre Rocktasche und ihre Finger tasteten über das Amulett. Sollte sie jetzt den Schmuck erwähnen? Würde das Caranthir und Curon besänftigen? Ihr Vater trat mit grimmigen Gesicht vor dem Feuerschlucker hin und wollte gerade etwas Unschönes sagen, als plötzlich ein lautes Husten aus dem Planwagen ertönte, welches in ein merkwürdiges hohles Röcheln überging.
„Mutter stirbt!“ stieß Melian entsetzt hervor und rannte zum Wagen.
Astaldo ließ die beiden Brüder ebenfalls stehen und folgte seiner Tochter. Die schwerkranke Lailath hatte sich auf ihrem Lager aufgebäumt und rang nach Luft. Ihr Gesicht war schon ganz blau. Sie brauchte dringend die Hilfe eines Heilers. Nach einigen Schrecksekunden nahm ihr Antlitz wieder Farbe an und sie sank schweratmend auf das Lager zurück.
Astaldo traf in diesem Moment seine Entscheidung. Er wandte sich erneut an Caranthir und Curon.
„Gut, wir werden alle nach Emyn Arnen gehen – wir müssen es wenigstens versuchen“, sagte er leise.
Melian atmete auf: dort wollte sie dem netten Jäger bei Gelegenheit das Amulett zurückgeben.

Während es erneut zu schneien begann, setzte sich der Planwagen langsam in Bewegung. Lailath wälzte sich unruhig auf ihrem Lager herum. Sie hatte wieder hohes Fieber. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Melian saß auf dem Boden des Wagens und versuchte sich mit ihrer Handpuppe auf die kommende Vorstellung zu konzentrieren. Leise murmelnd ging sie den Text durch, den ihr Vater ihr eingetrichtert hatte. Ihr kleinen Zwillingsbrüder schnatterten aufgeregt vorne auf dem Kutschbock neben Astaldo




Faramir und seine Freunde suchten vergeblich nach dem Amulett. Legolas war der Einzige, der trotz des frischen Schnees noch Spuren von Faramir und dem fremden Mädchen fand. Mit betrübter Miene ging er zu dem jungen Truchseß und zu Aragorn zurück, die in der Nähe im Schnee herumstocherten.
„Ich glaube nicht, dass das Amulett hier in der Gegend irgendwo ist“, seufzte Legolas. „Ich vermute leider, dass es eine diebische Elster sich geschnappt hat und irgendwo hoch oben in ihr Nest getragen hat. Faramir, du musst dich damit abfinden, dass das Amulett verloren ist.“
Faramir senkte betreten den Kopf. Éowyn würde von diesen Neuigkeiten nicht begeistert sein, aber noch mehr machte ihm die mögliche Reaktion Éomers Sorge.

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