Arda Fanfiction

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Im Augenblick des Hasses

von Celebne

Éowyns POV

Heute ist der Tag deiner Krönung. Es ist der Tag, auf den wir alle gewartet haben. Eine neue Epoche nimmt ihren Anfang in Mittelerde. Sauron und das dritte Zeitalter gehören der Vergangenheit an. Ich sehe, wie Gandalf die Krone auf dein edles Haupt setzt und laut ruft, dass nun die Tage des Königs und des Glücks beginnen.
Ja, für Mittelerde kommen nun die Tage des Glücks, doch für mich nicht. Wie kann ich jemals glücklich werden, wenn du mich nicht an deiner Seite haben willst. Meine Liebe wäre groß genug für uns beide. Mir würde es schon genügen,  deine Gemahlin zu sein, auch wenn ich dein Herz niemals haben kann. Noch ist es nicht zu spät: ein König braucht auch eine Königin, damit sein Haus nicht ausstirbt. Du drehst dich nun um zu deinem neuen Volk und alle jubeln. Es regnet weiße Blüten vom Himmel.  Langsam schreitest du an der langen Reihe deiner Untertanen vorbei und nickst ihnen würdevoll zu. Wenn du wüsstest, was du für ein Prachtbild von einem König bist. Ich halte den Atem an, als du an Faramir und mir vorbeigehst. Ich verbeuge mich tief vor dir und lächele. Ich lächele, weil ich die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit uns beiden noch nicht ganz aufgegeben habe. Jemand drückt meine Hand. Es ist Faramir, der junge Truchseß von Gondor. Ich weiß, dass er mich von ganzem Herzen liebt, doch ich kann seine Liebe nicht erwidern. Ich fühle, dass es ihm ähnlich geht wie mir mit meiner Liebe zu dir und ich verspüre Mitleid. Faramir hat um meine Hand angehalten, doch ich habe ihm noch keine Antwort gegeben. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn sofort zurückzuweisen, doch eine innere Stimme befiehlt mir, damit zu warten, bis ein geeigneter Augenblick gekommen sei.
Mein Blick folgt nun wieder dir: ich sehe eine Elbendelegation herannahen. Ihnen voran schreitet Legolas, der Düsterwaldprinz. Er legt lächelnd seine Hand auf deine Schulter. Ich freue mich, dass ihr beide so gute Freunde seid. Ein Bündnis zwischen dem Düsterwald und Gondor ist wichtig für die Zukunft Mittelerdes. Dann sehe ich, wie dein Blick erstarrt und ich frage mich erschrocken, was nun passiert ist. Ein Banner wird zur Seite geschoben und ich erblicke ein Elbenmädchen vo n unvergleichlicher Schönheit. Ihre Haut ist weiß wie Alabaster und ihre seidigen Haare schwarz wie Ebenholz. Mein Herz hört auf zu schlagen, als du auf sie zugehst und ihre Wangen streichelst. Meine Welt stürzt ein, als du sie in den Arm nimmst und leidenschaftlich küsst. Nur mühsam kann ich  die Tränen zurückhalten. Mein Lächeln ist zu einer Grimasse erstarrt und ich fühle eine Ohnmacht nahen. Meine Träume sind zerplatzt wie Seifenblasen. Das ist sie - die Frau, die dir den Abendstern schenkte. Sie ist nicht nach Valinor gegangen, wie du es einst gesagt hattest. Nein, sie ist hiergeblieben und hat auf dich gewartet. Die ganze Zeit hast du mich zum Narren gehalten. Ich verstehe nicht, warum du so oft meine Nähe gesucht hast und mich eine "Tochter von Königen" nanntest. Deine Worte waren nur geheuchelt.  Weil du nicht bei ihr sein konntest,  hast du in mir Ersatz gesucht. Jetzt verstehe ich auch, warum du in Dunharg so schroff meine Liebe zurückgewiesen hast. Du hattest genug von mir. Ich wünschte, du hättest mich mit deinen heilenden Händen nicht mehr ins Leben zurückgerufen. Ich wünschte, ich wäre tot.
Jetzt ziehst du mit deiner künftigen Königin wieder an uns vorüber und das Volk jubelt dem Königspaar von Gondor zu. Sie nimmt nun den Platz ein, der rechtmäßig mir gebührt hätte. Du lächelst mir freundlich zu und ich spüre, wie sich meine brennende Liebe zu dir allmählich in glühenden Hass wandelt.

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