Arda Fanfiction

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Schatten des Schicksals

von Celebne

Minas Tirith

Nach ihrer prunkvollen Hochzeit in Rohan zogen Faramir und Éowyn in das Haus der Statthalter ein, das nahe der Zitadelle von Minas Tirith lag.  Die junge Fürstin mochte das dunkle, steinerne Gebäude vom ersten Augenblick an nicht. Doch Faramir hatte ihr versprochen, dass sie dort nur eine kurze Zeit wohnen mussten, bis das Anwesen seiner Familie in Emyn Arnen renoviert war.  Éowyn hoffte, dass dies bald der Fall war, denn dieses Haus erdrückte sie schier. Ihr Gemahl hatte einiges darin umändern lassen: einige neue Möbelstücke befanden sich im großen Kaminzimmer, das als Aufenthaltsraum der Familie dienen sollte.        

Über dem Kamin hing ein großes  Gemälde von Denethor und seinen Söhnen. Jedesmal wenn Éowyn dieses Bild anblickte, hatte sie das Gefühl, dass sie der alte Truchseß mit seinen kalten, grauen Augen verächtlich anstarrte. Faramir und sein Bruder waren auf dem Gemälde noch Jugendliche. Während Boromir stolz dreinblickte, wirkte Faramir eher verängstigt und scheu. Éowyn schätzte, dass er auf dem Bild höchstens 16 Jahre alt war. Sie wusste aus den Erzählungen ihres Gemahls, dass er eine unglückliche Kindheit gehabt und stets unter der harten Hand seines Vaters gelitten hatte. Denethor hatte seine Söhne ungleich behandelt: während er den Älteren bevorzugt hatte, war Faramir stets der ungeliebte Sohn gewesen.

Unruhig wanderte Éowyn von Zimmer zu Zimmer. Die meisten der schweren, dunklen Möbelstücke stammten noch aus der Zeit, als Denethor mit seiner Familie hier residiert hatte. Alles war so düster und erdrückend. Sie hoffte, dass Faramir bald von seiner Unterredung mit dem König zurückkehrte, damit sie gemeinsam das Nachtmahl einnehmen konnten. Ihr selbst war es verboten, die Zitadelle zu  betreten, außer zu offiziellen Anlässen. Éowyn machte das nichts aus. Sie wusste, von wem aus dieses Verbot kam: von Arwen. Schon vom ersten Augenblick an hatten sich die beiden Frauen nicht gemocht. Arwen hatte mit ihren feinen, elbischen Sinnen sofort gespürt, dass Éowyn den König mehr als nur verehrte. Und die ehemalige Schildmaid war fast vor Eifersucht geplatzt, als Aragorn bei der Krönung Arwen so innig geküsst hatte.

Éowyn konnte ihre Liebe zu Aragorn nicht von heute auf morgen einfach so abstellen. Es würde ein langwieriger Prozeß sein, der sich vielleicht über Jahre hinweg ziehen konnte. Trotzdem liebte sie Faramir auch auf ihre Weise.  Er war es, der ihren Liebeskummer entscheidend zu lindern vermochte. Leider stellte sich Éowyn immer vor, wenn sie mit ihm zusammen das Bett teilte, dass es Aragorn sei, der da bei ihr lag. Sie schämte sich für ihre dummen Gedanken und hoffte, Faramir würde nichts davon merken.
Doch Éowyn wusste nichts von der Fähigkeit ihres Gemahls, in die Herzen der Menschen zu blicken, und so spürte Faramir rasch, dass seine Gattin immer noch einen Teil ihres Herzens an Aragorn verschenkt hatte. Das stimmte ihn sehr traurig und er tat alles dafür, dass Éowyn in seiner Nähe an nichts fehlte. Arwens Verbot kränkte ihn sehr, noch mehr als seine Gemahlin. Schon mehr als einmal hatte er den König darum gebeten, dieses Verbot aufzuheben. Für Aragorn war jedoch das Wichtigste, dass sich seine Gemahlin wohlfühlte. Schließlich hatte Arwen für ihn ihre Unsterblichkeit aufgegeben. Und so war er fast dazu gezwungen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.

*

An diesem Abend kehrte Faramir bedrückt in das Statthalterhaus zurück. Aragorn hatte ihm wieder einmal klargemacht, dass es besser für alle war, wenn Éowyn vom Palast fernblieb.
"So, hat er das gesagt", meinte Éowyn verächtlich, während sie sich ein Stück weißes Brot vom Laib herunterschnitt.
Faramir drehte seufzend an seinem Siegelring herum, den er am Ringfinger der linken Hand trug. Das tat er immer, wenn er verlegen oder nervös war. Den Ring hatte einst sein Vater  getragen, vor diesem Ecthelion und all die anderen Truchsesse.
Éowyn ging es auf die Nerven, wenn Faramir an seinem Ring herumdrehte. Das war dann immer ein Zeichen dafür, dass er sich irgendwie unbehaglich fühlte.

"Es tut mir leid, meine Blume", stieß er schließlich bedrückt hervor. "Mir macht diese Situation auch sehr zu schaffen. Vielleicht sogar noch mehr als dir."
"Mir macht es mittlerweile überhaupt nichts mehr aus", gab Éowyn kühl zurück. " Diese feinsinnige Elbenfrau kann mir gestohlen bleiben. Ich frage mich nur, was Aragorn mit solch einem empfindlichen Wesen will. So etwas passt doch gar nicht zu ihm."
Faramir hörte ihr still zu, während er das Stück Rinderbraten auf seinem Teller  bedächtig in kleine Stücke schnitt. Aus den Worten seiner Frau konnte er gut heraushören, dass Éowyn immer noch beleidigt war, weil Aragorn sie wegen Arwen zurückgewiesen hatte.
"Er scheint glücklich mit ihr zu sein, und das ist die Hauptsache", sagte er besonnen. "Aragorn und Arwen haben sich bereits vor Jahrzehnten in Laurelindorenan verlobt."

Éowyns Mundwinkel zuckten verächtlich. Zu frisch waren ihre Erinnerungen daran, als Aragorn bei der Siegesfeier nach der Schlacht von Helms Klamm mit ihr Händchen gehalten hatte. Der Gedanke an diese Nähe zu Aragorn gab ihr einen Stich und sie fühlte ein heftiges Ziehen in ihrem Schoß.
Sie warf ihr Essbesteck klirrend auf den Teller und tupfte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab.
"Hast du keinen Hunger mehr?" fragte Faramir erstaunt, der sich gerade ein Stück Kartoffel in den Mund schob.
"Ich habe vorhin von Inwes Gebäck genascht", log Éowyn und erhob sich von der Tafel. "Mir ist etwas übel. Ich denke, ich gehe kurz auf den Balkon."
Inwe war die Köchin des Truchsess-Hauses: die ältere Frau mit den pechschwarzen Haaren hatte bereits unter Denethor viele Jahre gekocht. Faramir war mit ihrer Küche stets zufrieden gewesen und hatte sie deshalb als Köchin behalten. Er hatte eigentlich fast alle Bediensteten seines Vaters übernommen, obwohl er  die meisten gar nicht benötigte. Aber er brachte es nicht übers Herz, diese Menschen einfach auf die Straße zu setzen.

*

Éowyn stand auf dem großen Balkon des Truchsess-Hauses und blickte bekümmert hinauf zur Zitadelle. Der Mond war gerade hinter dem Turm Ecthelions aufgegangen. Sie beobachtete die Wachablösung am Weißen Baum. Dann glitt ihr Blick hinüber zu dem Flügel des Palastes, den Aragorn und Arwen bewohnten. Sicherlich speisten die Beiden auch gerade zu Abend. Éowyn fragte sich fast ein wenig amüsiert, ob der zarten Elbenfrau überhaupt die derbe Kost der Menschen bekam. Sie wünschte Arwen eine heftige Magenverstimmung. Das heiterte sie  ein wenig auf. Fast lächelnd ging sie wieder in das Zimmer hinein.
Faramir hatte inzwischen auch sein Mahl beendet und er zündete sich eine Pfeife an.
"Ich möchte jetzt zu Bett gehen - verzeih mir", hauchte Éowyn und küsste ihren Gemahl auf die bärtige Wange.
"Dir scheint es wirklich nicht  gutzugehen", meinte Faramir besorgt. "Ich hoffe, du bist wieder gesund, wenn wir das Wintersonnenwendfest in der Zitadelle feiern."
"Bestimmt", flötete Éowyn und verließ den Raum.
Sie schritt den düsteren Korridor entlang, der von einigen Fackeln erhellt wurde. Da sie noch nicht lange hier wohnte, musste sie erst kurz überlegen, zu welcher Tür sie gehen musste, um ins Schlafgemach zu gelangen.

Das große, breite Bett war frisch bezogen und die Kissen lagen ordentlich nebeneinander. Éowyn zog ihr grünes Samtkleid aus und legte sich in ihrem Unterkleid aus Leinen ins Bett. Eigentlich war sie noch gar nicht müde. Aber sie wollte in Ruhe über alles nachdenken. Eigentlich war es sehr aufmerksam von Faramir, dass er unermüdlich versuchte, bei Aragorn ein Aufheben des Verbotes zu erwirken. Sie konnte wirklich mehr als zufrieden mit diesem Gemahl sein. Auch im Bett erfüllte er ihr stets ihre Wünsche. Éowyn lächelte bei diesem Gedanken kurz. Plötzlich ging die Tür auf und Faramir trat ein.
"Ich bin eigentlich auch sehr müde", sagte er leise. "Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich mich jetzt schon zu dir lege."
Éowyn beobachtete ihn, wie er sich auskleidete. Im Halbdunkel des Raumes sah er Aragorn sehr ähnlich: die langen Haare, der Bart und die schlanke Figur.
"Ich begehre dich", murmelte sie leise. "Komm zu mir, mein Liebster."
Faramir ließ sich das nicht zweimal sagen und er schlüpfte unbekleidet zu ihr ins Bett. Er begann sie leidenschaftlich zu küssen und seine langen, roten Locken streiften dabei ihre Brüste, was sie sehr stimulierte. Ein heißer Liebesakt begann und Faramir ließ sich wie immer viel Zeit mit ihr und erst als Éowyn zu ihrem Recht gekommen war, entlud er sich tief in ihr.

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