Arda Fanfiction

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Die Chroniken von Ithilien

von Celebne

Alles wird gut

Viele Schaulustige hatten sich am Hinrichtungsplatz versammelt, der im ersten Festungsring der Stadt lag. Es herschte das reinste Festtreiben, denn es geschah schließlich  nicht alle Tage, dass ein Edelmann gehängt wurde. Spielleute und Gaukler unterhielten die Wartenden, während fahrende Händler  Stände aufgebaut hatten, wo sie Essen und Trinken feilboten. Faramir verzog unwillig das Gesicht und warf Aragorn einen vielsagenden Blick zu. Er wusste, dass der König solch ein Treiben bei einer Hinrichtung auch nicht unbedingt billigte. Dafür war der Anlaß einfach zu ernst.

Die Märzsonne schien wärmend vom Himmel, als man Pelendir zum Galgen führte. Sein letzter Wunsch war gewesen, in einer festlichen Robe sterben zu dürfen, damit jedermann auch sah, dass hier der eigentliche  Erbe Ithiliens gehängt wurde. Faramir hatte vesucht, diese Bemerkung von Pelendir zu ignorieren, welche er in seinem letzten Schreiben an den König geäußert hatte, aber er ärgerte sich trotzdem über Pelendirs Uneinsichtigkeit selbst im Angesicht des Todes.

Mit würdevoller Miene trat Pelendir nun unter den Galgen und ließ sich vom Henker, der eine schwarze Kapuze mit Augenschlitzen trug, den Strick um den Hals legen.  Das Publikum wandte sich nun von den Händlern und Gauklern ab und drängte sich neugierig um den Galgenplatz. Es gab nicht wenige Schmährufe gegen Pelendir ,und es flogen sogar faules Obst und Gemüse, bis Aragorn streng Einhalt gebot.
„Habt Ihr noch etwas zu sagen?“ fragte der König den Verurteilten nach altem Brauch.
„Ja!“ stieß Pelendir mit einem Glitzern in den Augen hervor. „Möge Ithilien eines Tages wieder den wahren Dunedain Gondors gehören und nicht dieser Brut aus Dol Amroth!“

Faramir hob zornig die Faust, als er das hörte. Dieser Mann beleidigte die Ehre seiner verstorbenen Mutter und seiner Verwandten in Dol Amroth. Ein empörtes Raunen ging durch die Menge.
„Das ist genug!“ rief Aragorn erbost, der Faramirs Wut teilte.
Der Henker tat nun sein grausames Werk und stieß das Holzpodest, auf welchem Pelendir stand, mit einem Tritt um. Man konnte hören, wie das Genick des Edelmannes brach. Pelendir war sofort tot.
Faramir sog scharf die Luft ein und erhob sich mühsam von seinem Platz: Er hatte genug gesehen. Éowyn reichte ihm den Stock und gemeinsam mit ihrem Mann verließ sie den Hinrichtungsort.

Die Schaulustigen verließen ebenfalls den Hinrichtungsort. Nicht wenige Menschen gingen zu Faramir und sagten ihm, wie sehr sie Pelendirs letzte Worte verärgert hatte. Der junge Truchseß war sehr dankbar über den Zuspruch der Leute. Sie sahen ja auch alle, dass er immer noch unter den Nachwirkungen des Attentats litt.

Einige Tage dannach wurde über die Verschwörerbande gerichtet, welche Aragorn in der Stadt festgenommen hatte. Faramir setzte sich dafür ein, dass die Männer mit einer harten Kerkerstrafe davon kamen. Aragorn hatte die gleiche Auffassung wie sein Truchseß: er wollte in Gondor schließlich kein Schreckens-Regime aufbauen. Eine Kette von weiteren Hinrichtungen würde das Volk verängstigen. Er wollte als gütiger König in die Geschichte eingehen und nicht als grausamer Regent. Und so kamen Belecthor und die anderen Verschwörer jeweils für fünfundzwanzig Jahre in den Kerker. Gleichzeitig wurden sie auch zu harter Arbeit auf den Feldern eingesetzt.
Faramir war froh, als die Gerichtsversammlung zuende war. Zusammen mit Aragorn und den Räten verließ er den Thronsaal.

„Sind alle Verschwörer jetzt hinter Schloß und Riegel?“ fragte Faramir vorsichtig. „Oder muß ich auch in Zukunft noch Angst in Ithilien haben vor einem Attentat?“
„Meine Spitzel haben gut gearbeitet, mein Freund“, sagte Aragorn zufrieden und blieb stehen. „Du kannst mit Éowyn beruhigt nach Hause zurückkehren. Niemand wird dir mehr das Leben schwer machen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
„Wenn du das sagst“, meinte Faramir und grinste den König an.


*

Drei Monate später

Die Nachmittagssonne stand schräg über den frisch gestrichenen, weißen Haus und ließ es geradezu strahlen. Faramir zügelte sein Pferd im Hof und lächelte seine Gemahlin an. Endlich war der Wiederaufbau des fürstlichen Anwesens fertiggestellt.  Beregond und Arodir kamen ihnen entgegengelaufen. Beide waren sehr aufgeregt.
„Gefällt Euch Euer Haus wieder, mein Fürst?“ fragte Beregond mit klopfendem Herzen.
„Es sieht wunderbar aus“, sagte Faramir lobend und zwinkerte Éowyn zu. „Jedenfalls von außen.“
„Dann steigt schnell vom Pferd und folgt mir in das Haus hinein“, rief Arodir bebend und trat ungeduldig auf der Stelle.

Das Fürstenpaar musste lachen. Faramir, der jetzt wieder völlig gesund war, schwang sich vom Pferd und half Éowyn galant beim Absteigen. Dann gingen sie mit dem Verwalter und Beregond in das Haus.  Die Eingangshalle war völlig umgebaut worden. Die Wände waren frisch getüncht und das Treppenhaus war neu errichtet. Es wirkte größer und ausladender als vorher. Faramir erinnerte sich mit Schaudern an das Attentat, als er genau an der Stelle stand, an welcher die Bretter auf ihm herabgefallen waren. Aber jetzt gab es kein Gerüst mehr.

Die geschwungene Treppe bestand aus massiven Holzbohlen, die leicht glänzten. Alles roch frisch und neu. Éowyn schnupperte unwillkürlich herum. Sie hatte das Gefühl, in einem funkelnagelneuen Haus zu stehen. Arodir zeigte dem Fürstenhaus die oberen Räume, die alle ausgebrannt gewesen waren. Jetzt strahlten sie in neuem Weiß. Faramir nickte anerkennend. Das Schlafgemach war noch spärlich möbliert. Einige Dinge würde das Fürstenpaar noch nachkaufen müssen, aber Hauptsache, das Gemach war bewohnbar. Zu guter Letzt stieg Faramir noch mit Beregond und Arodir den Dachboden hinauf, um das neue Gebälk zu begutachten. Der Dachstuhl war völlig neu. Hier hatte das Feuer ganze Arbeit geleistet: das Gebälk war völlig verbrannt gewesen. Éowyn war unten geblieben, denn sie wollte ihr neues Kleid oben im Dachboden nicht schmutzig machen.

Als Faramir wieder zu ihr ins Schlafgemach kam, atmete sie auf. Diese Hausführung war nach dem Ritt von Minas Tirith hierher ganz schön anstrengend gewesen.  Sie saß auf dem Bettrand und zog ihre Reitstiefel aus.
„Zum Glück bist du jetzt alleine gekommen“, meinte sie erleichtert.
Faramir blickte sie belustigt an.
„Arodirs einschläfernde Stimme hätte mir auch beinahe die Geduld geraubt“, meinte er grinsend.
„Und das will etwas heißen bei dir!“ lachte Éowyn und breitete ihre Arme aus.
Faramir ging hin zu ihr und zog sie an sich. Dann küsste er sie innig. Éowyn begann sofort an seinem Mantel und seiner Tunika herumzunesteln.
„Was hast du denn vor?“ fragte er mit gespieltem Erstaunen.
„Nach was sieht es denn aus?“ meinte sie mit laszivem Unterton in der Stimme.
Faramir lächelte und seine Hände fuhren in den Ausschnitt ihres Kleides.  Das Paar fand gerade noch die Zeit, die Vorhänge am Fenster zu schließen, bevor es auf das Bett sank, um sich zu lieben.

*

Epilog

So kehrte endlich Frieden in Ithilien ein. Das Land wurde nach und nach wieder der Garten Gondors, der es einst lange vor dem Ringkrieg gewesen war. Menschen und Elben lebten friedfertig Seite an Seite, bis die letzten Erstgeborenen Mittelerde verlassen hatten. Doch noch Zeitalter später konnte man an der prächtig gedeihenden Pflanzenwelt in Ithilien sehen, dass hier einst Elben mit ihren segnenden Händen gewirkt hatten.


ENDE

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