Arda Fanfiction

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Der Fluch des vergessenen Schwertes

von Celebne

Hasubeorn

Vier Jahre nach dem Ringkrieg

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Liebster!“, schmetterte Éowyn fröhlich in das Schlafgemach hinein.
Faramir setzte sich ruckartig im Bett auf. Er betrachtete staunend seine schöne Gemahlin, die längst angekleidet war, während er noch das Nachtgewand trug. Die junge Fürstin beugte sich lächelnd zu ihrem Gemahl hinunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
„Das ist wirklich ein schöner Geburtstagsmorgen“, murmelte Faramir verträumt, als Éowyn den langen Kuss schließlich beendet hatte.
„Du solltest dich rasch ankleiden, mein Lieber“, mahnte die Fürstin scherzhaft. „Ich möchte dir doch dein Geschenk zeigen.“
„Muss ich dazu tatsächlich etwas anziehen?“, fragte Faramir frech grinsend.
„Es ist nicht so, wie du denkst“, erwiderte Éowyn kichernd, während er an ihrem Kleid herumzunesteln begann.
Sie wehrte ihn glucksend ab und warf ihm seine mittelblaue Tunika zu.
„Rasch, rasch!“, rief sie lächelnd und verließ das Gemach.

Faramir ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Er schnappte sich die Tunika und ging in den angrenzenden Waschraum. Dort stand bereits eine Schüssel mit warmem Wasser. Daneben lagen Seife und Handtücher. Faramir streifte sich das Schlafgewand ab und wusch sich, ein fröhliches Lied vor sich hinsummend. Anschließend kämmte er seine widerspenstigen roten Locken, bis sie in sanften Wellen auf die Schultern herabfielen.
Als er fertig angekleidet war, verließ er das Schlafgemach und ging rasch die breite Holztreppe hinab. Die Treppe führte in die große Eingangshalle des Hauses, wo auch die Feste gefeiert wurden. Das Gesinde steckte bereits mitten in den Vorbereitungen für die große Feier, welche am Abend stattfinden sollte. Einige Knechte schoben mehrere große Tische zu einer riesigen Tafel zusammen. Andere trugen Stühle herbei, während die Mägde fleißig putzten und die Wände mit bunten Girlanden dekorierten. Als das Gesinde den Fürsten erblickte, hielt es kurz inne und verneigte sich. Beren, der Vorsteher des Gesindes gratulierte Faramir in Namen aller Bediensteten.

„Zu Euerem vierzigsten Geburtstag wünschen wir Euch Glück, Gesundheit und Frieden, Herr.“
„Ich danke Euch allen“, erwiderte Faramir lächelnd. „Heute abend dürft Ihr alle Wein und Met trinken, soviel Ihr wollt.“
Das Gesinde jubelte daraufhin auf und man rief dem Fürsten begeistert Dank zu.

Faramir verließ schmunzelnd das Haus und wartete im Hof auf Éowyn. Man hatte ihm gesagt, dass sie nicht drinnen war. Er war schon gespannt, was für ein Geschenk die Fürstin für ihn hatte, obwohl er so eine leise Ahnung hatte.
Beregond und einige Soldaten der Weißen Schar kamen auf ihn zu und gratulierten ihm ebenfalls. Faramir bemerkte Beregonds geheimnisvolles Grinsen.
„Du weißt doch irgendwas über das Geschenk, mein Guter, oder?“, fragte der Fürst neugierig. „Willst du mir nicht verraten, was es ist?“
„Nein, Herr Faramir“, erklärte der Hauptmann mit fester Stimme. „Euere Gemahlin würde mich enthaupten, wenn ich Euch nur ein Sterbenswörtchen sage.“
Faramir lachte herzlich auf und klopfte Beregond die Schulter. Es half also nichts, er musste warten, bis Éowyn soweit war.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit kam die ehemalige Schildmaid endlich aus den Stallungen. Sie lächelte breit und blieb kurz stehen.
„Bekomme ich jetzt mein Geschenk?“, fragte Faramir mit gespielter Ungeduld.
Éndlich trat ein Krieger aus Rohan hinter Éowyn aus dem Stall, welcher einen prächtig aufgezäumten Grauschimmel führte. Faramir konnte kaum glauben, was er da sah. Dieses edle Pferd konnte doch unmöglich für ihn bestimmt sein!
„Das ist Hasubeorn“, erklärte Éowyn stolz. „Er ist Windfolas kleiner Bruder. Sein Name bedeutet so viel wie ‚grauer Held’.“
„Dieses Geschenk kann ich doch nicht annehmen“, flüsterte Faramir ergriffen, während er vorsichtig auf den schönen Hengst zuging.
„Faramir, ich glaube nicht, dass Hasubeorn zu schade für einen berühmten Krieger wie dich ist“, meinte Éowyn belustigt.
Der Rohir neben ihr verzog für einen Moment verächtlich den Mund. Er schien eine andere Meinung als seine Herrin zu haben.
„Es kommt selten vor, dass die Rohirrim ihre besten Pferde nach Gondor geben“, meinte Faramir bewegt, während er den Hals Hasubeorns kraulte.
„Du bist ein exzellenter Reiter und kannst ausgezeichnet mit Pferden umgehen“, sagte Éowyn stolz. „Das können nicht viele hier. Willst du nicht mal kurz auf Hasubeorn reiten?“

Faramir betrachtete verzückt den edlen Sattel, bevor er aufstieg. Es war eine wertvolle Arbeit aus Rohan. Ein Sattel, wie für einen König gemacht. Als er einen weiteren verächtlichen Blick des Kriegers mit den weißblonden Haaren bemerkte, verflog jedoch seine Freude ein wenig. Vielleicht war hier tatsächlich Bescheidenheit fehl am Platze. Die Krieger aus Gondor waren nicht minder tapfer als die aus Rohan. Und er war schließlich nicht irgendein Krieger, sondern der Truchsess von Gondor. Er schenkte dem Krieger, welcher Norfric hieß, einen strafenden Blick und schwang sich gekonnt in den Sattel. Hasubeorn begann sofort etwas unruhig zu tänzeln und schnaubte. Er kannte seinen neuen Herrn noch nicht. Doch Faramir wusste gut, wie man Pferde besänftigte.
„Stille nù, fæste“, murmelte er dem Hengst zu.
Éowyn blickte Faramir mit einer Mischung aus Stolz und Liebe an. Er beherrschte inzwischen ausgezeichnet die Sprache der Rohirrim. Norfric, der Krieger aus dem Norden, war jetzt vollkommen verblüfft. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

Hasubeorn gehorchte jetzt seinem neuen Herrn, wie man es von ihm erwartete. Ein sanfter Schenkeldruck von Faramir und der Hengst galoppierte zum Tor des Fürstenhofes hinaus.
„Reite nicht so weit weg!“, rief Éowyn ihrem Gemahl begeistert hinterher.
„Der Fürst ist fürwahr ein guter Reiter“, bemerkte jetzt Norfric verlegen.
„Und du wolltest es nicht glauben“, gab die Fürstin amüsiert zurück.

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