Théodred rauchte vor Zorn. Er hatte sein Heer in der Nähe des Fangorn-Waldes stationiert, als die Späher ihm von einem großen Heer aus Isengard berichteten. Sofort schickte er Boten los, um Éomer, der sich mit seinen Männern in der Hornburg aufhielt, um Hilfe zu rufen. Seine Hilfe war auch dringend nötig, denn das Orkheer war doppelt so groß wie das von Théodred. Kurze Zeit später kehrten die Boten zurück und berichteten, dass Éomer unterwegs war und dass er vor dem Heer aus Isengard ankommen würde. Beruhigt blieb Théodred mit seinem Heer da, wo er war. Doch die Schlacht wurde ausgetragen und Éomer war nicht gekommen. So ritt Théodred nach Helms Klamm, wo er mit Éomer "ein ernstes Wörtchen" reden wollte.
Éomers Soldaten waren erschüttert, als sie sahen, wie wütend der Königssohn auf den Dritten Marschall der Riddermark war. Was hatte Éomer denn nur verbrochen? Auch Éomer verstand den Zorn seines Vetters und besten Freundes nicht. Als Théodred ihm die Geschichte erzählt hatte, behauptete er, er habe keine Botschaft erhalten.
"Die Boten sind aber zurückgekehrt!", widersprach Théodred. "In deinem Auftrag berichteten sie, du seist unterwegs."
"Zu mir sind weder Boten gekommen, noch habe ich dir eine Botschaft geschickt", wiederholte der Dritte Marschall. "Ich verstehe deinen Zorn nicht."
"Éomer!", bellte Théodred und umklammerte die Schulter seines Vetters. "Mehr als die Hälfte meiner Männer wurde von den Orks niedergemetzelt! Und du verstehst es nicht!"
"Nein", antwortete Éomer. "Wenn du auf die Orks wütend wärst, würde ich dich verstehen. Doch ich weiß nicht, was ich getan habe! Ich wiederhole: Ich habe keine Botschaft von dir erhalten."
Théodreds Augen funkelten bedrohlich.
"Willst du damit sagen, dass meine Männer Lügner sind?", zischte er.
"Wenn sie behaupten, ich hätte sie zurückgeschickt, ja", knurrte Éomer.
Éowyn lief die Treppe von Meduseld herunter und fiel ihrem Bruder um den Hals. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen und fühlte sich einsam und verlassen. Erst als Éomer nicht reagierte, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte.
"Ist es wegen den vielen Toten in der Schlacht in der Nähe des Fangorn-Waldes?", fragte sie vorsichtig.
"Théodred", antwortete Éomer knapp.
"Der Großteil von Théodreds Heer wurde von Orks vernichtet", berichtete Éomer.
Théoden blieb reglos auf seinem Thron sitzen, als würde er seinen Neffen nicht hören.
"Und diese Orks stammen aus Isengard", fuhr Éomer fort.
Gríma, der auf einer kleinen Bank neben dem König hockte, flüsterte Théoden etwas zu und erhob sich langsam.
"Das weiß unser Gebieter bereits", sagte er tückisch. "Doch er möchte derne wissen, warum Ihr mit Euren Männern nicht auch dort wart."
Es roch nach Unheil.
"Ich habe erst nach der Schlacht davon erfahren", erklärte Éomer.
"Eine gute Ausrede, Dritter Marschall", flötete Gríma vergnügt. "Allerdings könnt Ihr es nicht beweisen."
"Fragt meine Männer", verteidigte sich Éomer. "Sie wussten es auch nicht."
Gríma lächelte zufrieden, denn er witterte, dass Éomer langsam nervös wurde.
"Eure Männer unterstehen Eurem Befehl", grinste er.
Éomer wurde für den angeblichen Verrat nicht mit dem Tode bestraft, denn schließlich war er der Neffe den Königs. Jedoch wurde er seines Amtes enthoben und durfte Edoras nicht mehr verlassen. Èowyn hatte er es zu verdanken, dass er nicht in einem Verließ eingekerkert wurde. Wie sie es geschafft hatte, wusste niemand. Éomer konnte also nur ahnen, dass sie Gríma irgendwie beeinflusst hatte.
Théodred kam wenige Tage stäter nach Edoras und als er Éomer begegnete, verzerrte er sein Gesicht wie ein Ork, der Menschenfleisch wittert. Gríma sah sehr zufrieden mit sich selbst aus.