Arda Fanfiction

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Sklavenhandel

von Ramona

Böses Erwachen

Oben in ihrem Zimmer legten die Diener den Elben auf ihr Geheiß auf das Bett. Die Arme wurden ihm an die Bettpfosten gefesselt und auch die Füße und Knie wurden zusammengebunden. Die Diener verließen das Zimmer und Yola holte einen Schale Wasser und ein Tuch. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich vor das Bett. Sie betrachtete den Elben nachdenklich.

Er war immer noch nicht bei Bewusstsein und er sah friedlich aus. Sein Körper zeigte Spuren der Gewalt, die man ihm angetan hatte. Der schöne Leib war übersät mit Blutergüssen und Prellungen. Er war oft geschlagen worden.

Yola strich ihm das seidige Haar aus der Stirn und tupfte ihm das Gesicht mit dem nassen Tuch ab. Vorsichtig strich sie ihm über die Augen und wusch den Dreck aus den langen Wimpern. Dann legte sie das kalte Tuch auf seine Stirn. Ein schmerzerfülltes Zucken lief über sein Gesicht und ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Dann öffnete er langsam die Augen.

Yola saß da wie vom Donner gerührt. Nun war sie sich absolut sicher, dass sie richtig gehandelt hatte. Sie entließ den Atem, von dem sie überhaupt nicht bemerkt hatte, dass sie ihn gehalten hatte. Diese Augen waren einfach unglaublich. Sie waren von einem Blau, wie sie es noch nie gesehen hatte. Das Meer war der reinste Witz dagegen. Selbst jetzt, da der Elb nicht völlig bei Bewusstsein war, strahlten sie Stärke, Weisheit, Entschlossenheit und Mut aus.

Sein Blick wurde klarer. Er hob den Kopf ein wenig und sah sich um. Nun konnte Yola noch etwas aus seinen Augen lesen: Angst. Dann blieb sein Blick an ihr haften und er zuckte leicht zusammen, als er erkannte, dass er nicht allein war. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Vorher hatte er nur den Sklavenhändler und andere brutale Männer zu Gesicht bekommen. Doch nun saß eine Frau vor ihm.

Sie war nicht sehr groß und schien sehr jung zu sein. Ihre Haut war dunkel und untypisch für die Menschen in diesem Land war sie sehr schmal gebaut und hatte ein ebenmäßiges, weiches Gesicht mit feinen Zügen. Sie wirkte zart und zerbrechlich. Ihr langes dunkelbraunes Haar war durch ein Band zu einem lockeren Zopf zusammengehalten und ihre langen schwarzen Wimpern zierten nussbraune, ernste Augen.

Der Elb sah verwirrt aus. "Im mas?", fragte er und als er sich aufsetzen wollte, merkte er, dass er gefesselt war. Er ließ sich wieder in die Kissen sinken und sein Blick ruhte auf Yola. "Im mas? Leithio nin!", forderte er und Yola musterte ihn etwas besorgt. "Es tut mir Leid, ich verstehe dich nicht.", sagte sie in ihrem besten Westron. Dass der Elb die Sprache der Haradrim nicht verstehen würde, war ihr klar und in Gedanken dankte sie ihrem Lehrer für den Unterricht in Westron.

"Wo bin ich und wer seid Ihr?" Der Elb sprach völlig akzentfrei. Für einen Moment leuchtete Wut in seinen Augen, doch er hatte sich schnell wieder perfekt unter Kontrolle. Yola lächelte. "Ihr seid hier im Palast des Herren von Sûn, einer Stadt der Haradrim. Mein Name ist Yola und mein Vater hat dich für mich gekauft."

"Gekauft?" Wut und Stolz lagen in seiner Stimme. "Ja, du bist auf dem Sklavenmarkt verkauft worden." "Ich bin kein Sklave!", sagte er und versuchte, sich von den Fesseln loszureißen. "Nicht! Es hat keinen Sinn. Du kannst nicht aus dem Palast fliehen." "Bringt mich zum Herren der Stadt. Ich fordere augenblicklich meine Freiheit zurück! Ich bin ein Bote aus Lórien und ein freies Wesen Mittelerdes."

Yola lachte leise. "Nein, Elb. Du bist nicht mehr frei. Du bist jetzt ein Sklave und mein Vater wird dir wohl kaum ohne weiteres erlauben zu gehen, das kann ich dir versichern. Er hat dich teuer erkauft.“ „Es ist nicht recht, Wesen der freien Völker Mittelerdes wie Vieh zu verschachern und zum Arbeiten zu zwingen!“ Der Elb war wirklich zornig und er tat ihr leid.

„Das ist nun mal so in diesem Land. Da kann ich nichts dran ändern. Aber du kannst wirklich froh sein, dass du bei mir gelandet bist. Du hättest es wesentlich schlimmer treffen können. Aber als erstes sag mir doch einmal deinen Namen.“ „Mein Name ist Haldir und ich bin der Hauptmann der Wache in Lothlórien, dem Elbenreich am Großen Strom, regiert von Lady Galadriel und Lord Celeborn.“ Er klang noch immer sehr wütend.

Yola lächelte verträumt. „Lothlórien. Ich habe schon einmal davon gehört. Es muss schön dort sein.“ „Wunderschön.“, bestätigte Haldir und seine Wut mäßigte sich bei dem Gedanken an seine geliebte Heimat. „In meinem Volk wird aber nur mit Furcht und Unverständnis von eurem Volk gesprochen.“, sagte Yola und er sah sie fragend an. „Warum das? Was habt ihr gegen die Erstgeborenen?“ „Sie sind uns fremd. Darum fürchten wir sie. Es ist der Zauber an euch, der uns Angst macht. Oder vielmehr den anderen Haradrim. Ich würde gern einmal ein Elbenreich besuchen.“ „Es ist wahrlich schön dort. Und bei uns gibt es keine Sklaverei. Jedes Wesen wird wertgeschätzt und ist frei.“ Yola nickte traurig.

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