Arda Fanfiction

Das neue Archiv für Geschichten rund um Tolkiens fabelhafte Welt!

Die Chroniken von Ithilien

von Celebne

Eifersucht

Nur drei Tage  später verließ Pelendir mit dem vereinigten Heer Gondors und Rohans die Stadt. Areanor stand mit vielen anderen Frauen traurig auf den Wällen und blickte ihrem Vater nach. Sie hatte Angst, ihn niemals wieder zu sehen. Bekümmert begab sie sich zu Belecthors Familie zurück. Auch der alte Waldläufer hatte sich dem Heer angeschlossen. Das Wetter war einigermaßen schön, auch wenn immer wieder schwarze Wolkenfetzen aus Mordor die Sonne verschleierten. Areanor spazierte viel in der Stadt herum und sah interessiert zu, wie die Menschen langsam begannen, ihre Häuser wieder herzurichten.

Eines Tages lief sie ganz nach oben in den Hof der Zitadelle. Außer den Wächtern des Weißen Baumes war dort niemand und als Areanor merkte, dass sie keiner von ihnen hinderte, im Hof herumzulaufen, beschloß sie sich in die Gärten der Zitadelle zu begeben. Dort sah sie etwas, was sie ziemlich betroffen machte.

Faramir, der wieder halbwegs genesen war, spazierte auf dem gepflegten Rasen mit einer fremden, blonden Dame herum. Areanor kochte vor Eifersucht, als sie das sah. Eigentlich hatte sie sich immer erhofft, dass Faramir eines Tages ihr den Hof machen würde. Allerdings war es wohl jetzt zu spät dazu. Sie verbarg sich rasch hinter einem Busch, als das Paar in ihre Nähe kam.
„Éowyn, ich liebe dich“, hörte sie Faramir plötzlich leidenschaftlich sagen.
„Ich wünschte einst, von einem anderen geliebt zu werden, doch nun möchte ich nicht länger Königin sein“, erwiderte die Dame lächelnd.
Areanor spitzte die Ohren. Diese Fremde hatte eigentlich einen anderen Mann geliebt? Offensichtlich war sie zurückgewiesen worden und suchte nun wahrscheinlich Trost bei Faramir. So etwas hatte der junge Truchseß nicht verdient!

Warum nimmt er nicht mich?Dachte sie enttäuscht.
Es wurde nun verdächtig still und Areanor riskierte einen Blick. Die Beiden küssten sich innig. Das junge Mädchen schäumte vor Wut, als sie das sah. Wie konnte sich Faramir nur an solch eine Frau verschwenden! Dieser Dame schienen anscheinend seine Küsse zu gefallen, denn ihre Hände wanderten nun durch seine roten Locken und sie seufzte glücklich.

„Würdest du mit mir in Ithilien leben wollen?“ fragte Faramir die blonde Frau leise. „In dem Emyn Arnen befindet sich das prächtige Anwesen meiner Vorfahren. Ich denke, es würde dir dort gefallen.“
Den Tränen nahe verließ Areanor die Gärten. Ihr Glück war nun dahin: Faramir würde mit Sicherheit diese Fremde ehelichen. Und das Schlimmste: er trachtete dannach, nach Emyn Arnen zu ziehen. Das durfte nicht sein! Bedrückt begab sie sich auf den Weg nach unten in den fünften Festungsring. Da sie fast blind vor Tränen war, stolperte sich über einen losen Pflasterstein und schlug sich böse das Knie auf. Sogar ihr Kleid bekam einen Riß ab.

„Kann ich Euch helfen, meine Dame?“ fragte ein junger Mann freundlich.
Areanor rappelte sich auf und betrachtete den Mann mißtrauisch. Doch dann sah sie, dass er die Tracht der Waldläufer Ithiliens trug. Um seinen Kopf hatte er einen Verband.
„Herr Anborn?“ fragte sie erstaunt, denn nun erkannte sie ihn wieder.
Er stutzte, weil er sie jetzt auch wieder erkannte.
„Ihr seid doch dieses tapfere Mädchen, das wir einst in den Wäldern Ithiliens fanden. Wie war doch  gleich Euer Name?“
„Ich bin Areanor, Pelendirs Tochter“, sagte sie heiser und hielt ihr schmerzendes Knie.

„Ihr müsst in die Häuser der Heilung“, stellte Anborn besorgt fest. „Das ist eine große Platzwunde. Man kann es dort nähen.  Wartet, ich bringe Euch hin.“
Er bot Areanor galant seinen Arm an  und zusammen gingen sie in das Gebäude, das ganz in der Nähe lag. Areanor hinkte ein wenig wegen ihres Knies. Eine junge Heilerin namens Adaneth sah sich das verletzte Knie an. Die Platzwunde mußte tatsächlich genäht werden. Areanor war daher ganz froh, dass Anborn bei ihr blieb.
„Ruht Euch ein wenig hier aus“, meinte Adaneth freundlich.
Areanor bedankte sich. Sie legte sich ein wenig auf  die Polsterbank, während Anborn sich verabschiedete. Areanor bedauerte fast, dass er ging. Er war sehr aufmerksam zu ihr gewesen.

Sie schlief einige Stunden auf der Polsterbank und bemerkte dann erschrocken, dass es fast Abend war. Sie wurde bestimmt schon in Belecthors Haus erwartet. Als sie gerade die Häuser der Heilung verlassen wollte, begegnete ihr Faramir.
„Was für eine Überraschung!“ begrüßte sie der junge Heermeister. „Habt Ihr hier jemanden besucht?“
„Eigentlich nicht“, meinte Areanor zögernd.  „Ich habe mich ein wenig verletzt am Knie. Aber es geht schon wieder.“
„Das ist schön zu hören“, erwiderte Faramir freundlich. „Und wie geht es Euerem Vater?“

„Er ist mit dem Heer zum Schwarzen Tor gezogen“, sagte das Mädchen finster.
„Euer Vater ist ein tapferer Mann“, stellte der junge Mann lächelnd fest. „Ihr könnt stolz auf ihn sein.“
Areanor schwieg. Faramir hatte anscheinend überhaupt keine Ahnung, was ihr  Vater in Ithilien vorhatte. Sie schämte sich für einen Moment fast dafür. Doch als der junge Heermeister schwärmerisch davon anfing zu reden, dass er bald in das Fürstenhaus ziehen würde, war es aus bei ihr. Das Fürstenhaus stand Faramir einfach nicht zu!
„Entschuldigt mich bitte“, sagte sie hastig. „Ich werde erwartet.“
Faramir sah ihr etwas erstaunt nach. Er konnte sich auf die seltsame Reaktion des Mädchens keinen Reim machen.

Es dauerte fast zwei Wochen, bis das Heer wieder vom Schwarzen Tor zurückkehrte. Es wurde ein großer Sieg gefeiert und Areanor stand ungeduldig bei den Menschen der Stadt, die auf ihre Angehörigen warteten, welche mitgekämpft hatten. Endlich traf das Heer in Minas Tirith ein und Areanor konnte ihren Vater bald sichten. Er war zum Glück unversehrt. Als er seine Tochter erblickte, lächelte er und winkte ihr zu. Es dauerte aber noch, bis Pelendir Areanor endgültig in die Arme schließen konnte, und das war in Belecthors Haus. Die Wiedersehensfreude war groß, weil die junge Frau schon das Allerschlimmste befürchtet hatte. Aber nun war der Eine Ring und Sauron vernichtet.

„Ithilien ist wieder frei“, erklärte Pelendir strahlend. „Nun können wir bald wieder zurückkehren. Wenn der König erst gekrönt ist, werde ich ihn bitten, mich zum Fürsten von Ithilien zu ernennen.“
Areanor freute sich mit ihrem Vater, doch dann dachte sie an Faramir, der bald eine Fremde aus dem Norden ehelichen würde. Sie teilte ihm mit, was der junge Truchseß vorhatte.
„Das ist eine Schande für Gondor!“ stieß Pelendir erzürnt hervor.
Belecthors Familie blickte ihn erstaunt an.
„Freut Ihr Euch denn nicht, dass Faramir wieder gesund ist und bald heiraten wird?“ fragte Belecthors Frau Telperien verwundert.

„Er heiratet eine Wilde aus dem Norden, die nicht von numénorischem Geblüt ist!“ rief der Edelmann entrüstet aus. „Denethor hätte so eine Heirat nie geduldet. Aber leider scheint unser künftiger König von diesen Rohirrim viel zu halten. Da kann man wohl nichts machen.“
Areanor zupfte vorsichtig am Ärmel seines Mantels.
„Wir sollten uns besser auf das Fürstenanwesen in den Emyn Arnen konzentrieren“, flüsterte sie ihm zu. "Faramirs Ehe ist unwichtig, jedoch sein Vorhaben in Ithilien nicht."

Rezensionen