Arda Fanfiction

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Die Chroniken von Ithilien

von Celebne

Eine große Dummheit

Aragorn erzählte Faramir  am Abend von der Sache, was diesen ziemlich erstaunte.
„Dieser Pelendir dürfte dir ein unangenehmer Nachbar werden, mein Freund“, seufzte der König und nahm einen Schluck Wein.
Faramir, der ihm gegenübersaß im Kaminzimmer der Zitadelle, blickte nachdenklich in seinen Kelch.
„So dankbar ist also Pelendir“, murmelte er betroffen. „Ich habe ihm das Leben gerettet und seine Vergeltung dafür ist, dass er mir Emyn Arnen wegnehmen will.“
„Das wird er nicht“, erklärte Aragorn lächelnd. „Rechtlich ist alles geklärt. Allerdings kann ich nur hoffen, dass er sich anständig verhält und dir keinen Kummer in Ithilien bereitet.“
„Wir werden sehen“, sagte Faramir düster und blickte zum Fenster hinaus, das nach Osten zeigte.
Man konnte von diesem Fenster aus die Emyn Arnen sehen. Wie klein und unscheinbar diese Hügelkette in dieser Entfernung wirkte! Faramir lächelte sarkastisch. Ihm gefiel der Gedanke ganz und gar nicht, Pelendir zukünftig ständig in die Schranken weisen zu müssen.

Es klopfte an der Tür und ein weiterer Freund des Königs erschien: Legolas, der Prinz des Düsterwaldes.
„Wo hast du den ganzen Tag gesteckt, mein Freund?“ rief ihm Aragorn grinsend zu.
„Ich war heute in Ithilien“, erzählte der Elb lächelnd. „Das ist ein wunderschöner Fleck Erde.“
„Ja, das ist es“, bestätigte Faramir erfreut. „Wollt Ihr Euch nicht zu uns setzen, Legolas?“

„Ich würde gerne in Ithilien leben“, fuhr Legolas zum Erstaunen der beiden Menschen fort, nachdem er sich in einen der Sessel gesetzt hatte. „Wir Waldelben würden dieses Land zu einem blühenden Garten machen.“
„Zieht es dich denn gar nicht nach Eryn Lasgalen zurück?“ fragte Aragorn erstaunt, während er Legolas einen Kelch Wein einschenkte.
„Ich habe hier in Gondor den Ruf des Meeres vernommen“, erklärte der Elb mit einem entrückten Gesichtsausdruck. „Meine Tage in Mittelerde sind gezählt und ich möchte von nun an nicht mehr fern von der See leben, auch wenn es mich schmerzt, meine Lieben zuhause nicht mehr so oft sehen zu können.“
Faramir lauschte ihm fasziniert. Es stimmt ihn irgendwie traurig, dass die Elben bald alle Mittelerde verlassen würden, doch er wusste auch, dass ein neues Zeitalter angebrochen war und sich vieles ändern würde.

„Ich würde mich freuen, wenn Ihr nach Ithilien kommen würdet, Legolas“, sagte der junge Truchseß schließlich. „Es wäre schön, Euch als Nachbar zu haben. Doch gibt es in Ithilien auch Unruhestifter und es wird wohl nicht immer friedlich bleiben.“
Legolas blickte ihn fragend an, und Faramir erzählte ihm von Pelendir und seinen Ansprüchen.
„Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dieser Mann noch großartig Ärger macht“, fügte Aragorn beruhigend hinzu. „Ich konnte seinen angeblichen Anspruch widerlegen. Er wird sich fügen, schließlich ist er ein kluger und gebildeter Mensch.“
Doch Faramir wusste tief in seinem Herzen, dass es mit Pelendir noch große Schwierigkeiten geben würde.


Als Pelendir seiner Tochter berichtet hatte, wie es ihm beim König ergangen war, geriet sie in großen Zorn.
„Auch ein Herr Aragorn hat kein Recht, dich so abzufertigen, Vater!“ rief sie empört aus.
Der Edelmann winkte müde ab. Die erneute Niederlage hatte ihn mürbe gemacht. Areanor stellte fest, dass ihr Vater sichtlich gealtert war: die Sorgen um ihre Zukunft und seine vergeblichen Versuche, Emyn Arnen zu bekommen, hatten sich tief in sein Gesicht eingegraben. Die junge Frau ballte wütend die Fäuste und sie sann auf Vergeltung. Sie hatte ihr heimtückisches Vorhaben, böse Gerüchte über Éowyn in der Stadt zu verbreiten noch längst nicht verworfen.  

Während Pelendir sich müde in seine Kammer in Belecthors Haus zurückzog, verkleidete sich Areanor als einfache Magd. Sie zog ein dunkles Kleid an, darüber eine graue Schürze und ein Kopftuch. Dann holte sie sich einen Weidenkorb mit Schmutzwäsche und verließ das Gebäude. Ihr Weg führte in das große Waschhaus im vierten Festungsring, wo die Waschweiber sich immer zum Reinigen der Kleidung versammelten. Dies war der beste Ort, um Gerüchte und Klatsch zu verbreiten. Areanor holte sich einen Kessel mit heißen Wasser und begann die Wäsche in einem großen Zuber einzuweichen. Sie hörte, wie sich zwei Frauen neben ihr über Éowyn unterhielten.

„Sie hatte ein wundervolles Kleid bei der Krönung an“, sagte die eine Frau, welche sich Beriniel nannte. „Es war in einem leuchtenden Gelb eingefärbt.“
„Ich frage mich, wo diese Pferdeherren solche Schneidermeister herhaben“, bemerkte die andere Frau, die Lalaithwen hieß. „Angeblich wohnen die Rohirrim in Ställen, mit ihren Pferden zusammen.“
Beide Frauen lachten lauthals.
„Ich habe auch so einiges über die Rohirrim gehört“, mischte sich Areanor ein, während sie die Wäsche ungeschickt mit Seife bearbeitete.
„Ja, was denn?“ fragte Beriniel neugierig und spitzte die Ohren.
„Ihre Frauen sollen recht mannstoll sein“, fuhr Areanor fort. „Ich glaube, es gibt keine unter ihnen, die als Jungfrau in die Ehe geht.“

„Das kann ich mir bei Frau Éowyn zum Beispiel gar nicht vorstellen“, meinte jetzt Lalaithwen und verschränkte die Arme. „Das ist doch so eine edle, schöne Frau.“
„Gerade die hat es faustdick hinter den Ohren“, behauptete Areanor böse lächelnd. „Sie soll sogar mit unserem König ein Verhältnis gehabt haben.“
Die Waschfrauen schlugen entsetzt die Hände vor den Mund. Das war natürlich eine ungeheuere Behauptung!
„Jungfrau ist sie jedenfalls keine mehr“, fuhr Areanor höhnisch fort. „Sie soll sich in Rohan etliche Liebhaber gehalten haben. Der arme Herr Faramir! So etwas hat er wirklich nicht verdient.“

„Aber woher wisst Ihr das alles?“ fragte eine ganz andere Magd, die etwas vornehmer gekleidet war. „Wer erzählt solche Dinge über die Herrin von Rohan?“
„Mein Bruder ist Gärtner oben in der Zitadelle und er hat mit eigenen Ohren gehört, wie Frau Éowyn dem Herrn Faramir ihre ganzen Liebschaften gestanden hat“, sagte Areanor mit gesenkter Stimme.
Immer mehr Frauen drängten sich nun um Areanor, und sie wollten neugierig wissen, was los war.
„Und was hat Faramir gesagt?“ fragte Lalaithwen eifrig.
„Oh, er war natürlich entsetzt“, erklärte Areanor theatralisch. „Allerdings ist seine Liebe zu Frau Éowyn so groß, dass er ihr alles verzieh.“
Sie verstummte nun und sah mit einem überheblichen Grinsen zu, wie die Frauen schnatternd an ihre Arbeit zurückgingen und über nichts mehr anderes redeten, als über die verkommenen Sitten in Rohan und über die mannstolle Frau Éowyn.
Die gutgekleidete Magd verließ jedoch eilig das Waschhaus und eilte hinauf zur Zitadelle.


Éowyn saß zusammen mit der Königin und einigen Hofdamen bei Näharbeiten im abendlichen Garten. Ein Musikant trug ihnen mit einer Laute eine kleine Serenade vor. Die Magd, welche sich Eadwen nannte, kam zu den hohen Frauen geeilt. Sie bekam einen hochroten Kopf, denn eigentlich war es dem niederen Gesinde verboten, die Herrschaften zu stören. Éowyn erhob sich erstaunt, denn sie kannte Eadwen gut.
„Herrin, darf ich kurz mit Euch sprechen?“ fragte sie demütig. „Es ist etwas wichtiges vorgefallen.“
Éowyn nickte und ging mit der Magd ein Stück beiseite. Eadwen berichtete nun, was sie im Waschhaus vernommen hatte.
„Das ist eine ungeheuere Lüge“, stieß Éowyn entsetzt hervor. „Wer mag nur einen Grund haben, solch schlimme Dinge über mich zu verbreiten? Ich muß sofort mit meinen Verlobten darüber reden.“

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