Arda Fanfiction

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Regen, der auf Asche fällt

von Celebne

Gelegenheit macht Liebe

Niemand dachte sich etwas dabei, als ein kleiner Reitertrupp mit Faramir, seinen Leibwachen, der Hofdame Nimriel und einigen Anstandsdamen die Stadt verließ. Der junge Truchseß fühlte sich jedoch mehr als unwohl. Er wußte, dass Arwen ihn auf die Probe stellen wollte. Ihm war da ein gewisses Glitzern in ihren Augen aufgefallen, bevor sie gegangen war. Es war klar, dass er Nimriel nicht ewig aus dem Weg gehen konnte. Aber jetzt warf ihn die Königin ins kalte Wasser. Doch er war ein Mensch und kein Elb, auch wenn einige Unzen Elbenblut in seinen Adern flossen. Er hoffte, dass er wirklich standhaft bleiben würde, wenn er mit Nimriel in Ithilien war.
Faramir hatte bereits einen Boten nach Emyn Arnen schicken lassen, damit dort die Gastgemächer für Nimriel und die anderen Damen hergerichtet wurden. Er ritt schweigend dem Trupp voraus, ganz in Gedanken versunken.

Das Fürstenhaus lag in der Abendsonne und Nimriel ließ Ausrufe des Entzückens ertönen.
„Es wirkt beinahe wie ein Palast, Herr Faramir!“
„Ich habe das Haus neu herrichten lassen, bevor ich dort mit meiner Gemahlin einzog“, erklärte der junge Truchseß wehmütig.
Er dachte daran, wie glücklich er mit Éowyn gewesen war, als er in das Fürstenhaus eingezogen war.

Sie hatten jetzt das Anwesen erreicht und Nimriel wollte sich neugierig alles von Faramir zeigen lassen. Sie war erstaunt über den großen Einfluß der rohirrischen Kultur im Haus. Überall sah man Wandteppiche mit Pferden und Reitern, wie es in Rohan üblich war, und der große Saal des Hauses ähnelte einer Methalle des Nordens. Nimriel musste kichern, als sie den Saal betrachtete.
„Verzeihung, Herr Faramir“, meinte sie schließlich belustigt. „Ich habe einmal ein Gemälde der Goldenen Halle Meduselde gesehen. Das sah genauso aus.“
„Es war der Wunsch meiner Gemahlin“, sagte Faramir seufzend. „Trotzdem hat sie sich hier nie richtig wohlgefühlt.“
Er ertappte sich selbst dabei, wie er in der Vergangenheit von Éowyn sprach – so, als würde sie nicht wiederkommen. Der Gedanke erschreckte ihn. Schon jetzt fehlte sie hier irgendwie im Haus. Sie gehörte zu Emyn Arnen, genau wie er selbst.
„Es tut mir leid“, erwiderte Nimriel und blickte Faramir mitleidig an.
„Ich verderbe Euch noch den Abend mit meinem Gerede“, sagte dieser rasch und lächelte kurz. „Kommt, ich zeige Euch die Pferde und die Stallungen.“

Faramir merkte bereits, dass er und Nimriel genau beobachtet wurden. Éowyns Zofe Gwyneren, die nach Éowyns Abschied aus Minas Tirith sofort wieder nach Emyn Arnen zurückgekehrt war, bespitzelte die Beiden schon die ganze Zeit. Faramir als ehemaliger Waldläufer hatte dies bereits mitbekommen. Das ärgerte ihn. Er wandte sich rasch um zu der blonden Zofe, die sich unauffällig hinter einer Säule verbergen wollte.
„Wenn Ihr nichts zu tun habt, dann könnt Ihr gerne in der Küche mithelfen, Gwyneren“, sagte er streng zu der jungen Frau.
Die Zofe trat mit hochrotem Gesicht hinter der Säule hervor und nickte mit zusammengepressten Lippen.

Faramir ging mit Nimriel nun hinaus in den Stall. Er wollte ihr die edlen Pferde zeigen, die er zusamen mit Éowyn in Rohan gekauft hatte. Sie stammten teilweise von den Mearas ab. Der Stallmeister Bryttar beäugte das junge Paar kritisch. Seiner Meinung nach hatten die Gondorianer keine große Ahnung von Pferden.
„Geht nicht zu nahe an den Hengst dort hinten ran, meine Dame“, mahnte er Nimriel. „Er ist sehr störrisch und könnte Ärger machen.“
Faramir sah Bryttar streng an.
„Sturmwolke steht sicher in seiner Box“, sagte er missgelaunt. „Niemand muß hier Angst haben.“
„Ich würde gerne auf Sturmwolke einmal ausreiten“, meinte Nimriel plötzlich und strich dem schwarzen Hengst über die Nüstern.
Der Rappe blieb ganz ruhig und ließ sich die Streicheleinheiten der jungen Dame gefallen.
Bryttar fielen fast die Augen aus dem Kopf und Faramir blieb wie erstarrt stehen.
„Vorsicht, Nimriel, er beißt“, sagte er leise.
Doch Nimriel lachte und streichelte den Rappen weiter.
„Ich kenne mich mit Pferden aus“, meinte sie belustigt. „Schließlich habe ich eine Weile in Bruchtal gelebt.“




Das Heer zog inzwischen weiter nach Süden. In Pelargir hatte man den Anduin überquert und nun ritt man durch den südlichsten Teil von Ithilien Richtung Poros, welcher schon zum Grenzgebiet von Harondor gehörte. Die Furt des Poros war zu Zeiten des Ringkrieges hart umkämpft gewesen, doch das jetzige Problemgebiet lag weiter südlich.
Éowyn machte die Hitze mehr und mehr zu schaffen. Immer wieder wurde sie von Übelkeitsattacken heimgesucht. Selten ging es ihr gut. Und wenn sie sich einigermaßen wohlfühlte, hatte sie merkwürdige Essensgelüste. Sie hatte auf dem anstrengenden Ritt schon einiges abgenommen, weil sie nicht das bekam, auf was sie Appetit hatte.
Legolas hatte Aragorn klargemacht, dass er Éowyn nach Hause schicken müsse.
„Nein, mein Freund“, hatte der König müde lächelnd geantwortet. „Ich habe Éowyn versprochen, dass sie mitziehen darf. Sie würde nie wieder ein Wort mit mir sprechen, wenn ich sie heimschicke. Ihre Freundschaft ist mir einfach zu wichtig.“
„Die Freundschaft deines Truchsessen war dir anscheinend nicht so wichtig“, mahnte Legolas den König. „Ich kann mir vorstellen, dass Faramir enttäuscht von dir ist, Aragorn.“
Der König erwiderte darauf nichts. Er hoffte, dass er sich nach der Rückkehr wieder mit Faramir versöhnen konnte.

In der Nähe des Poros gab es einige kleine Weiher und die Soldaten hatten die Erlaubnis bekommen, sich darin zu baden. Éowyn jedoch saß traurig vor ihrem Zelt und versuchte die Männer möglichst nicht zu beachten, die halbnackt an ihr vorbeiliefen und sich auf das kühle Naß freuten.
Einer der Waldelben sah sie da sitzen und fragte freundlich, was sie denn auf dem Herzen hatte.
„Ich würde gerne baden“, meinte Éowyn bedrückt. „Allerdings kann ich das nicht, wenn die Weiher hier alle von nackten Männern besetzt sind. Außerdem muß ich befürchten, dass man mich beobachtet.“
„Ich kenne einen Weiher, der etwas weiter weg liegt“, meinte der Elb nachdenklich. „Ich habe ihn gesehen, als wir hierhergeritten sind. Ich zeige Euch den Weg, dann könnt Ihr dort ungestört baden.“

Éowyn nahm  erfreut das Angebot des Elben an und ließ sich von ihm den Weg beschreiben. Doch einige Soldaten, darunter auch Elphir, hatten mitbekommen, dass die Schildmaid das Lager verließ und folgten ihr heimlich.
Nichtsahnend entledigte sich Éowyn ihrer Kleidung und stieg in das angenehm kühle Wasser.

Mit einem Stück Seife und einem Schwamm wusch sie sich ab. Sie merkte nicht, dass sie von den Kerlen beobachtet wurde. Als sie wenig später wieder an Land ging, entdeckte sie erschrocken, dass ihre Kleider verschwunden war. Erschrocken wurde ihr klar, dass ihr jemand gefolgt war. Schon bald hörte sie freches Gelächter aus den Büschen. Sie bedeckte ihre Brüste mit ihren langen Haaren und hielt sich die Hände vor die Scham.
„Gebt meine Kleider wieder her, ihr Mistkerle!“ rief sie wütend.
Doch die Soldaten ließen sich natürlich nicht blicken, und schon bald musste Éowyn feststellen, dass die Kerle mit ihren Sachen verschwunden waren.
Der Gedanke, völlig nackt in das Lager zurückkehren zu müssen, erschreckte sie so sehr, dass ihr schwindelig wurde. Schweratmend setzte sie sich zu Boden und dann wurde ihr schwarz vor Augen.



Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen, als Faramir mit Nimriel einen Ausritt in die Wälder Ithiliens wagte. Mit dabei waren die Leibwächter des Fürsten und eine der Anstandsdamen, die einigermaßen gut reiten konnte. Nimriel hatte stur darauf bestanden, auf Sturmwolke zu reiten. Bryttar hatte die junge Frau und Faramir noch einmal nachdrücklich vor dem verschlagenen Hengst gewarnt. Der Fürst hatte versprochen, besonders gut auf Nimriel achtzugeben.
Zunächst schien auch alles gutzugehen: sie ritten einen Waldweg entlang und Sturmwolke trabte brav neben Faramirs Fuchs Flammenmähne her. Plötzlich sprang ein Reh über den Weg und die Pferde scheuten etwas. Während sich Flammenmähne gleich wieder beruhigte, drehte Sturmwolke durch und galoppierte davon. Sofort setzten Faramir und Beregond dem wildgewordenen Pferd nach. Beregond, der kein geübter Reiter war, musste bald aufgeben. Doch Faramir war Nimriel dicht auf den Fersen. Es war ein Wunder, dass sie sich noch im Sattel halten konnte. Er merkte, dass sie verzweifelt versuchte, das Pferd zu beruhigen, doch Sturmwolke war wie von Sinnen. Leider war Flammenmähne nicht so schnell wie Sturmwolke und so gelang es Faramir einfach nicht, Nimriel einzuholen. Doch dann kam ein breiter Bach und Sturmwolke stieg wiehernd hoch, da er nicht durch den Bach wollte. Jetzt konnte sich Nimriel nicht mehr im Sattel halten und fiel herab. Faramir schrie erschrocken auf und stieg rasch von Flammenmähne herab. Nimriel lag wie tot auf der Erde, während Sturmwolke davonlief.

Die junge Frau öffnete langsam die Augen und blickte Faramir an.
„Mir geht es gut“, hauchte sie leise und griff nach seinen Schultern.
So nah waren sie sich noch nie. Nimriel zog sich langsam an ihm hoch.
Faramir konnte nicht anders: er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie.

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