Arda Fanfiction

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Regen, der auf Asche fällt

von Celebne

Umkehr

Éowyn erwachte in einem großen Zelt. Sie fühlte sich richtig elend und erschöpft. Langsam drehte sie den Kopf. Sie erblickte Aragorn, der sich leise mit Legolas und dem Elben unterhielt, der sie zu dem Weiher geführt hatte. Langsam erinnerte sich Éowyn. Erschrocken fiel ihr ein, dass ihre Kleider verschleppt worden waren. Sie merkte aber, dass sie jetzt ein langes, weißes Hemd trug. Vorsichtig setzte sie sich auf und blickte zu den Männern hinüber.

Aragorn kam besorgt auf sie zu.
„Finwe hat dich am Weiher gefunden“, sagte er ernst. „Deine Kleider waren verschwunden und du warst bewusstlos. Hat man dich überfallen, Éowyn?“
„Nein, man hat mir einen üblen Streich gespielt“, erwiderte die Schildmaid wütend. „Jemand muß mir und Finwe gefolgt sein, als er mich zu dem Weiher führte. Ich badete nichtsahnend und hörte dann Gelächter in den Büschen.“

Aragorns Miene verfinsterte sich. Genau so etwas hatte er die ganze Zeit befürchtet, obwohl er es Éowyn gegenüber nie ausgesprochen hatte. Die Soldaten waren nach so langer Zeit wild darauf, eine nackte Frau zu sehen.
„Du musst wieder nach Hause reiten“, erklärte er schließlich.
Es fiel ihm schwer, diese Mahnung auszusprechen, denn befehlen würde sich die Schildmaid von ihm nichts lassen, obwohl er ihr König war. Éowyn blickte ihn feindselig an.
„Du redest jetzt wie Faramir“, stieß sie hervor, und plötzlich lachte sie bitter auf. „Er hatte mich vorgewarnt. Er hatte vorausgesehen, dass mir so etwas passieren würde. Doch mich kann so ein Erlebnis nicht brechen, Aragorn.“

„Éowyn, Ihr müsst zu einem Heiler gehen“, fügte Legolas mahnend hinzu. „Ihr seid nicht gesund. Ich beobachte Euch schon länger. Euer Gesicht ist weiß wie die Wand und ich sehe die Schwächeanfälle, die Ihr fast jeden Morgen habt.“
Aragorn runzelte plötzlich die Stirn.
„Jeden Morgen?“ Das kam ihm irgendwie bekannt vor. Er begann zu grinsen und kicherte schließlich vor sich hin.
Éowyn sah ihn völlig entgeistert an: war er jetzt komplett verrückt geworden?
„Du bist nicht krank, Éowyn“, prustete Aragorn heraus. „Du bist schwanger!“
„Das ist nicht....“, wollte sie heftig erwidern, doch dann erinnerte sie sich an das Zusammensein mit Faramir an jenem Morgen in der Zitadelle, an welchem sie in seinen Armen schwach geworden war. Sie wurde bei dem Gedanken daran rot, doch gleichzeitig wuchs auch der Hass in ihr. Das Letzte, was sie momentan wollte, war ein Kind von Faramir.




Faramirs Küsse wurden leidenschaftlicher. Seine Finger glitten in den Ausschnitt von Nimriels Kleid. Das Mädchen schlang ihre Arme um seinen Hals und konnte gar nicht genug von seinen Küssen bekommen. Plötzlich ertönten Hufschläge und Faramir sprang auf, wie von der Tarantel gestochen. Er knöpfte seine Tunika hastig zu und Nimriel ordnete verlegen ihr Kleid. Es war Beregond, der herangeritten kam.
„Ist etwas passiert?“ rief er besorgt.
„Sturmwolke hat sie abgeworfen“, erklärte Faramir ihm, ohne seinen Blick von Nimriel zu lassen. „Versuche, den Hengst einzufangen, Beregond.“

Doch dieser schüttelte bedauernd den Kopf.
„Das kann nur Bryttar, mein Herr“, meinte er verlegen.
Faramir suchte verzweifelt einen Vorwand, ihn wegzuschicken.
„Dann suche ihn wenigstens – er ist ein wertvolles Zuchttier.“
Endlich ritt Beregond weiter und Faramir konnte sich Nimriel wieder widmen. Doch die junge Frau zeigte sich zurückhaltend.
„Das ist zu gefährlich hier draußen“, sagte sie ängstlich. „Jeden Augenblick könnte die Anstandsdame mit den anderen Reitern hier auftauchen.“

Faramir nickte etwas enttäuscht und pfiff Flammenmähne herbei. Vorsichtig hob er Nimriel hinauf in den Sattel und stieg selbst dann dahinter auf. Er hatte beschlossen, so schnell wie möglich nach Hause zu reiten. Unterwegs trafen die Beiden die Anstandsdame und die anderen Soldaten. Die Frau äußerte sich besorgt, da Nimriel etwas blaß wirkte.
„Mir fehlt nichts“, beteuerte die junge Frau und warf einen verstohlenen Seitenblick auf Faramir.
Dieser versuchte möglichst ruhig zu bleiben. Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und Nimriel erneut in die Arme zu schließen.

Als sie zum Fürstenanwesen zurückkamen, schickte Faramir sofort Bryttar los, den verrückten Hengst wieder einzufangen. Der Rohir warf dem Fürsten einen verächtlichen Blick zu. Er hatte es ja gewusst, dass etwas schief gehen würde. Mit Sturmwolke war eben nicht zu spaßen. Faramir sah den Blick des Stallknechts, aber im Moment hatte er ganz andere Gedanken. Er geleitete Nimriel ins Haus und verkündete der Dienerschaft, dass die Ärmste unbedingt Ruhe brauchte nach ihrem Sturz vom Pferd. Gwyneren, Éowyns Zofe und Vertraute, zog misstrauisch eine Augenbraue hoch, als sie sah, dass Faramir und Nimriel dicht nebeneinander die Treppe zu den Schlafgemächern hochgingen. Heimlich folgte sie dem Paar.

Entsetzt beobachtete sie, dass Faramir mit Nimriel in deren Schlafgemach hineinging und nicht mehr herauskam. Gwyneren spürte, wie die Zeit verging. Doch dann fasste sie sich ein Herz und klopfte energisch an die Tür.
„Frau Nimriel, ich bin hier, falls Ihr etwas braucht“, rief sie durch die geschlossene Tür hinein.
„Verdammt!“ fluchte Faramir kaum hörbar, der halb entkleidet neben Nimriel auf deren Bettkante saß und gerade seine Hose herunterstreifen wollte.
Nimriel kniete verlegen im Unterrock auf dem Bett.
„Ähm...ich brauche momentan nichts, nur meine Ruhe!“ rief sie der Zofe durch die Tür zu.
„Dann werde ich Euch jetzt nicht mehr stören“, sagte Gwyneren mit gespielter Freundlichkeit von außen und ging.

Faramir erhob sich jetzt und fingerte nach seiner Tunika.
„Was tust du?“ fragte Nimriel entrüstet und stand ebenfalls vom Bett auf.
„Ich kann jetzt hier nicht bleiben“, erklärte er verlegen. „Ich fürchte, diese alberne Gans aus Rohan hat uns beim Hinaufgehen beobachtet und am Ende gar gesehen, dass wir das Zimmer gemeinsam betreten haben. Ich muß so schnell wie möglich hinaus.“
„Jetzt ist es doch eh schon gleich“, meinte Nimriel beleidigt. „Es wäre feige, wenn du mich jetzt alleine lässt.“

Faramir bekam nun Gewissensbisse, jedoch nicht wegen Nimriel. Ihm wurde bewusst, was er fast getan hätte. Um ein Haar hätte er mit dieser fremden Dame geschlafen und Éowyn betrogen. Bei allen Unstimmigkeiten, die zwischen ihnen gewesen waren, hatte Éowyn so etwas nicht verdient. Gwynerens Spitzelei hatte ihn endlich aufgerüttelt.

„Nimriel“, begann er mit brüchiger Stimme, denn ihm tat das schöne Mädchen, das sich Hoffnungen gemacht hatte, leid. „Ich hätte beinahe etwas getan, das ich hinterher schrecklich bereut hätte. Ich darf nicht mit dir zusammenliegen. Ich bin ein verheirateter Mann.“
„Ach was!“ machte Nimriel spöttisch. „Das warst du vor unserem Ausritt auch schon, Herr Faramir. Dein Rückzieher kommt reichlich spät.“
„Aber nicht zu spät“, erwiderte Faramir ernst. „Wir dürfen nicht zusammen sein. Ich hoffe, das verstehst du. Niemals kannst du meine Gemahlin werden.“
„Das weiß ich freilich“, sagte Nimriel böse. „Ich wäre gerne deine Geliebte gewesen. Ich habe dich wirklich geliebt, mehr als diese starrsinnige Schildmaid, die nur ihr Schwert im Kopf hat und nicht weiß, wie sich eine richtige Dame benimmt. Von mir aus kannst du dich gerne weiter mit Éowyn herumärgern. Ich hätte dir dein Leben gerne versüßt, aber du willst ja lieber in Dunkelheit leben und mit einer Frau zusammen sein, welche dir nur alles schwer macht. Geh und laß dich nie wieder in meinem Gemach blicken!“

Faramir hatte sich inzwischen angezogen. Er konnte Nimriels Verbitterung sehr gut verstehen und er ärgert sich, dass er es hatte soweit kommen lassen in einem Anflug von dummer Verliebtheit. Nimriel konnte ihm nicht helfen, seine Probleme mit Éowyn zu lösen. Sie konnte nur alles verschlimmern.
„Besser, du reist so schnell wie möglich ab“, sagte er leise zu ihr und ging hinaus.

Es war ihm im Moment gleich, ob ihn Gwyneren beobachtete oder nicht. Vielleicht gab es sowieso schon Gerüchte über ihn und Nimriel hier im Haus. Seufzend lief er die Treppe hinab und ging in sein Arbeitszimmer, wo er seine Sorgen in Alkohol ertränkte.

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