Arda Fanfiction

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Regen, der auf Asche fällt

von Celebne

Versöhnung und neuer Streit

Zitternd lag sie da, die Arme schützend vor ihren Brüsten gekreuzt. Noch hatte sie ihr Kleid an. Faramir fing an, sich die Tunika vom Leibe zu zerren. Doch dann hielt er plötzlich inne.
„Nein, so nicht“, murmelte er vor sich hin.
Er ging um das Bett herum und ließ sich auf der anderen Seite regelrecht hineinfallen. Éowyn hielt erschrocken den Atem an. Vorsichtig fingerte sie nach einem kleinen Dolch, den sie unter ihrem Kleid trug. Sollte er ihr irgendwie Gewalt antun wollen, wusste sie, was sie zu tun hatte.  Doch es blieb still. Éowyn lauschte angestrengt und vernahm Faramirs tiefe Atemzüge, die darauf hindeuteten, dass er eingeschlafen war.  Es dauerte nicht lange und ein penetrantes Schnarchen begann. Éowyn machte einen vorsichtigen Versuch, aus dem Bett zu steigen. Plötzlich fiel der Arm ihres schlafenden Gemahl quer über ihren Oberkörper.  Sie beschloß erst einmal liegen zu bleiben. Aber dann wurde auch sie vom Schlaf übermannt.


Faramir war der Erste, welcher am nächsten Morgen erwachte. Sein Kopf schmerzte, als er vorsichtig die Augen öffnete.  Die Helligkeit blendete ihn. Doch er war erstaunt, als er Éowyn neben ihm liegen sah. Sie trug immer noch ihr Kleid vom gestrigen Abend. Während sie so schlafend dalag,  wirkte sehr zart und zerbrechlich. Faramir betrachtete sie liebevoll, während er verdrängte, was gestern Abend alles auf der Versammlung gesagt worden war.  Zärtlich strich er über ihre Wangen und und zeichnete mit den Fingern ihre blonden Augenbrauen nach. Langsam erwachte sie und blickte ihn verwirrt an.

„Faramir?“ fragte sie müde und gähnte leise.
Er jedoch erwiderte nichts und fuhr mit seinen Zärtlichkeiten fort. Éowyn spürte, wie ihr Körper darauf reagierte. Sie war genauso wie er ausgehungert nach Sex.  Zu lange hatten sie nicht mehr beieinander gelegen.  Ihr Verstand schrie regelrecht danach, sich dagegen zu wehren. Es war jetzt nicht richtig, sich zu lieben. Zu viele Probleme standen zwischen ihnen im Raum. Aber ihr Körper spielte regelrecht verrückt.  Ihre Hände glitten wie von selbst über Faramirs behaarte Brust und fingerten an seinem Hosenbund herum, während er ihr schweratmend das Kleid über die Schultern schob. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie beide entkleidet waren.  Éowyn konnte es kaum erwarten, dass Faramir in sie eindrang und sie schob ihm regelrecht ihr schmales Becken entgegen.  Sie konnte Faramirs Zunge überall spüren: auf sich und in sich.  Sie fühlte, wie es ihr heiß und kalt zugleich wurde. Ihre Finger krallten sich in seinen Locken fest und ihr Mund formte lautlos seinen Namen, als es ihr kam und ihr Körper regelrecht von einem Beben geschüttelte wurde. Sie spürte, wie er seinen Samen tief in ihr entlud und wie er laut dabei Liebesbezeugungen stöhnte.  Schließlich ließ er sich langsam zur  Seite rollen und seufzte leise auf.

„Das war ein Fehler“, sagte Éowyn zitternd und erhob sich aus dem Bett.
„Hat es dir nicht gefallen?“ Faramir hatte bereits seine Ironie wiedergefunden.
„Du weißt, was ich meine“, fuhr sie verbittert fort, während sie rasch in ihr Kleid schlüpfte. „Oder bist du etwa damit jetzt einverstanden, dass ich in den Krieg ziehe?“
„Nein, natürlich nicht“, sagte Faramir rasch und fingerte nach seinen Hosen. „Ich bin ganz und gar nicht damit einverstanden. Du bereitest meinem Namen Schande damit!“
„So ein Unsinn!“ stieß Éowyn aufgeregt hervor und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich werde Ruhmestaten vollbringen. Jeder andere Ehemann wäre stolz auf mich.“
„Ich glaube nicht, dass es in Gondor oder Rohan irgendeinen Mann gibt, der mit solch einer kriegslüsternen Amazone verheiratet sein will“, spottete Faramir wütend.
In Éowyns Augen stiegen Tränen, als sie ihn so hartherzig reden hörte.  Gerade noch hatte er sie geliebt und jetzt verstieß er sie regelrecht.


Sie beeilte sich, ihr Kleid fertig anzuziehen und die Truchsesswohnung zu verlassen.  Ihre Haare waren nicht gerichtet, sondern zerzaust, und ihre Wangen waren noch erhitzt vom Sex mit ihrem Gemahl. So lief sie über den Hof und einige Wachen blickten ihr kopfschüttelnd nach. Éowyn war das ihm Augenblick egal, sie wollte nur noch zu ihren Freundinnen in den Häusern der Heilung.

Emerwen und Doreth waren schon seit einigen Stunden beim Arbeiten. Sie hatten kurz nach Sonnenaufgang ihre Kräuter gegossen und hatten daraufhin kurz gefrühstückt. Dannach hatten sie ihre Runde bei den Kranken gemacht und diese versorgt.
Sie waren gerade damit fertig, als Éowyn zu ihnen gelaufen kam.
„Ich muß mit euch reden“, stammelte sie aufgeregt.



Faramir fragte sich, was in seine Gemahlin gefahren war. Warum war sie so versessen darauf, Ritter Gondors zu sein und Krieg führen zu dürfen? Das war doch nicht normal! Er konnte ihre Pläne einfach nicht akzeptieren. Damals, als sie sich in den Häusern der Heilung kennengelernt hatten, hatte sie ihm erklärt, dass sie keine Schildmaid mehr sein wolle, sondern Heilerin. Sie wollte Kräuter in Ithilien ziehen und ein ruhiges, beschauliches Leben mit ihm führen.  Éowyn hatte ihn einfach an der Nase herumgeführt. Sie hatte ihm nur etwas vorgespielt. Faramir lief aufgeregt in dem Schlafgemach hin und her und fuhr sich durch das Haar. Sie hatte ihn nur geheiratet, weil sie in Gondor Ruhm ernten wollte als Kriegerin.  Ihr Bruder, der nun König von Rohan war, hätte niemals erlaubt, sie in den Krieg zu ziehen zu lassen. Das hatte Éowyn gewusst, bevor sie Faramir geheiratet hatte. Sie hatte ihn nur benutzt, um sich ihren persönlichen Traum erfüllen zu können. Der junge Truchseß steigerte sich so sehr in diese Gedanken hinein, dass er kurzentschlossen einen Tonkrug packte und ihn an die Wand warf, so dass er in viele Stücke zersprang.

Es dauerte nicht lange, und ein Diener klopfte aufgeregt an die Tür.
„Was ist passiert, mein Herr? Braucht Ihr Hilfe? Mein Herr!“
Doch Faramir antwortete nicht. Tränen der Wut liefen über sein Gesicht. Das Leben meinte es mit ihm einfach nicht gut: er war zum Pechvogel geboren. Jahrelang hatte er die Schmähungen seines ungerechten Vaters ertragen müssen, und jetzt hatte er eine Ehefrau, die ihn nicht liebte.
Es klopfte erneut energisch an der Tür.
„Laßt mich doch einfach in Ruhe!“ schluchzte Faramir auf und schlug mit der Faust auf den kleinen Tisch, der neben dem Bett stand.
„Faramir, geht es dir gut?“ fragte Aragorns Stimme.
Der junge Truchseß wischte sich die Tränen rasch weg und öffnete dem König die Tür.

Aragorn betrachtete Faramir besorgt. Der jüngere Mann sah wirklich nicht gut aus: seine Augen waren gerötet, sein Gesicht viel zu blaß und er war nicht richtig bekleidet, obwohl es schon langsam auf Mittag zuging. Der König ahnte, was in Faramir vor sich ging. Vielleicht würde es helfen, wenn er dem jungen Mann klarmachte, was es für Éowyn bedeutete, mit in den Krieg ziehen zu dürfen.
„Ich möchte mit dir reden“, sagte Aragorn mit warmer Stimme und legte seine Hände auf Faramirs Schultern.
Doch der junge Mann sah ihn nur mit einem schiefen Grinsen an. Der König hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass es zwischen ihm und Éowyn jetzt überhaupt nicht mehr stimmte. Was gab es noch groß zu bereden?

„Mir ist jetzt einiges klargeworden“, begann Faramir mit einem zynischen Lächeln. „Éowyn hat mich nur geheiratet, um hier Kriegerin spielen zu dürfen. Sie muß geahnt haben, dass du sie dabei unterstützen würdest. Zuhause in Rohan würde ihr Bruder sie eher einsperren, als kämpfen zu lassen.“
Aragorn seufzte tief. Er hörte die tiefe Verbitterung in den Worten des jungen Mannes, der es im Leben nie leicht gehabt hatte.
„Das kommt dir nur so vor, mein Freund“, sagte er beruhigend. „Éowyn liebt dich. Sie ist stolz darauf, dich zum Manne zu haben. Sie ist jedoch schon immer eine Schildmaid gewesen. Dir zuliebe hat sie versucht, Kräuter zu ziehen und Heilerin zu sein. Aber sie war dabei unglücklich.“
„Mir hat sie erzählt, dass sie keine Schildmaid mehr sein will und ich habe ihr geglaubt“, meinte Faramir erzürnt. „Sie hat mich getäuscht. Ihr Ziel war von Anfang an, in das Heer Gondors einzutreten. Ich war nur Mittel zum Zweck für sie.“
„Das ist nicht wahr“, betonte Aragorn erschrocken. „Éowyn hatte niemals so etwas im Sinn. Du solltest sie eigentlich besser kennen. Faramir, wenn du Éowyn wirklich liebst, dann musst du ihr diese Freiheit lassen. Du kannst sie nicht in einen Käfig sperren.“

„Wenn die Ehe für sie ein Käfig ist, dann gebe ich sie frei“, entgegnete Faramir schlechtgelaunt. „Dann wird es eben einen Skandal in Gondor geben und ich werde als erster Truchseß in die Geschichte eingehen, der sich von seiner Gemahlin abgewendet hat.  Ich habe schließlich eine Frau geheiratet und keinen Krieger.“
„Faramir!“ sagte Aragorn in einem leise-mahnenden Tonfall. „Éowyn ist trotzdem eine Frau und sie wird auch immer deine Frau bleiben. Ich glaube nicht, dass sie nach diesem Kriegszug noch Lust auf weitere Dinge dieser Art verspüren wird, denn der Ritt nach Harad wird  alles andere als ein Vergnügungsritt. Ich bin mir sicher, dass  sie reumütig zu dir zurückkehren wird.“

Faramir lachte ärgerlich auf.  
„So ist das also! Du bist im Grunde also auch nicht begeistert von ihren Plänen, aber um deine Ruhe zu haben, hast du erst einmal nachgegeben, in der Hoffnung, dass sie nach diesem Kriegszug geheilt von ihren lächerlichen Träumen ist. Und du tust das nur, weil du immer noch ein schlechtes Gewissen wegen damals in Dunharg hast, wo du sie abgewiesen hast.“
„Faramir!“ ertönte erneut die Stimme des Königs, aber dieses Mal bedeutend schwächer.
Der junge Truchseß stemmte seine Hände in die Hüften und blickte den König herausfordernd an.
„Es ist ja auch nicht deine Gemahlin, die in den Krieg zieht. Ich möchte nicht wissen, was du sagen würdest, wenn Arwen plötzlich kämpfen wollte.“
Aragorn schüttelte schweigend den Kopf und verließ das Zimmer. Es hatte keinen Zweck, mit dem zornigen, jungen Mann weiterzureden. Wo war der ruhige, sanfte Faramir geblieben, den er damals geheilt hatte?

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