Arda Fanfiction

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Der Fluch des vergessenen Schwertes

von Celebne

Eine Spur

„Ich kenne dieses Schwert“, krächzte Aldwynes Frau Freda heiser. „Ich habe es in meinen Träumen gesehen. Diese Waffe bringt großes Unglück für seinen Besitzer. Die Runen sind böse. Bringt das Schwert aus dem Haus. Bitte!“
Éowyn spürte die plötzliche Kälte im Raum. Das Kleinkind in ihren Armen zappelte und schrie aus Leibeskräften.
„Ihr müsst gehen“, sagte Aldwyne plötzlich finster. „Ich kann Euch nicht weiterhelfen. Seht zu, dass Ihr das Schwert loswerdet.“
Er ging zur Tür und öffnete diese, während er Faramir und Éowyn böse anblickte.
Der Fürst von Ithilien erhob sich mit einem bitteren Lächeln und steckte das Schwert wieder in die lederne Scheide.
„Komm, Éowyn, wir sind hier offensichtlich unerwünscht“, murmelte er seiner Gemahlin ungehalten zu.

Als sie sich ein Stück von Aldwynes Haus entfernt hatten, ließ Éowyn ihrem Zorn freien Lauf.
„So ein Stockfisch!“, schimpfte sie laut. „Erst wollte er uns helfen, dann wird sein Weib plötzlich verrückt und er schmeißt uns hinaus.“
„Wir kommen hier wohl nicht weiter“, seufzte Faramir und ließ den Kopf hängen. „Ich wette, dass uns im nächsten Haus etwas ähnliches passieren könnte.“
„Lass uns nach Bruchtal aufbrechen“, meinte Éowyn bedrückt. „Es hat keinen Zweck mehr, hier die Zeit länger zu vergeuden.“

Als sie hinauf zur Meduselde gingen, wurden sie von einem Craban beobachtet, der wie eine kleine Statue auf einem langen Holzpfahl saß. Erst als das Fürstenpaar in der Goldenen Halle verschwand, breitete er seine Flügel aus und flog davon. Der schwarze Vogel krächzte laut, als er über das Stadttor hinwegflog.  Er glitt lange Zeit über die Ebenen Rohans Richtung Westen. Erst bei einem kleinen Gehöft hielt er inne und landete sanft auf einem Bretterzaun.
„Da bist du ja, mein schwarzer Freund“, meinte ein hakennasiger Mann mit grauem Haar und Bart. „Bringst du mir Neuigkeiten aus Edoras?“
Er streichelte das Gefieder des Craban und lauschte auf das Gekrächze des Vogel.



Das Fürstenpaar und seine Begleiter brachen am nächsten Morgen nach Bruchtal auf. Hasubeorn schien erfreut zu sein, dass er wieder seinen Herrn tragen durfte und er trabte munter auf der Straße, welche zur Pforte Rohans führte.
Faramir wusste, dass sie an der Stadt Borlas vobeikommen würden. Der Fürst der Stadt, welcher vermutlich der ursprüngliche Besitzer des Schwertes war, lebte zwar nicht mehr, aber sicherlich gab es in seinem Umkreis jemanden, der etwas über die geheimnisvolle Waffe sagen konnte.

Es vergingen einige Tage, bis die Spukerscheinungen wieder begannen. Zunächst erschien es Faramir fast gnädig, dass nur die Runen in der Dunkelheit  leuchteten und leise Stimmen an sein Ohr getragen wurden. Aber dann wurde es von Nacht zu Nacht schlimmer, und bald umkreisten böse Schattenwesen das nächtliche Lagerfeuer der Reisenden. Eines Nachts gebärdeten sich die Pferde wie verrückt. Faramir hatte aus Sicherheitsgründen die Vorderbeine der Pferde zusammenbinden lassen. Auf diese Weise konnten sich nicht davonstürmen. Allerdings brach sich eines der Pferde ein Bein, weil es von den anderen wildgewordenen Tieren umgestoßen wurde, und musste mit einem Gnadenstoß getötet werden. Es war die schlimmste Nacht seit Norfrics grausamen Tod. Faramir versuchte, das Geschehen mit Fassung zu tragen, doch Éowyn wusste, dass er bald am Ende seiner Kräfte sein würde. Sie hoffte auf Hilfe in Borlas, denn sie war sich nicht sicher, ob sie es so bis nach Bruchtal schaffen würden.

Am nächsten Mittag erreichten sie Borlas. Faramir wollte dort für den Soldaten Torond ein neues Pferd kaufen, da er derjenige war, dessen Reittier in der Nacht gestorben war. Borlas war eine kleine Stadt, ähnlich wie Edoras mit einem Holzpalisadenzaun umgeben. Es waren mehrere Wachtürme vorhanden, aber kaum Krieger zu sehen. Nach dem Ringkrieg herrschte in Borlas fast eine schläfrige Stimmung. Jeder ging seinem Tagewerk nach und niemand dachte mehr an Kampf und Feinde. Als jedoch die kleine Reisegruppe in gondorianischer Tracht in der Stadt auftauchte, wachte Borlas plötzlich auf. Neugierig strömten die Leute aus ihren Häusern und betrachteten die Fremden. Jedermann wunderte sich, was Soldaten hier taten. Faramir und Éowyn fragten die Einheimischen sofort nach einem Pferdehändler.
Ein Mann namens Cyneweard erklärte sich bereit, dem Fürstenpaar ein Pferd zu verkaufen. Faramir hatte große Lust, diesem durchtriebenen Händler, der einen gesalzenen Preis für ein alte Mähre verlangte, sein Schwert zu überlassen. Doch seine edle Gesinnung verbot ihm solch ein Tun. Faramir ahnte auch, dass das Schwert dann sicher zu ihm wieder zurückkehren würde, so wie es das immer bisher getan hatte.

„Wir würden gerne im Haus des Stadtfürsten speisen, wenn es recht ist“, sagte Faramir zu dem Pferdehändler.
Cyneweard starrte ihn grinsend an. Nun, wie ein Wegelagerer sah dieser Gondorianer nicht gerade aus, aber der Stadtfürst hatte sicher besseres zu tun, als mit irgendwelchen Fremden zu speisen.
„Ihr könnt ja Euer Glück versuchen, Fremder“, meinte Cyneweard spöttisch. „Der Stadtfürst Eadgyth wohnt da vorne bei der Methalle.“
Er deutete mit seinen wülstigen Fingern in die Richtung.
Faramir bedankte sich höflich bei ihm und machte sich mit Éowyn auf den Weg dorthin. Beregond führte derweil die hungrigen Soldaten in ein Gasthaus in der Nähe.
„Was für ein Widerling“, bemerkte Éowyn finster. „Warum hast du ihm nicht gesagt, wer du bist, Faramir?“
„Einer wie der hat es nicht verdient, meinen Namen zu erfahren“, erwiderte Faramir stolz und lächelte.
Éowyn nickte ihm grinsend zu und dann waren sie auch schon bei der Methalle angekommen. Fast jede Stadt in Rohan besaß solch eine Halle, welche ein kleines Abbild der berühmten Meduselde in Edoras darstellen sollte. Neben der Methalle stand ein großes, schönes Holzhaus, das mit geschnitzten Pferdeköpfen verziert war.
„Das müsste das Fürstenhaus sein“, seufzte Éowyn und betätigte den Türklopfer.
Ein junger Mann mit hellbraunen Zöpfen öffnete ihnen.
„Wir wollen zu Herrn Eadgyth“, erklärte Faramir freundlich.
„Der bin ich selbst“, sagte der junge Mann ernst. „Was ist Euer Begehr?“

Faramir stellte nun Éowyn und sich vor. Er vergaß auch nicht das Schwert zu erwähnen.
„Fürst Wulfgar war mein Vater“, erklärte Eadgyth bedrückt. „Er hat dieses Schwert über alles geliebt. Es war ein Geschenk des Weißen Zauberers.“
Faramir und Éowyn blickten sich verblüfft an. Der junge Fürst bat nun das Paar hinein in sein Haus. Während eine alte Köchin ein Mahl zubereitete, ging Eadgyth mit seinen Gästen in einen geräumigen Speisesaal. Faramir und Éowyn konnten kaum erwarten, mehr über das Schwert und Saruman zu erfahren.
„Mein Vater war oft in Isengart gewesen“, erklärte Eadgyth mit einem traurigen Lächeln. „Leider verbündete sich Saruman irgendwann mit Sauron. Er versuchte meinen Vater auf seine Seite zu ziehen. Mein Vater erhielt großzügige Geschenke von ihm: schöne Pferde und eines Tages kam Veland, ein Mann aus Rohan, welcher Saruman diente, und brachte dieses Schwert. Eine wunderschöne Waffe, doch mein Vater wollte sie nicht annehmen. Er wollte nichts mehr mit Saruman zu tun haben. Aber der Weiße Zauberer war großmütig und nahm die Geschenke nicht mehr zurück. Trotzdem fühlte sich mein Vater unglücklich mit den Geschenken und er war froh, als er Prinz Théodred das Schwert für seine Heldentat überreichen konnte.“
„Die Runen waren damals sicher noch nicht auf dem Schwert“, bemerkte Faramir düster und zeigte dem Fürsten die Waffe.
Die Runen hatten die neue Lederscheide noch nicht zerstört, dennoch war das Leder bereits durchlöchert und geschwärzt.
„Nein, das ist wirklich seltsam“, murmelte Eadgyth und betrachtete das Schwert. „Vielleicht ist das ein böser Schabernack von Saruman, scheint mir. Sicher war er zornig darüber, dass mein Vater das Schwert weiterschenkte und verfluchte es.“
„Aber Saruman war doch niemals persönlich in Edoras und hat Runen auf dieses Schwert gemacht“, meinte Faramir verwirrt.
„Saruman war sehr listenreich“, sagte Éowyn betroffen. „Er konnte die Gedanken von Menschen beherrschen. Der Geist meines Onkels wurde jahrelang von Sarumans Helfershelfer Gríma vergiftet.“

Die Köchin des jungen Fürsten kam nun mit einer Platte mit verschiedene Braten herein und unterbrach somit das interessante Gespräch. Eadgyth machte keine Anstalten, es fortzuführen und lud seine Gäste ein, zu essen. Faramir und Éowyn ließen sich das nicht zweimal sagen und machten sich hungrig über das leckere Mahl her.
Während des Essens tauchten zwei Männer aus der Stadt in Eadgyths Haus auf und wollten ihn sprechen.
„Entschuldigt bitte“, sagte der junge Fürst seufzend zu seinen hohen Gästen. „Es gibt wieder einmal ein Problem, dass ich als Stadtvorsteher lösen muss.“
Eadgyth blieb eine ganze Weile verschwunden. Faramir und Éowyn hatten längst gegessen und waren müde. Schließlich kam die Köchin des Fürsten herein und zeigte dem Paar aus Ithilien ein großes Gemach, in welchem sie übernachten konnten. Die beiden folgten der Köchin ins Obergeschoss des schönen, großen Hauses. Anschließend begab sich das Fürstenpaar zu Bett.
"Ich hätte gerne mehr von Eadgyth erfahren", meinte Faramir gähnend, während er seine Stiefel auszog. "Sicher weiß er noch viele Dinge, die für uns wichtig sein könnten."
"Der Morgen ist klüger als der Abend", sagte Éowyn müde und legte sich in ihrem Unterkleid ins Bett.

Doch zu einem weiteren Gespräch mit dem Stadtfürsten sollte es nicht mehr kommen.

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