Arda Fanfiction

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Der Fluch des vergessenen Schwertes

von Celebne

In Minas Tirith

Als die Sonne hinter dem Mindolluin versankt, trafen die fünf Reiter aus den Emyn Arnen in Minas Tirith ein. Das neue, prächtige Stadttor stand noch offen. Die Torwächter verneigten sich tief vor dem Fürstenpaar und den Elben. Die silbernen Trompeten ertönten im Wachturm. Nun würde auch der König wissen, dass der Truchsess in der Stadt eingetroffen war. Faramir kehrte stets gerne nach Minas Tirith zurück, da er schließlich hier aufgewachsen war. Doch dieses Mal ritt er mit gemischten Gefühlen zur Zitadelle hoch. Er war sich nicht sicher, ob er Hilfe beim Königspaar fand. Aragorn hatte das Schwert auf der Feier auch gesehen. Er hatte sogar noch den Schmied dieser Waffe gelobt. Faramir hatte bereits eine schreckliche Vermutung, wer dieses Schwert geschmiedet habe konnte. War es am Ende der Dunkle Herrscher selbst gewesen?

Das Königspaar war überrascht, Faramir, Éowyn und Legolas so schnell wieder zu sehen. Doch Aragorn bemerkte rasch, dass seine Freunde ziemlich besorgt aussahen. Mit düsterer Miene wickelte Faramir das Schwert aus, als sie alle im gemütlichen Kaminzimmer des Königspaares saßen. Éowyn erzählte von dem Spukgeschehen im Fürstenhaus.
Arwen runzelte erstaunt die Stirn und blickte Legolas fragend an. Doch dieser sah genauso ernst drein wie Faramir. Aragorn nahm das Schwert in die Hand und untersuchte es prüfend.
„Ich kann kaum glauben, was ihr mir erzählt habt, Freunde“, meinte er kopfschüttelnd.
„Vielleicht wurde diese schöne Waffe mit einem Fluch belegt“, sagte plötzlich die Königin.
„Ich wünschte, ich könnte die Runen darauf entziffern“, seufzte Aragorn und legte das Schwert auf den Tisch nieder.
„Und du, Arwen?“, fragte Faramir hoffnungsvoll.
Die Königin beugte sich konzentriert über das Schwert, aber nach einiger Zeit musste sie bedauernd mit dem Kopf schüttelnd.
„Nein, ich kann euch auch nicht helfen“, sagte sie leise. „Ich weile schon lange auf Arda, aber leider habe ich mich für die Schriften nie besonders interessiert. Mein Vater wüsste sicherlich, welche Schrift das ist.“
„Aber Herr Elrond hat Mittelerde verlassen“, wandte Éowyn bedrückt ein. „Wer soll uns jetzt noch helfen?“
„Bruchtal ist nicht unbewohnt“, sagte Arwen lächelnd und blickte ihren Gemahl vielsagend an. „Mein Großvater Celeborn und meine Brüder leben noch dort. Celeborn weiß bestimmt Rat. Er ist der älteste Elb, welcher jetzt auf Arda noch weilt.“

Faramir wollte schon immer einmal nach Bruchtal reisen. Aber nicht unter solch bedrückenden Umständen. Er hatte große Lust, dieses Schwert im Anduin zu versenken. Wenigstens probieren wollte er es. Vielleicht verschlang es der Große Strom für immer und er war diese lästige Sorge los.
„Ich weiß nicht, ob das ein guter Einfall ist“, meinte Éowyn zweifelnd, als sie kurz nach Einbruch der Dunkelheit die Stadt noch einmal verließen.
Faramir antwortete nicht. Er hatte die Lippen fest zusammengepresst und hielt einen länglichen Sack vor sich im Sattel. Darin lag das Schwert mit einigen schweren Steinen.
Das Fürstenpaar, welches von Beregond begleitet wurde, überquerte den Pelennor. Faramir suchte sich eine Stelle am Flussufer aus, wo es Untiefen gab. Schwungvoll warf er den Sack dort hinein.
„Verschwinde und belästige uns nie wieder“, murmelte er beschwörend, als der Sack sofort im Fluss versank.


Das Ehepaar übernachtete anschließend in einem der Gästegemächer in der Zitadelle. Zunächst verlief die Nacht ruhig, doch dann träumte Faramir schlecht. Das Schwert erschien ihm in Traum und eine tiefe Stimme stieß drohende Worte gegen ihn aus. Doch er konnte die Worte nicht verstehen. Es war eine fremde Sprache, die er noch nie zuvor vernommen hatte.
Schweißgebadet erwachte er. Sein Atem ging stoßweise.
„Ein Traum“, flüsterte er. „Es war nur ein Traum. Zum Glück...“
Er hielt inne, weil er in diesem Moment rot leuchtende Runen an der Wand erblickte. Nein, das durfte nicht wahr sein! Faramir nahm die Kerze, welche auf dem Nachttisch stand. Ahnungsvoll erhob er sich und fand das Schwert vor dem Bett liegend. Es war zu ihm zurückgekehrt!
Éowyn war inzwischen auch erwacht. Auch sie hatte keinen guten Schlaf gehabt. Als sie Faramir mit dem Schwert sah, entfuhr ihr ein leiser Schrei.
„Das gibt es doch nicht!“

Am nächsten Morgen berichteten die beiden dem Königspaar von ihrem nächtlichen Erlebnis.
„Reite sofort los nach Bruchtal“, sagte Aragorn ernst und legte Faramir die Hand auf die Schulter. „Du darfst nicht länger zögern! Je länger das Schwert bei euch ist, desto schlimmer wird es für euch, fürchte ich.“
„Vielleicht sollte ich es noch bei einem Schmied versuchen“, erwiderte Faramir nachdenklich. „Wenn das Schwert eingeschmolzen werden könnte, dann wäre der Ritt nach Bruchtal nicht nötig.“
„Ich glaube zwar nicht, dass man dieses verzauberte Schwert einschmelzen kann, aber versuchen kannst du es“, seufzte Aragorn und blickte seine Gemahlin fragend an.
„Der Weg zum Schmied wird vergeblich sein, Faramir“, sagte die Elbin bedauernd.

Faramir wollte es aber trotzdem versuchen. Im fünften Festungsring befand sich die größte Schwertschmiede der Stadt. Der Schmiedemeister hieß Maradir und war ein wenig älter als Faramir. Er war ein großer, breitschultriger Hüne mit langen braunen Haaren, die er stets zusammengebunden trug. Als der Truchsess zu ihm kam und ihn aufforderte das prächtige Schwert, welches er bei sich trug, einzuschmelzen, traute Maradir zunächst seinen Ohren nicht.
„Ich soll diese wunderschöne Waffe tatsächlich zerstören?“, fragte er entsetzt.
„Ja, das sollst du“, entgegnete Faramir mit finsterer Miene.
Maradir gehorchte dem Truchsess erstaunt und legte das Schwert in den Kessel, in welchem er normalerweise das rohe Metall schmolz, um neue Schwerter zu gießen. Mit einem Blasebalg schürte er das Feuer unter dem Kessel an, und Faramir machte ein paar Schritte zurück, da er vor Hitze kaum noch Luft bekam. Die Zeit verging, aber nichts tat sich im Kessel. Der Schmied griff schließlich mit einem dicken Handschuh hinein und holte das Schwert wieder heraus. Es war unversehrt.
„Das gibt es doch nicht“, stammelte Maradir verwundert.
Faramir berührte die Waffe vorsichtig: sie war ganz kühl. Das Königspaar hatte Recht gehabt: der Weg zur Schmiede war umsonst gewesen. Jetzt blieb nur noch eine Möglichkeit: Bruchtal.


Faramir ging betrübt zur Zitadelle zurück. Der Ritt nach Bruchtal würde nicht einfach werden. Er hatte keine Ahnung, was mit dem Schwert noch alles passieren würde. Vielleicht waren diese Spukerscheinungen und der Traum ja nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch alles kommen würde.

„Éowyn, du darfst nicht mitkommen“, sagte Faramir bedrückt, als sie wieder zuhause in den Emyn Arnen waren und die Vorbereitungen für die Abreise getroffen werden sollten.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, gab Éowyn empört zurück. „Ich werde nicht hierbleiben und die Hände in den Schoß legen, während du dich in Gefahr begibst.“
Faramir schloß seufzend die Augen und legte seine Hände auf die schmalen Schultern seiner Gemahlin.
„Ich weiß, wie tapfer du bist, Liebes. Aber ich kann dir diese gefährliche Reise einfach nicht zumuten. Das Schwert wird mir keine Ruhe lassen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir deswegen etwas zustößt.“
Éowyn machte sich von ihm los und verschränkte die Arme.
„Du kannst mich nicht zum Bleiben zwingen. Das werden wir beide gemeinsam durchstehen. Ich könnte es genauso wenig ertragen, wenn dir etwas passsieren würde.“
Faramir kannte die Sturheit seiner Gemahlin und er lächelte schief. Im Grunde wollte er auch nicht für längere Zeit von ihr getrennt sein. Er ergriff nachgiebig ihre Hände und küsste sie.
„Gut, dann soll es so sein.“


Das Fürstenpaar hatte als Begleitschutz die tapfersten Männer der Weißen Schar ausgewählt, darunter auch Beregond. Éowyn wollte unbedingt ihren Leibwächter Norfric aus Rohan dabei haben. Faramir war nicht unbedingt begeistert davon, denn Norfric verstand sich mit den Kriegern der Weißen Schar nicht besonders gut. Der weißblonde Rohir war ein Sonderling, der sich von den Gondorianern gerne fernhielt.
„Du magst Norfric nicht“, murmelte Éowyn, während sie ihr kleines Bündel packte.
Sie trug ein praktisches Reisekleid mit einem ledernen Wams. Dieses Kleid hatte sie auch damals bei der Heerschau in Dunharg getragen.
„Was?“, machte Faramir erstaunt.
„Du hast mich schon verstanden“, erklärte die ehemalige Schildmaid ungehalten. „Ich habe nur festgestellt, dass du Norfric nicht leiden kannst.“
Faramir ging nun zu seiner Gemahlin um das Ehebett herum und nahm zärtlich ihre Hände.
„Wie kommst du denn darauf? Ich habe noch nie etwas Schlechtes über deinen Leibwächter gesagt.“
„Das stimmt“, meinte Éowyn schief lächelnd. „Aber Blicke können auch viel verraten.“

Faramir ließ sie jetzt los und rieb sich nachdenklich das bärtige Kinn.
„Norfric ist ein sehr verschlossener Mensch. Er sondert sich von den anderen Kriegern sehr ab. Es ist aber wichtig, dass all unsere Leibwächter zusammenhalten. Unser Leben liegt schließlich in ihren Händen.“
„Ich kann mich auch selbst verteidigen, und das weißt du“, sagte Éowyn tapfer. „Norfric war früher Théodreds Leibwächter. Er hat es niemals verwunden, dass er seinen Herrn überlebt hat, weil er damals an der Schlacht an den Furten des Isen wegen einer Verletzung nicht dabei war.“
„Théodreds Leibwächter?“, stieß Faramir verblüfft hervor. „Vielleicht weiß ja er etwas über dieses vermaledeite Schwert.“
Éowyn schlug sich mit der Hand an die Stirn und lachte freudlos.
„Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin!“
Faramir ergriff ihre Hand.
„Komm, wir fragen ihn.“

Norfric saß auf einer Holzbank vor den Stallungen und schärfte sein Schwert mit einem Wetzstein. Er hatte seinen Helm abgelegt und sein hellblondes, dickes Haar, welches offen seinen Rücken herabfiel, schimmerte in der Sonne.
Als er das Fürstenpaar erblickte, legte er sein Schwert und den Stein beseite, und erhob sich. Er verneigte sich vor den beiden, etwas länger vor Éowyn und kurz vor Faramir.
„Womit kann ich dienen?“, fragte er höflich.
Faramir hatte inzwischen eine Lederscheide für das Schwert anfertigen lassen und zog es vorsichtig heraus.
„Kennt Ihr dieses Schwert, Norfric?“
Der Mann betrachtete die Waffe und schüttelte dann rasch den Kopf.
„Nein, ich kenne es nicht.“
Éowyn blickte enttäuscht zu ihrem Gemahl.
„Ich habe es fast schon befürchtet. Er hatte meinen Vetter auf seinen letzten Feldzügen nicht mehr begleitet, weil er schwer verletzt war.“
„Im Kampf?“, fragte Faramir den Rohir neugierig.
„Nein, ich wurde in Sarumans Kerker gefoltert“, erklärte Norfric zum Erstaunen des Fürsten

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